Schritt für Schritt zur Barrierefreiheit

Rehlingen-Siersburg · Albert Metzinger hat in seiner Rolle als Behindertenbeauftragter der Gemeinde Rehlingen-Siersburg die vergangenen zwei Jahre zusammengefasst. Dabei sieht er viele positive Entwicklungen, aber auch Nachholbedarf.

 Albert Metzinger zu Besuch im Rathaus. Foto: Barbara Scherer

Albert Metzinger zu Besuch im Rathaus. Foto: Barbara Scherer

Foto: Barbara Scherer

Wenn es um das Thema Barrierefreiheit geht, ist Albert Metzinger generell zufrieden mit den Entwicklungen in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg . "Wir sind einer der Vorreiter auf diesem Gebiet", erklärt er stolz. Das ist nicht zuletzt sein Verdienst: Bereits seit 1997 übt der 65-Jährige aus Hemmersdorf das Amt des Behindertenbeauftragten für die Gemeinde aus. In der Wahlperiode des Gemeinderates muss er zwei Mal Bericht über seine Tätigkeit erstatten. Zuletzt hat er im November über die Entwicklungen in den vergangenen zwei Jahren gesprochen.

"Bauliche Barrierefreiheit liegt mir am Herzen", betont er, "auch für Seh- und Hörbehinderte". Denn mit dem steigenden Alter in der deutschen Bevölkerung werde die Zahl der Menschen mit Behinderung steigen - aktuell verzeichnet er 1454 Menschen in der Gemeinde, die als schwerbehindert eingestuft sind. 182 von ihnen haben das Recht, auf einem Behindertenparkplatz zu parken. Davon gibt es im Gemeindebereich zurzeit 42 öffentliche sowie 20 von privaten Dienstleistern.

Sehr dankbar ist Metzinger dabei "für die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Bürgermeister. Die Gemeinde hat eine Vorbildfunktion gegenüber anderen", ist er überzeugt. Diese wird erfüllt: In allen Ortsteilen sind die Hallen und Dorfgemeinschaftshäuser stufenlos erreichbar; im Sitzungssaal des Rathauses in Siersburg sowie in der Kultur- und Sporthalle in Rehlingen gibt es Hörschleifen für Hörbehinderte.

Ebenfalls zufrieden ist Metzinger mit der Vorgehensweise bei geplanten Sozialwohnungen in der Gemeinde Rehlingen-Siersburg : "Einige Wohnungen werden auch barrierefrei."

Als weitere wichtige Schritte empfindet er die barrierefreie Umgestaltung des Kindergartens St. Martin in Siersburg sowie die zwei neuen Einkaufsmärkte in Rehlingen. "In beiden gibt es eine Behindertentoilette", freut er sich. Insgesamt sind in der Gemeinde zurzeit 38 Behindertentoiletten vorhanden.

In anderen Bereichen sieht Metzinger jedoch noch Nachholbedarf. "Die Vorschriften der Bauordnung reichen an sich aus", findet er, "aber sie werden oft nicht beachtet." Ihm ist es wichtig, dass die Bauaufsichtsbehörden verstärkt kontrollieren, um Missstände zu verhindern und teure Nachrüstungen zu vermeiden. Dabei gibt er gerne Empfehlungen und Hinweise aus seiner eigenen Erfahrung: Metzinger ist selbst seit 30 Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. "Dadurch habe ich erfahren, wo die Barrieren eigentlich liegen", sagt er.

Probleme mit solchen Barrieren sieht er bei vielen Gaststätten sowie einigen Arztpraxen. Durch fehlende Barrierefreiheit seien Betroffene in ihrer freien Arztwahl eingeschränkt, bedauert er, "man muss froh sein, wenn überhaupt ein Arzt da ist, der auch Hausbesuche macht". Manchmal seien Kompromisse unumgänglich, so zum Beispiel im Fall einer Apotheke in Hemmersdorf.

Für die Zukunft hat sich Metzinger noch einiges vorgenommen: die Absenkung von Bürgersteigen, die Umgestaltung von Bushaltestellen und mehr Behindertenparkplätze im Gemeindebereich. Verbesserungsbedarf sieht er zudem auch bei der Niedtalbahn: Weder die Haltestellen noch die Züge seien für Personen mit Rollstuhl oder mit Rollator barrierefrei nutzbar.

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