Wenn diese Mauer erzählen könnte . . .

Siersburg · Vielleicht 3000 Jahre alt und fast genau so lange vergessen sind Steinwall und Graben auf dem Königsberg bei Siersburg. 2010 fanden dort die ersten archäologischen Grabungen statt, dann wieder 2013 und erneut in den vergangenen vier Wochen.

 Fein säuberlich aus dem Erdwall herauspräpariert ist die etwa 1,8 Meter breite Befestigungsmauer auf dem Königsberg bei Siersburg. Fotos: Johannes A. Bodwing

Fein säuberlich aus dem Erdwall herauspräpariert ist die etwa 1,8 Meter breite Befestigungsmauer auf dem Königsberg bei Siersburg. Fotos: Johannes A. Bodwing

 Vom Steintor der Befestigungsanlage auf dem Königsberg finden sich noch dicke Sandsteinblöcke der linken Ecke; rechts davon liegt ein nur 1,3 Meter breiter Durchgang aus lehmigem Boden.

Vom Steintor der Befestigungsanlage auf dem Königsberg finden sich noch dicke Sandsteinblöcke der linken Ecke; rechts davon liegt ein nur 1,3 Meter breiter Durchgang aus lehmigem Boden.

 Hinter der rund 1,8 Meter breiten Wallmauer auf dem Königsberg schließt sich eine Rampe aus kleineren Sandsteinen an. Vermutlich gelangten darüber Verteidiger zu Holzbrüstungen auf die Mauer.

Hinter der rund 1,8 Meter breiten Wallmauer auf dem Königsberg schließt sich eine Rampe aus kleineren Sandsteinen an. Vermutlich gelangten darüber Verteidiger zu Holzbrüstungen auf die Mauer.

Auf den ersten Blick ist es einfach eine Mauer aus dicken Sandsteinen. Rund 1,8 Meter breit und früher einmal mindestens zwei Meter hoch. Früher heißt hier, etwa zur späten Bronzezeit, also vor rund 3000 Jahren. Einen Ausschnitt dieser Mauer legten Archäologen um Grabungsleiter Martin Frey in den vergangenen vier Wochen frei. Dabei präparierten sie die Steinlagen aus einem Erdwall auf dem Königsberg bei Siersburg heraus. Die bisherige Fundlage umfasst den Rest eines Steintores und einen gut erhaltenen Mauerausschnitt. Dazu kommen Erdverfärbungen sowie ein paar kleine Keramikscherben.

Vor diesem Hintergrund ist Landesdenkmalpfleger Wolfgang Adler vorsichtig mit der Datierung. Einen Zeitraum zwischen etwa 1200 und 800 vor Christus hält er für passend. Das wäre besagte späte Bronzezeit, auch Urnenfelderzeit genannt, erklärte Adler vor Ort. Rund 90 Meter lang riegelt der Erdwall den Bergsporn ab. Im Wall steckt die Mauer, deren dicke Sandsteine aus dem vorgelagerten flachen Graben stammen. Hinter der Mauer liegt eine aus kleinerem Material bestehende breite Rampe. Über sie konnten Verteidiger im Notfall auf die Steinmauer und dort vermutlich hinter eine Holzbrüstung, um den Sporn zu verteidigen.

Am nordwestlichen Ende des Walls liegt der Rest eines Steintors. Von seiner linken Ecke finden sich noch zwei mächtige Sandsteinblöcke, der Durchgang war nur rund 1,3 Meter schmal. Etwas weiter nach Süden führt ein flacher Weg durch den Wall. Diese Stelle "wurde irgendwann als Steinbruch genutzt", stellte Adler fest. Die Steine der Mauer sind ohne Holzbalken übereinandergestapelt. Weil kein Holz verfaulen konnte, blieb die Mauer bis heute in einem recht guten Zustand. Nur die Mauerkrone ist anscheinend verändert, über sie kippte ein Teil der aufgeschütteten Rampe. "Die Wallmauer wurde wohl in einem Zug aufgebaut", vermutete Adler, "und womöglich auch nicht lange genutzt". "Eine Trockenmauer ohne Mörtel", ergänzte Bernd Berretz. Deshalb sei es notwendig, die Steinlagen wieder mit Sand abzudecken, mindestens bis zur Frosttiefe. Das spreche auch gegen eine Freihaltung zur touristischen Nutzung. Berretz ist Leiter eines Beschäftigungsprojektes der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Siersburg . Sie und die Gemeinde Rehlingen-Siersburg unterstützen tatkräftig die Grabungsaktionen.

"Eine untypische Lage", sagte Adler zu dem Befestigungswerk auf dem Königsberg . Denn andere Anlagen der Region finde man an exponierten Stellen, die eine Kontrolle des Saartals ermöglichten. Beispielsweise Wälle auf dem Limberg über der Engt. "Das ist jetzt nur mal eine Hypothese", setzte Wolfgang Adler an. Aber aus der späten Bronzezeit seien zahlreiche Bronzefunde im Raum Wallerfangen bekannt. Diese stünden womöglich im Zusammenhang mit den Kupfererz-Vorkommen bei St. Barbara. Von daher sei es denkbar, dass die Anlage auf dem Königsberg den Zugang zu diesen wirtschaftlich bedeutenden Erzlagerstätten kontrollieren sollte.

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