Piraten fesseln Captain Veit

Freisen/Nohfelden/Tholey/Nonnweiler. Ein Haftbefehl lag, wie in jedem Jahr, gegen Freisens Bürgermeister Wolfgang Alles vor. Kläger sind die Freisener Hexen, die am Fetten Donnerstag das Rathaus gestürmt und Alles Handschellen angelegt haben. Hauptanklagepunkt ist ein Verstoß gegen Paragraf 111, wie Oberhexe Sylvia Schmidt erklärt: "Es geht um Absatz elf des Lindenalleeschutzgesetzes

 Keine Chance gegen die Macht der weiblichen Piraten hatte Bürgermeister Veit. Fotos: dia-saar.de

Keine Chance gegen die Macht der weiblichen Piraten hatte Bürgermeister Veit. Fotos: dia-saar.de

 Hexe Sylvia Schmidt legt Bürgermeister Alles in Ketten.

Hexe Sylvia Schmidt legt Bürgermeister Alles in Ketten.

 Auch Tholeys Bürgermeister Schmidt wird abgeführt.

Auch Tholeys Bürgermeister Schmidt wird abgeführt.

 Hans-Uwe Schneider übergibt den Schlüssel an das Prinzenpaar.

Hans-Uwe Schneider übergibt den Schlüssel an das Prinzenpaar.

Freisen/Nohfelden/Tholey/Nonnweiler. Ein Haftbefehl lag, wie in jedem Jahr, gegen Freisens Bürgermeister Wolfgang Alles vor. Kläger sind die Freisener Hexen, die am Fetten Donnerstag das Rathaus gestürmt und Alles Handschellen angelegt haben. Hauptanklagepunkt ist ein Verstoß gegen Paragraf 111, wie Oberhexe Sylvia Schmidt erklärt: "Es geht um Absatz elf des Lindenalleeschutzgesetzes." Damit spielen die Hexen auf das Fällen der Linden in der Freisener Schulstraße an. Sie fordern, trotz Finanzkrise "nicht an den Bäumen zu sparen." Für Alles ist dieses Thema ein wunder Punkt, wie er erzählt: "Das Wort Lindenallee kommt mir die Ohre schon raus, ich kann's nimmie höre, für mich ist's ein Kraus." Er verspricht aber gleichzeitig, neue Bäume zu pflanzen: "Junge gesunde Bäume werden noch dieses Jahr wieder sprießen, dann könnt ihr in der Schulstraße Natur pur genießen." Damit waren die Hexen auch versöhnt. Jetzt ging es ans Feiern.Bostalsee-Piraten unterwegsGefeiert wurde auch in Nohfelden. Aber zunächst musste "Captain" Bürgermeister Andreas Veit den Schlüssel herausrücken. Piraten des KKV Eisen nahmen ihn im Rathaus gefangen und fesselten ihn vor der Tür an einen Pfeiler. KKV-Präsident Helmut Jenet erklärte den zahlreichen Zuschauern auch, warum die "Nahefluss- und Bostalsee-Piraten" so sauer sind: "Kein Wunder, dass deren Laune ist total versaut, ey dene haben se doch das Wasser geklaut." Und die Vorsitzende Kerstin Jenet-Molter bedrohte den Captain: "Sind sie bereit, den Schlüssel an uns abzugebe, sonst spiele sie mit ihrem Lebe." Bereitwillig gab Veit den Schlüssel ab - und feierte anschließend mit den Narren. Neben dem KKV waren auch die Karnevalsvereine aus Nohfelden, Sötern und Mosberg-Richweiler beteiligt. "Bürgermeister, mach' das Tor auf, ergib dich und rück den Schlüssel raus." Elferratspräsident Werner Wiesen von den Nonnweiler Karnevalisten fand bei Gemeindeoberhaupt Hans-Uwe Schneider zunächst kein Gehör. Dabei gab es gegen ihn und seine Mannschaft eine Menge Anklagepunkte. "Sie brüten in diesem Haus wieder böse Sachen aus", sagt Wiesen. Nach 18 Böllerschüssen war das Rathaus endlich sturmreif. Schneider erschien in der Tür, nur mit Hose und T-Shirt bekleidet, aber ohne Zähneklappern ob der Verhaftung. "Ich geb' den Schlüssel euch vom Haus und auch die Macht im Ort", reimte der Rathauschef. "Wir jagen alle Sorgen fort, nur Frohsinn darf regieren." Prinz Robert I. proklamierte vor 200 Narren, die zu den Weisen der Kolpingkapelle Nonnweiler/Bierfeld schunkelten, die bis Aschermittwoch geltenden Regeln. Danach wird nach elf Minuten Arbeit elf Minuten Pause gemacht. Das Bier kann bei der Gemeinde von der Steuer abgesetzt werden. "Jetzt wird noch die Kass' geklaut und verprasst", kündete der Karnevalsprinz an. Für Prinzessin Jasmin II. gab es von des Bürgermeisters Mund ein Küsschen. Dann stürmte die Narrenschar in das Rathaus hinein. Eine echte Chance hatte er nicht, auch wenn ihn seine bis an die Zähne bewaffnete Piratenschar im Kampf ums Rathaus unterstützte, der Tholeyer Bürgermeister Hermann Josef Schmidt. Aus der gesamten Gemeinde war die bunte Narrenschar angerückt, angeführt von allen Prinzenpaaren, um die Macht im Rathaus zu übernehmen. Um für die Schlacht gerüstet zu sein, hatten sich die Verteidiger am Mittag gestärkt. Mancher so eifrig, dass im heftigen Abwehrkampf der spannende Hosenbund arg hinderlich war. Der Ärger der Tholeyer Narren war nicht grundlos. In jedem Dorf hatten sie Mängel entdeckt, die dem Bürgermeister in der Anklage präsentiert wurden: Im Bohnental fehlt noch immer der Aussichtsturm, vorm Berschweiler Dorfgemeinschaftshaus ist es immer noch matschig, ums alte Hasborner Rathaus müsste aufgeräumt und in der Sotzweiler Heldenrechhalle besser eingeheizt werden. Und in Tholey, da stören ein roter Sessel und altes Gemäuer den Blick auf den Schaumberg. Alle seine Wortgewandtheit und seine Versprechungen halfen dem Herrn im Rathaus nichts. Er musste sich der Übermacht der Narren beugen und wurde von der Garde der Scheuerner Spätzünder abgeführt. Und fast hatte es den Anschein, als beugte er sich der holden Weiblichkeit recht willig. Als hätte er geahnt, dass im Mauritiushaus bis in den Abend weiter gefeiert wurde. ddt/gtr/him

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