Wo Saarbrücken sehr französisch ist

Saarbrücken. Ein Sommernachmittag im Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken: Die Bimmelbahn mit der deutschen und französischen Fahne an der Lok dreht ihre Runden. Sie ist gut besetzt. Dort, wo sich im 19. Jahrhundert noch deutsche und französische Truppen gegenüberstanden, vergnügen sich nun Spaziergänger beider Nationen

Saarbrücken. Ein Sommernachmittag im Deutsch-Französischen Garten in Saarbrücken: Die Bimmelbahn mit der deutschen und französischen Fahne an der Lok dreht ihre Runden. Sie ist gut besetzt. Dort, wo sich im 19. Jahrhundert noch deutsche und französische Truppen gegenüberstanden, vergnügen sich nun Spaziergänger beider Nationen. Das Konzept von 1960, dem Eröffnungsjahr, mit verschiedenen Gartenformen nebeneinander Besucher von beiden Seiten der Grenze anzuziehen, funktioniert noch immer. Was als zeitlich befristete Gartenschau angelegt war, hat sich fast fünfzig Jahre lang gehalten. Der Garten ist bei Deutschen und Franzosen noch immer sehr beliebt. Ein idealer Ort, um nachzufragen: Wie französisch ist Saarbrücken? Zahlenmäßig scheinen an diesem Tag die Nachbarn im Garten in der Mehrheit zu sein. Alle kommen regelmäßig nach Saarbrücken, zum Einkaufen, Spazieren oder auch um Restaurants und Caf&;s zu nutzen. "Saarbrücken ist schon stärker französisch geprägt als andere Gegenden Deutschlands, meint Liane Schroeder (37) aus Forbach. Man treffe in anderen deutschen Städten auf deutlich weniger Franzosen. Unterschiedliche Meinungen gibt es dazu, wie stark die Kultur Saarbrückens französisch geprägt ist. "Die Saarbrücker sind schon sehr deutsch", meint beispielsweise der Forbacher Jean Gauthier (72). Prinzipiell aber finden die befragten Franzosen es gut und berechtigt, wenn Saarbrücken sich die "französischste Stadt Deutschlands" nennt. Cyra Sammtleben (24), die seit einigen Jahren für die Kleinbahn jobbt, ist anderer Ansicht. "Während hier im Deutsch-Französischen Garten die Kulturen vielleicht ineinander verwoben sind, erscheint mir die Innenstadt Saarbrückens nur sehr wenig französisch geprägt". Mario Schreiner (18) aus Quierschied, sagt: " Man spürt in Saarbrücken die Nähe zu Frankreich. Auch wenn meine Sprachkenntnisse ausbaufähig sind, sehe ich den französischen Einschlag Saarbrückens eher positiv." Überhaupt die Sprachkenntnisse: Jean-Claude Groel (59) aus Freyming-Merlebach meint: "Die Saarländer sprechen nicht viel Französisch. Unsere Kinder sprechen nicht mehr Deutsch. Ich habe den Eindruck, dass die jüngeren Generationen heute mehr Distanz zueinander haben." Dass man auch ohne Deutschkenntnisse in der Landeshauptstadt zurechtkommen kann, berichtet Estelle Leclerc aus St. Avold. "Ich spreche zwar kein Deutsch. Aber ich finde in Saarbrücken immer jemanden, der mir hilft". Einen französischen Einfluss kann sie durchaus in Saarbrücken ausmachen. Ganz anders sieht das ihr Freund Arnaud Abruzzi. Er kommt aus Besançon. Saarbrückens Architektur ist für ihn eindeutig deutsch. Und er vermisst zweisprachige Schilder in den Außenbezirken. "Du kennst die Saarbrücker nicht", meint seine Freundin. Doch Arnaud bleibt dabei: "Ich habe den Eindruck, hier in Deutschland zu sein." Wie französisch ist Saarbrücken? Wenn Sie Tipps haben, wo Saarbrücken ganz besonders französisch ist, schicken Sie diese an: Saarbrücker Zeitung, Gutenbergstraße 11-23, 66117 Saarbrücken, E-Mail: redstv@sz-sb.de oder als Fax an (0681) 502-2289.

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