Zwischen Himmel und Erde

Saarbrücken. Gen Himmel ragend wirft er seinen langen Schatten auf die Wiese zwischen Staatstheater und Saar. Eingeritzte Rauten überziehen den mit Sockel 3,60 Meter hohen und fünf Tonnen schweren Granitstein wie eine Haut. Nur an einer Stelle ist der Stein glattpoliert und schalenartig gewölbt

Saarbrücken. Gen Himmel ragend wirft er seinen langen Schatten auf die Wiese zwischen Staatstheater und Saar. Eingeritzte Rauten überziehen den mit Sockel 3,60 Meter hohen und fünf Tonnen schweren Granitstein wie eine Haut. Nur an einer Stelle ist der Stein glattpoliert und schalenartig gewölbt. "Sehen Sie, wie sich der Himmel darin spiegelt?", fragt Paul Schneider und rückt seine Gesprächspartnerin an die Stelle, von der aus die Spiegelung am besten zu sehen ist. Dieses "kosmische Licht" schaffe eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, erklärt der 82-jährige Künstler. In den Saaranlagen, unterhalb des Staatstheaters, hat die Landeshauptstadt Saarbrücken gestern den "Morgen- und Abendstein" Paul Schneiders aufgestellt und bei einer offiziellen Einweihung der Öffentlichkeit vorgestellt. "Der Stein schneidet den Tag in eine Morgen- und eine Abendhälfte", erklärt Schneider die Idee seines jüngsten Werkes, das bei vielen Betrachtern spontan die Assoziation an einen überdimensionalen Phallus weckte. Der Künstler selbst jedoch verliert über eine solche Deutung kein Wort. Stattdessen rät er dem Betrachter, sich die Skulptur von allen Seiten anzusehen: "Denn ein Stein hat keine Vorder- oder Rückseite, sondern einen Süden, Norden, Osten und Westen." Auch eine Berührung des Kunstwerks ist erwünscht: "Durch den Stein spürt man sich selbst", erklärt Schneider, der den Stein als Ursprung allen Lebens" begreift und darauf hofft, dass die Saarbrücker dem Kunstwerk mit Respekt begegnen mögen. Bei der öffentlichen Präsentation der Skulptur würdigte Oberbürgermeisterin Charlotte Britz die künstlerische Tätigkeit des gebürtigen Malstatters Paul Schneider, der in Saarbrücken bereits zahlreiche Kunstwerke für den öffentlichen Raum geschaffen habe. So gestaltete Schneider unter anderem den Platz am Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium, schuf den Brunnenstein für St. Thomas Morus auf dem Homburg und prägte 1978 als Initiator und Teilnehmer am Internationalen Bildhauersymposium das heutige Erscheinungsbild des St. Johanner Marktes. Für sein bisheriges Lebenswerk wurde Paul Schneider 1984 mit dem Kunstpreis der Stadt Saarbrücken ausgezeichnet. Eine "niedrige fünfstellige Summe" nahm die Landeshauptstadt Saarbrücken nach Auskunft von Kulturdezernent Erik Schrader nun in die Hand, um ein Spätwerk des Künstlers zu erwerben.

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