Gedenken Jugendliche errichten Gedenkstätte

Siersburg · Internationales Workcamp in Siersburg baut Gedenk-Platz zur Erinnerung an jüdische Bürger

 Workcamp in Siersburg:Tatkraft ist gefragt beim Errichten der Gedenkstätte an der Pfarrkirche St. Martin.

Workcamp in Siersburg:Tatkraft ist gefragt beim Errichten der Gedenkstätte an der Pfarrkirche St. Martin.

Foto: Carolin Merkel

Eifrig belädt Thomas Bianco die Schubkarre, Nachschub zum Befestigen der ersten Steine wird dringend gebraucht. Derweil befördert Nayeli Paramo mit einem Trupp die Verbundsteine an den Platz, an dem sie gebraucht werden.

Noch knapp zwei Wochen haben die elf jungen Männer und Frauen, die derzeit am Internationalen Workcamp des IJGD (Internationale Jugendgemeinschaftsdienste) teilnehmen, Zeit, um die Arbeit zu beenden.

Sie alle, erklärt Martin Silvanus, Bürgermeister der Gemeinde Rehlingen-Siersburg, wurde vorab informiert, was sie beim Workcamp in Siersburg erwartet, Nicht zum ersten Mal, sagt er, sind junge Menschen aus der ganzen Welt in die Gemeinde gekommen - um zu arbeiten, aber auch, um sich und die Menschen kennenzulernen.

Viel Zeit für gemeinsame Unternehmungen, betont Dunja Kolaric-Wilhelm von der Gemeindeverwaltung, bleibt den jungen Erwachsenen trotz hartem Arbeitseinsatz. „Ich wollte mich gerne einem Projekt anschließen, das wichtig für die Menschen ist. So etwas gibt es in Mexiko nicht“, erzählt Paramo. Die 24 Jahre alte Lehrerin hat mit einem 18 Stunden Flug die weiteste Anreise gehabt.

Doch sie ist nicht zum ersten Mal in Deutschland, ein Workcamp hat sie bereits nach Bad Harzburg geführt. Selbst der erst 16 Jahre alte Bianco aus Italien, Camp-Nesthäkchen, hat bereits Camp-Erfahrung. Auch in Deutschland, sagt er, ist er schon viel rumgekommen, nur das Wetter gefalle ihm nicht so.

Keine Erfahrungen mit dem Workcamp gemacht hat dagegen Jan Paul Busch, 30 Jahre alt und aus Berlin. In einem Seminar der IGJD gut auf seine Aufgaben vorbereitet, hat er zusammen mit der versierten Campleiterin Ivana Marcovic aus Belgrad die Campleitung übernommen.

„Ivana hat mir berichtet, dass die Zusammenarbeit in diesem Camp ausgezeichnet gut funktioniert“, erzählt der ehemalige Student. Mit der Masterarbeit hat er in Berlin die Studiengänge Biologie und Chemie abgeschlossen, nutzt die Zeit, um im Camp einmal ganz andere Erfahrungen, nämlich in einer Gruppe zu leben, zu machen.

Unter fachkundiger Anleitung haben die Jugendlichen in den ersten Tagen des Aufenthalts die Vorarbeiten erledigt, das Aussehen der Gedenkstätte lässt sich bereits erahnen. So, wie die Gedenkstätte ganz langsam wächst, so entwickelte sich auch die Idee zu diesem Denkmal an die jüdischen Bürger in Siersburg in unmittelbarer Nachbarschaft zur katholischen Kirche.

Zum Vor-Ort-Besuch ist  Werner Klemm vorbeigekommen. Er hat es vor über 20 Jahren geschafft, auf jüdische Spurensuche in Siersburg zu gehen. „Anfangs wollten die Menschen nicht darüber reden. Da mich viele aber als Hausarzt kannten, hatten sie Vertrauen und wir kamen ins Gespräch“, erinnert er sich.

Das Schicksal der sieben letzten jüdischen Bürger in Siersburg hat er nachgezeichnet, an sie soll die Stätte erinnern. Gut zehn Jahre später, erzählt Umweltminister Reinhold Jost in seiner Funktion als Ortsvorsteher von Siersburg, hat der Ortsrat den Beschluss gefasst, eine Gedenkstätte zu errichten. „Doch es war gut, dass wir nicht voreilig gehandelt haben. So etwas braucht Zeit“, erklärt er.

Von einem wohlwollenden Unterstützer zu einem betroffenen Mitmenschen, erzählt Martin Silvanus, sei er bei seinen insgesamt drei Besuchen im französischen Lager Gurs geworden.

Schließlich setzte er sich an die Gestaltung des Denkmals. Abgestimmt ist die Formgebung, erklärt er, mit den Räten, aber auch der Synagogengemeinde Saar. Schließlich kam die Anfrage des Internationalen Workcamps. Das findet übrigens schon zum sechsten Mal in der Gemeinde statt. „Wer, wenn nicht Jugendliche aus allen Ecken der Welt, wären besser dafür geeignet, solch eine Gedenkstätte zu errichten“, betont er.

Die finanzielle Unterstützung für das Projekt kommt vom Landkreis, der Landeszentrale für politische Bildung, der KSK Stiftung sowie Sporttoto. Die Wichtigkeit des Denkmals, das mit Steinen aus Gurs gebaut wird, betonte Klemm. „Die letzten Zeitzeugen sterben uns weg. Da ist es ganz wichtig, dass wir mit Gedenkstätten eine andere Form des Erinnerns entwickeln“, sagt er.

Die offizielle Einweihung der Gedenkstätte für die jüdischen Mitbürger in Siersburg findet am Freitag, 11. August um 15 Uhr an der St. Martin Kirche in Itzbach statt.

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