Kulturpreis der Kreises Auf dem Weg zu einer neuen Kunstform

Saarlouis · Der Landkreis Saarlouis verleiht dem Schriftsteller Andreas Drescher den Kulturpreis. Dotiert ist er mit 3000 Euro.

 Landrat Patrik Lauer überreicht Andreas Drescher im Landratsamt die Urkunde über den Kulturpreis — eine Begegnung auch zweier früherer Klassenkameraden.

Landrat Patrik Lauer überreicht Andreas Drescher im Landratsamt die Urkunde über den Kulturpreis — eine Begegnung auch zweier früherer Klassenkameraden.

Foto: Thomas Seeber

Andreas Drescher aus Saarlouis hat am Dienstagabend den Kulturpreis für Kunst und Wissenschaft des Landkreises Saarlouis erhalten. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert. Für die Auszeichnung vorgeschlagen wurde Drescher von Hansjörg Schu. Eine Jury aus Sachverständigen wählte ihn als Preisträger aus fünf Vorschlägen aus, und der Kreistag folgte dem einstimmig. Gerade das „macht mich stolz“, sagte Drescher im Sitzungssaal des Landratsamtes.

Drescher schreibt nicht nur. Er organisiert Lesungen, gehört Vorlese-Jurys an und gibt seine Schreib-Erfahrungen in Schulen weiter, er hat seinen eigenen Verlag, den Abel-Verlag. Jörg Sämann, im Kultusministerium zuständig für Literatur und Bibliotheken, würdigte den Schriftsteller zur Verleihung des Preises im Landratsamt: Eigenwillig, sprachlich wie gedanklich und typografisch. Drescher habe schon seit seiner Jugend davon gesprochen, „komische Sätze im Kopf“ zu haben, die er strukturieren wolle, „an und mit ihnen arbeiten, bis sie in einen Erzählfluss hineinfließen“. Tatsächlich, sagt Drescher, wollte er schon mit 17, noch auf der Schule, dem Stadtgarten-Gymnasium Saarlouis, Schriftsteller werden. „Bemerkenswert konsequent“ nannte Sämann das. Ein Studium der Germanistik, Politik und Philosophie in Köln bereitete den Weg vor.

Natürlich würdigten Lauer und Sämann Dreschers jüngstes Buch, „Die Rückkehr meines linken Arms“. Es versammelt 35 Geschichten von Menschen aus der Region. Kreativ erzählt, immer von Begegnungen ausgehend, immer zu Geschichten anregend und doch nah am Faktischen, so skizzierte es Sämann.

Nun soll der Kulturpreis das Gesamtwerk des Geehrten in den Blick nehmen, wie Lauer unterstrich. Im Falle Dreschers umfasste diese Würdigung vor allem das, was erst noch kommen wird. Sämann warf einen Blick auf den Roman „Kohlenhund“, der für Mitte 2018 angekündigt ist. Wieder das regionale Leben als Quelle für Literatur: „Kohlenhund“ handelt von den letzten Lebensjahren des Großvaters von Drescher, der ursprünglich aus Schwalbach stammt.

Mehr noch aber beschäftigte die beiden Redner ein ganz anderes Werk Dreschers, das noch im Werden ist: Maldix.

Drescher will „mit Maldix die Möglichkeiten von Literatur und Künstlicher Intelligenz zusammenführen“, und, ja, er zögert ein wenig, wenn er seinen Anspruch formuliert: „Eine neue Kunstform schaffen“. Am Ende steht kein Buch, sondern ein Gespräch, das der Leser (der keiner ist) über seinen Computer mit einem erfundenen Dia­logpartner, eben Maldix, führt. Diese Gespräche sollen anders verlaufen als übliche. Sie sollen eindeutiger sein. Drescher: Wenn zwei selbst sehr gute Freunde über dasselbe reden, der eine am Tag vorher jemanden beerdigt hat und der andere sehr glücklich war, dann werden sie aneinander vorbeireden. Maldix soll dagegen Antworten liefern, die gewissermaßen um Zufälligkeiten bereinigt sind.

Maldix ist also ein Dialogpartner aus dem Internet, der zweierlei zur Verfügung hat: Erstens das ganze Reservoir der Prosa-Texte, die Drescher bisher veröffentlicht hat. Aus diesen Texten wählt Maldix seine Antworten selbstständig aus.

Dazu muss er lernfähig sein, also auch sein Gegenüber und seine Bedürfnisse richtig einschätzen. Dafür wiederum spricht er, zweitens, eine eigene, von Drescher entwickelte Sprache, die „Abel“ heißt. Vereinfacht gesagt, reduziert „Abel“ das Geschehen auf eindeutige Strukturen, mit denen er kommunizeren kann. Maldix antwortet dem Gesprächspartner aber in Normalsprache.

Maldix ist also ein digitales Geschöpf Dreschers mit vielen Eigenanteilen. Kennengelernt hat Drescher Maldix, den legendären Windgeist vom Litermont, in der Kindheit. „Mein Opa“ – es ist der aus „Kohlenhund“ – „sagte immer, wenn der Wind ums Haus heulte: Das ist Maldix.“

MIt zehn Jahren schon habe er sich Zeichen ausgedacht, die mehr bedeuten als bloß einen Buchstaben oder ein Wort, erzählt Drescher.

Das war „Abel“ im Keim. Das Notizbuch des damals Zehnjährigen gibt es noch. Schreiben ist für Drescher so etwas wie ein stiller Sieg über den Alltag. Alles sei in Bewegung, aber wenn er abends einen Text zurücklasse, sei der morgens noch unverändert da, er könne an ihm weiterarbeiten.

Der „Kulturpreis für Kunst und Wissenschaft des Landkreises Saarlouis wird im Wechsel mit dem „Kulturpreis für Heimatpflege und Heimatforschung“ und dem „Nachwuchspreis für künstlerisch Begabte“ vergeben.

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