Debütroman von Brigitte Wustrau aus Hemmersdorf Ihr „Stadtschreiber“ ist auch ihre Geschichte

Hemmersdorf · Brigitte Wustrau aus Hemmersdorf hat ihren ersten Roman veröffentlicht – mit 74 Jahren. Der nächste ist bereits in Planung.

 Brigitte Wustrau aus Hemmersdorf präsentiert ihren Debütroman „Stadtschreiber“.

Brigitte Wustrau aus Hemmersdorf präsentiert ihren Debütroman „Stadtschreiber“.

Foto: Merkel Carolin/Carolin Merkel

Wenn Brigitte Wustrau in ihrem Heimatort Hemmersdorf abends zu Bett geht, darf eine Lektüre auf ihrem Nachttisch nicht fehlen: „Stadtschreiber“ – ihr im September erschienener, 268 Seiten starker Debütroman. Die Geschichte nimmt die Leserschaft mit auf eine Reise in das Seelenleben eines ewig suchenden Mannes, der bewusst namenlos bleibt. Er ist hin- und hergerissen zwischen den Ansprüchen der Wirklichkeit und dem eigenen Verlangen nach der perfekten Sprache. Und so sitzt der Stadtschreiber hoch oben in dem Turmzimmer vor einem leeren Blatt Papier und weiß nicht so recht, was er über das, was sich dort unten abspielt, berichten soll. Denn eines soll er dabei auf jeden Fall aussparen: die dunkle Vergangenheit. Doch wie, fragt er sich, soll er die Zukunft beschreiben, wenn er nicht zurückblicken darf.

Beim Lesen entdeckt die 74 Jahre alte Brigitte Wustrau, die in der Erzählung auch ihre eigene Geschichte verarbeitet hat, immer wieder neue Details, wie sie erklärt. Wenn es nach ihr gegangen wäre, würde die Geschichte, die sie bereits vor einigen Jahren geschrieben hat, noch immer in ihrem Schreibtisch schlummern, erzählt sie im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung. Sie hat sich seit ihrer Kindheit mit Literatur auseinandergesetzt. Zunächst haben ihr die älteren Geschwister vorgelesen, später hat sie selbst zum Buch gegriffen. Und auch das Schreiben, erinnert sie sich, erfüllte sie schon in jungen Jahren mit Begeisterung. Ihr Vater, Albert Racke, einst Küster und Organist der Kirchengemeinde in Hemmersdorf, förderte sie und ihre Geschwister und schenke ihr als 13-Jährige das erste Tagebuch. Dieser Tradition, vor allem in Gedichten und Kurzgeschichten das festzuhalten, was sie bewegt, ist sie bis heute treu geblieben. Auch wenn ihr Berufsleben und ihre drei Söhne ihren Alltag füllten, so war die Literatur immer ein fester Teil.

Und letztlich verdankt sie es auch ihren Söhnen, dass sie mit „Stadtschreiber“ nun ihren Debütroman vorlegen kann. Denn neben ihren Tagebüchern, kurzen Geschichten und Lyrik machte sie sich auf den Weg, einen Roman zu schreiben.

An eine Veröffentlichung, erklärt sie, habe sie lange nicht gedacht. „Vor einiger Zeit habe ich mich schließlich doch auf die Suche nach einem kleinen Verlag gemacht, die Sache verlief damals jedoch erfolglos“, erzählt sie. Und so verwarf sie die Idee wieder. Ihre Söhne sahen nach der Lektüre des Entwurfs sehr viel Potenzial im „Stadtschreiber“ und konnten mit dem Grundblick-Verlag aus der Nähe der hessischen Stadt Marburg einen Verleger gewinnen. Nach einer umfangreichen Überarbeitung in enger Zusammenarbeit mit einer Lektorin machte Brigitte Wustrau ihr Erstlingswerk schließlich druckreif.

Die Idee zu dem Buch, erzählt die Autorin, sei mit dem Schreiben gewachsen. Anfangs sei der junge Mann als vielschichtiger Charakter angelegt gewesen. Danach entstanden die Menschen, die ihm in der Geschichte begegnen. „Es hat sich im Laufe der Zeit eine Eigendynamik entwickelt“, sagt sie. Während sie sich nun über ihren Mut, im Alter von 74 Jahren einen Roman zu veröffentlichen, freut, arbeitet sie an einem weiteren Werk, das ebenfalls schon vor längerer Zeit entstanden ist. Hier darf man gespannt sein. Im kommenden Jahr ist im Schloss Hausen eine Lesung geplant, Brigitte Wustrau freut sich schon jetzt auf einen regen Austausch mit den Leserinnen und Lesern.

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