Mittelaltertage Keine Angst vor großen Rittern

Siersburg · Bei den Mittelaltertagen auf der Siersburg kamen Groß und Klein auf ihre Kosten. Neben Einblicken ins Leben der Ritter gab es auch spannende Spiele.

 Unter schattigen Leinendächern campierte mittelalterliches Volk auf der Siersburg.

Unter schattigen Leinendächern campierte mittelalterliches Volk auf der Siersburg.

Foto: Johannes A. Bodwing

Keine Angst vor großen Rittern hatten Kinder am Sonntagnachmittag auf der Siersburg. Mit Begeisterung und Isolierhüllen für Heizungsrohre prügelten sie auf die dick gepolsterten Recken ein und verteidigten erfolgreich die Burg.

Von Freitag bis Sonntag stand die Siersburg im Zeichen des Mittelalters. Kein Markt, sagte Bernd Berretz von der Ritterschaft Siersberg. „Als wir anfingen, waren so wenige Stände da, das wäre vermessen gewesen, es als Markt zu bezeichnen.“ Daraus wurde bereits die 14. Veranstaltung dieser Art. Mit etwa 20 Ständen und vielen Mittelaltergruppen mit etwa 120 Teilnehmern. Gut 80 Helfer aus zahlreichen Vereinen hatten das Fest auf der Burg vorbereitet und im Laufen gehalten. Da spielte sogar das Wetter mit. „Die Regenfront zieht 100 Kilometer südlich vorbei“, meinte Thomas Schmitt erleichtert.

Als rot gewandeter Burgvogt kümmerte er sich um die Abläufe auf dem breiten Plateau. Dazu zählte auch der Kampf Kinder gegen Ritter. „Die Kinder sind da ganz wild drauf.“ Gänse schnattern im Gehege, Ziegen lassen sich streicheln, und eine Kuh liegt friedlich im Stroh. Einen kleinen Mittelalterhof hatte Katja Schäfer aus der Eifel mitgebracht.

Wie vor hunderten von Jahren stand sie daneben, in ledernen Bundschuhen und Leinengewand. „Hühner und Schweine waren im Mittelalter noch halb wild“, erklärte sie. Wer also ein Frühstücksei wollte, „der musste schon mal danach suchen gehen“. Die Tiere hier seien alte Rassen, aber schon an den Menschen angepasst. „Ich muss da im Interesse der Tiere Zugeständnisse machen.“

Mit einem Taschendrachen begeisterte „William der Zauberer“ die Kinder. Das kleine Feuer speiende Ungetüm ist auch bekannt als Feuerzeug. Die Pfeifen dafür schnitzten Tom Metzlaff und Ulrich Büttner. „Lesepfeifen“, sagten sie zu den Stücken mit dickem Pfeifenkopf und langem strohhalmähnlichem Mundstück. Rau zu ging es bei manchen ritterlichen Unterhaltungen. „Das nennt man Bruchenball“, erläuterte Thomas Schmitt. Bruche ist die lange Leinenunterhose der Ritter. Und in denen traten die Recken an. Die Gruppe der Christen und die der Heiden, mit je fünf eingeölten Teilnehmern. Den 55 Kilogramm schweren sandgefüllten Ledersack mussten sie auf rutschig-nassem Gras ins gegnerische Tor bugsieren. „Das hat einen historischen Hintergrund“, stellte Schmitt dar. „So übten die Knappen, ihren verletzten Herrn vom Schlachtfeld zu retten.“

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