Eisenbart: „Flexibilität hat ihren Preis“

Die Zinsen für Dispositionskredite bei Banken seien viel zu hoch, prangert die Stiftung Warentest an. Dies gelte vor allem für Sparkassen und Volksbanken. Darüber sprach mit Stephan Eisenbart, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Saarlouis, SZ-Redakteur Mathias Winters.

Die Stiftung Warentest kritisiert "Abzocke mit Dispo-Zinsen". Insbesondere Sparkassen und Volksbanken würden ihre starke Position in regionalen Märkten ausnutzen. Wie geht die Kreissparkasse Saarlouis mit diesem Thema um?

Stephan Eisenbart: Tatsächlich sind Dispositionskredite für die Kunden die teuerste Kreditart. Allerdings werden in der öffentlichen Diskussion oft wesentliche Kalkulationsgrundlagen außer Acht gelassen. Dispositionskredite sind für den Kunden bequem und flexibel. Diese Flexibilität, die Verlässlichkeit und Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit haben ihren Preis. So müssen die Kreditinstitute in einem nicht unerheblichen Maße Liquidität vorhalten. Hinzu kommen noch Refinanzierungs-, Verwaltungs- und Eigenkapitalkosten. Die Festsetzung der Höhe des Dispozinssatzes ist wie bei jedem anderen Kreditinstitut an einen Referenzzins gekoppelt. Je nach Entwicklung dieses Zinssatzes erfolgt in regelmäßigen Abständen eine Zinsanpassung. So haben wir beispielsweise den Dispozins zum 1. August 2013 auf unter zwölf Prozent reduziert.

Es ist häufig davon zu hören, deutlich über zweistellige Zinssätze für Dispo-Kredite hätten eine abschreckende Wirkung. Wie stehen Sie dazu?

Eisenbart: Die Fokussierung der Debatte um den Dispositionskredit versperrt ein wenig den Blick auf das Gesamtbild. Denn der Dispokredit macht auch bundesweit nur einen kleinen Teil des Kreditgeschäfts aus und ist nicht für die dauerhafte Inanspruchnahme gedacht. Daher versuchen wir gezielt, durch regelmäßige Überprüfungen längerfristige Kontoüberziehungen und dauerhaft ausgelastete Dispositionskredite im Sinne unserer Kunden zu vermeiden. So empfehlen wir für den längerfristigen Geldbedarf einen Konsumentenkredit.

Wieso können es sich einzelne Geldinstitute erlauben, geringere Zinsen zu verlangen?

Eisenbart: Die KSK ist an mehr als 80 Standorten im Landkreis Saarlouis flächendeckend vertreten. Dadurch unterscheiden wir uns nicht nur in puncto Beratungs- und Serviceleistungen, sondern auch in der Kostenstruktur ganz erheblich von den Instituten, die eine reine Preisführerschaft anstreben und in unserer Region mit keinem oder nur einem Standort vertreten sind. Unabhängig davon bieten wir Konten mit unterschiedlichen Dispozins-Sätzen, bei einem Modell mit unter neun Prozent Dispozinsen, das ist auch bundesweit ein Top-Zinssatz. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass Sparkassen und auch Volksbanken Girokonten und Dispokredite flächendeckend für alle Bevölkerungsschichten anbieten. Dieses breitere Kreditangebot ist nicht mit den Zinssätzen von Anbietern möglich, die beispielsweise eine rein bonitätsorientierte Kundenauswahl betreiben.

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