Zusammenschluss Saarlouiser Kreißsäle in einer Hand

Saarlouis · Dr. Johannes Bettscheider wird gemeinsamer Chefarzt in zwei Krankenhäusern. Beide Geburtsstationen sollen bleiben.

 Das Marienhaus Klinikum Saarlouis ist künftig Anlaufstelle für alle Risikoschwangere.

Das Marienhaus Klinikum Saarlouis ist künftig Anlaufstelle für alle Risikoschwangere.

Foto: Thomas Seeber

Zwei Krankenhäuser, zwei Geburtsstationen, aber in Zukunft nur noch ein Chefarzt: Dr. Johannes Bettscheider ist ab 1. Dezember gemeinsamer Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe im Krankenhaus Saarlouis vom DRK und auch der im Marienhaus Klinikum Saarlouis. Der bisherige Chefarzt dort, Dr. Yemenie Aschalew, wechselt zum Jahresende nach Mainz.

Dabei sollen die Kreißsäle in beiden Krankenhäusern weiter bestehen bleiben, denn sie sind gerade in den vergangenen Jahren sehr gut ausgelastet: In beiden Geburtsstationen kommen jährlich jeweils um die 1000 Babys zu Welt. Deshalb sei eine Schließung eines der beiden Kreißsäle derzeit noch kein Thema, betonte Bettscheider bei einer Pressekonferenz im Marienhaus Klinikum.

Konkret bedeutet die neue Zusammenarbeit der beiden Häuser: Alle Frauen mit einer Risikoschwangerschaft werden ab Dezember im Marienhaus Klinikum betreut. Dafür werden die gynäkologischen Operationen am DRK-Krankenhaus konzentriert.

Im Bereich der geplanten Operationen gelten die meisten Eingriffe Brustkrebs und gutartigen Erkrankungen der Gebärmutter. Diese sollen künftig alle im DRK erfolgen, das als Brustzentrum schon jetzt 300 Ersterkrankungen im Jahr betreut. „Je größer die Zahl der Patienten, desto größer die Expertise“, begründete Bettscheider. „Diese gemeinsame Einheit wird universitären Standard haben und zudem die Regionalität.“

Dr. Klaus-Peter Reimund, Geschäftsführer der Marienhaus Kliniken GmbH, nannte die Zusammenarbeit eine „logische Folge des Landes-Krankenhausplans“, der die Träger anhält, Kooperationen zu prüfen, um Doppelstrukturen abzuschaffen. „Wir versprechen uns davon eine qualitativ hochwertigere Versorgung und eine höhere Attraktivität für Fachpersonal.“ Bernd Decker, Geschäftsführer der DRK Krankenhausgesellschaft Saarland, ergänzte, im Bereich der Kinderklinik im Marienhaus arbeite man schon seit Jahren zusammen. Die erweiterte Kooperation sei deshalb zügig beschlossen worden. „Das kommt den Patienten zugute. Und wir können eine Konkurrenzsituation beilegen.“ Auch Bettscheider betonte: „Ein Miteinander statt ein Gegeneinander ist hier die Basis.“

Die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann begrüßte die Kooperation ausdrücklich: „Zwei medizinisch gut aufgestellte Häuser in direkter Nähe arbeiten jetzt zusammen, können sich spezialisieren und eine gute Versorgung anbieten, das fordern wir schon lange. Wir wollen mehr Zentren.“ Im Saarland gibt es bisher nur eine vergleichbare Kooperation, seit 2016 zwischen dem Winterberg- und dem cts-Krankenhaus in Saarbrücken, doch eine gemeinsame Leitung bei zwei verschiedenen Trägern – das ist neu.

Die Vorteile dieser Zusammenarbeit: Der im Gesundheitsbereich überall vorherrschende, gravierende Personalmangel könne abgemildert werden. Denn die Fachkräfte, in erster Linie Ärzte, aber auch Hebammen und Pflegekräfte, können so an beiden Standorten eingesetzt oder ausgetauscht werden, etwa bei der Rufbereitschaft, erläuterte Bettscheider. Außerdem wird eine gemeinsame Aus- und Weiterbildung möglich. „Das macht den Standort für Mediziner attraktiver.“ Langfristig seien zudem mehr familienfreundliche Arbeitsverhältnisse möglich.

Im DRK gibt es in der Gynäkologie derzeit 14 Vollzeitstellen, im Marienhaus 13,5. Das DRK hat im Kreißsaal neun Stellen für 18 Hebammen, aber seit September keine Beleghebammen mehr; das Marienhaus hat elf festangestellte und fünf Beleghebammen. Insgesamt arbeiten auf beiden Stationen jeweils rund 50 Fachkräfte; diese sollen aber keine neuen Arbeitsverträge erhalten, sondern verbleiben beim bisherigen Träger.

 Ins DRK Krankenhaus Saarlouis werden künftig alle gynäkologischen Operationen verlagert.

Ins DRK Krankenhaus Saarlouis werden künftig alle gynäkologischen Operationen verlagert.

Foto: Thomas Seeber

Auch in anderen Bereichen könnten die beiden Häuser künftig zusammenarbeiten. Gespräche darüber gebe es, Konkretes wollten die Geschäftsführer aber nicht sagen.

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