Ein stinkender Sumpf im Garten

Picard · Zwei große Probleme verursacht der Mühlbach in Picard: Zum einen ist er durch ein Naturschutzgebiet quasi aufgestaut und überschwemmt die Gärten der Anwohner. Und zweitens überschwemmt er sie bei Regen noch mit Fäkalien.

 Tiefer Morast und Abwässer, schleimiger Algen: Der Bach verwandelt das Taffingstal in einen stinkenden Sumpf. Die Anwohner Christa Ecker (r.) und Marcus Hettiger haben genug. Foto: Rolf Ruppenthal

Tiefer Morast und Abwässer, schleimiger Algen: Der Bach verwandelt das Taffingstal in einen stinkenden Sumpf. Die Anwohner Christa Ecker (r.) und Marcus Hettiger haben genug. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Schon von weitem riecht es nach Fäkalien, Klopapier schwimmt in der öligen, braunen Brühe. Dieses Wasser fließt nicht etwa in einer Kläranlage, sondern in den Taffingsweiher in Picard , Naherholungsgebiet und vor allem Naturschutzgebiet. Direkt neben dem stinkenden Bach weist ein Schild des Umweltministeriums darauf hin: "Dank der guten Wasserqualität konnte sich hier ein nährstoffarmes Zwischenmoor ausbilden."

"Das Schild ist der pure Hohn", sagt Anwohnerin Christa Ecker. Die promovierte Mikrobiologin wohnt in der Dorfstraße, der Bach läuft genau durch ihr Grundstück. Mit anderen Anwohnern kämpft sie seit Jahren dafür, dass die Stadt und das Umweltministerium die Missstände beheben. "Doch niemand fühlt sich zuständig", beklagt Ecker.

Der frühere Mühlbach im Taffingstal ist im Bereich des Naturschutzgebietes komplett zugewachsen, Ablagerungen haben das Bachbett zugesetzt, das Wasser fließt kaum noch ab. Die Folge: Das Umland steht selbst bei trockener Witterung unter Wasser, das Grundstück der Eckers, auf dem deren Pferde weiden, ist fast zur Hälfte im Morast versunken. Überall Matsch, das Betreten ist kaum noch möglich, Bäume sterben ab, ein giftiges Hahnenfußgewächs breitet sich aus.

Wenn es stark regnet, kommt ein Problem dazu: Der Kanal des EVS läuft über. Ein Anschluss befindet sich ebenfalls auf dem Grundstück der Eckers: Abwasser mit Tampons und Fäkalien überschwemmt dann die Wiese. Das alles fließt dann wieder über den Bach ab, durch das Naturschutzgebiet. Ohnehin verschmutzt ist der Bach, weil der Kanal nicht dicht sei, erklärt Ecker. Doch weder Stadt noch EVS seien bisher tätig geworden, obwohl die Situation längst bekannt sei. Etwa zwei bis vier Mal im Jahr steht inzwischen alles unter Abwasser: "Die Fäkalien liegen auf der Wiese, das ist ja auch eine Infektionsgefahr", empört sich die Biologin. Fotos beweisen die unappetitlichen Zustände.

Auf der Höhe von Eckers Grundstück, das an das zugewucherte Naturschutzgebiet grenzt, ist der Bach gerade noch eine Handbreit tief; dementsprechend sucht sich das Wasser andere Wege und versumpft das ganze Gelände. Im Frühjahr hatten die Anwohner endlich erreicht, dass die Stadt den Bach aushob - aber nur etwa 20 Zentimeter, binnen weniger Monate hatte er sich wieder zugesetzt. "Die sollen doch einfach nur den Zustand wiederherstellen, wie er früher im Naturschutzgebiet war", beklagt Ecker.

Zuständig für die Pflege des Baches ist die Stadt. Doch die hat angeblich keine Erlaubnis, tätig zu werden. Mehrfach wurde Ecker zugesichert, sich darum zu bemühen. Dem Umweltministerium wiederum liege kein Antrag der Stadt vor, sagte eine Sprecherin. Immerhin: Eine Rückfrage beim EVS habe ergeben, dass die Kanal-Probleme mit einer Sanierung 2015 behoben werden sollen.

Das Ministerium sei davon ausgegangen, dass das Problem sich mit der letzten Aushebung erledigt habe, erklärte dessen Sprecherin. Grundsätzlich seien auch Eingriffe in Naturschutzgebiete möglich, hier sei "aber keine Notwendigkeit gegeben", sagte sie. "Die Anwohner leben in einer Aue, und dass da Wasser auf der Wiese steht, damit müssen die leben."

Meinung:
Völlig unbegreifliche Zustände

 Klopapier und Fäkalien werden bei Regen aus diesem Kanal geschwemmt. Foto: Ecker

Klopapier und Fäkalien werden bei Regen aus diesem Kanal geschwemmt. Foto: Ecker

Foto: Ecker

Von SZ-Redakteurin Nicole Bastong

Leider kein schlechter Witz: Mitten in einem Naturschutzgebiet sickert dreckiges Abwasser aus dem Kanal. In einen Bach, der dann in einen Weiher mündet, in dem zum Beispiel auch geangelt wird. Da versinken seit Jahren den Anwohnern im Taffingstal die Gärten im Matsch, und bei Regen sogar im Klowasser. Und seit Jahren beklagen die Anwohner diese Missstände - und nichts, aber rein gar nichts passiert. Stattdessen schieben sich Stadt und Umweltministerium gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Aber, bei aller Bürokratie: Man muss kein Fachmann sein, um zu sehen, dass da eine stinkende, trübe Brühe in den Weiher läuft. Erst 2015 soll das Problem behoben werden - nach dem Motto: Auf ein Jahr kommt es auch nicht mehr an. Völlig unbegreiflich!

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