Rätselhafter Wall am Königsberg

Siersburg · Ein Wetter für Sagen und Legenden herrscht auf dem Königsberg, wenn Nebel zwischen den Bäumen hängt. Hier liegt die vielleicht älteste Wallanlage des Saarlandes, zu der bislang jedoch nur wenig bekannt ist.

 Landesdenkmalpfleger Dr. Wolfgang Adler (r.) und Bernd Berretz, Awo-Projektleiter, diskutieren über die Wallmauer.

Landesdenkmalpfleger Dr. Wolfgang Adler (r.) und Bernd Berretz, Awo-Projektleiter, diskutieren über die Wallmauer.

Eine wallartige Aufschüttung zieht sich etwa 90 Meter quer über den Bergsporn des Königsbergs bei Siersburg . Vor diesem so genannten Abschnittswall liegt ein rund zwölf Meter breiter Graben. Seit 2010 sucht dort Wolfgang Adler vom saarländischen Landesdenkmalamt nach Hinweisen auf Entstehung und Nutzung der Anlage. Bei Folgegrabungen 2013 und 2014 entdeckten Archäologen unter Grabungsleiter Martin Frey unter der Aufschüttung eine Mauer. Deren Sandsteine sind ohne Mörtel und ohne Holzbalken übereinander gestapelt. Die Mauer ist etwa 1,8 Meter breit sowie 2,50 Meter hoch und oben weggebrochen.

Der Graben davor "wurde anscheinend nicht extra ausgehoben", stellte Adler zum Abschluss einer Grabung im Oktober/November 2015 fest. "Man hat da einfach die Steine für die Mauer gebrochen." Steinmauer und Graben riegeln den nach Osten weisenden Bergsporn ab. Zu beiden Seiten endet die Anlage an steilen Abhängen. Vom Graben aus gesehen, liegt hinter der Mauer eine Rampe aus Lehm und Steinen. Womöglich, damit Verteidiger schneller auf die Mauer konnten.

Aber vieles ist bisher unklar. So beim Tor, das sich nicht in der Mauermitte befindet, sondern am nördlichen Ende. Steinreste verweisen auf einen schmalen Durchgang von etwa 1,3 Metern. Rätselhaft bleibt trotz nun durchgeführter Suchgrabungen auch der Bereich hinter der Mauer. Denn es fanden sich keinerlei Spuren von Häusern. Als "untypische Lage" stufte Adler den Wall auf dem Königsberg schon früher ein. Andere Anlagen der Region lägen an exponierten Stellen, von denen eine Kontrolle des Saartals möglich war. Um Hinweise auf Funktion und Zeitraum zu finden, soll es weitere Grabungen geben, sagte Adler. Und um die Anlage in die Siedlungsgeschichte vor mehr als 2000 Jahren einordnen zu können. "Vom Mauerbau her passt es am ehesten für die Spätbronzezeit", vermutete er. Darauf weise auch die geringe Fläche von rund einem Hektar hin. Etwa 1000 bis 900 vor Christus, schätzt Adler bislang für die Anlage. Genauer gehe es nicht, denn es lägen nur wenig aussagekräftige Keramikstücke und Holzreste vor.

Sie "unterscheidet sich deutlich von dem, was wir auf dem Limberg haben", sagte er weiter. Die dortigen Wälle und Gräben in Richtung des Bergsporns über der Saar werden der Eisenzeit zugeordnet.

Keine touristische Nutzung

 Der rund zwölf Meter breite Graben diente als Steinbruch.

Der rund zwölf Meter breite Graben diente als Steinbruch.

 Die südliche Ecke der Wallanlage auf dem Königsberg mit Trockenmauer aus übereinander gefügten Sandsteinen. Fotos: J. Bodwing

Die südliche Ecke der Wallanlage auf dem Königsberg mit Trockenmauer aus übereinander gefügten Sandsteinen. Fotos: J. Bodwing

Als mögliche Erklärung für die Häufung alter Anlagen zwischen Siersburg und Wallerfangen nannte Adler den Bergbau im Raum St. Barbara. Kupferabbau wäre möglich. In der Römerzeit war es Azurit.

Mauer und Grabungsmulden sind im Rahmen eines Beschäftigungsprojektes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Siersburg inzwischen wieder zugeschüttet worden. Das soll Frostschäden vermeiden. Aus diesem Grund sind auch keine frei gelegten Wallbereiche für die touristische Nutzung vorgesehen.

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