Wie Karl Friedrich Schinkel den Himmel auf die Erde holen wollte

Bischmisheim. Er war Stadtplaner, preußischer Oberlandesbaudirektor, Architekt des Königs und er prägte das Stadtbild Berlins. Doch im Gesamtwerk von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) dominieren religiöse Bauwerke wie Kirchen, Kirchtürme und Grabdenkmäler. Über Deutschlands südlichste Schinkelkirche, einen Oktogonalbau in Saarbrücken-Bischmisheim, hat Ute Kegel ein Buch geschrieben

Bischmisheim. Er war Stadtplaner, preußischer Oberlandesbaudirektor, Architekt des Königs und er prägte das Stadtbild Berlins. Doch im Gesamtwerk von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) dominieren religiöse Bauwerke wie Kirchen, Kirchtürme und Grabdenkmäler.Über Deutschlands südlichste Schinkelkirche, einen Oktogonalbau in Saarbrücken-Bischmisheim, hat Ute Kegel ein Buch geschrieben. Ein kastaniengesäumter Weg führt direkt auf die Dorfkirche mit ihrer ungewöhnlichen achteckigen Form zu. "Die Harmonie, Atmosphäre und Farbigkeit dieser Kirche haben mich auf Anhieb fasziniert", sagt die im Elsass lebende Kunsthistorikerin. Der Bau in Saarbrücken-Bischmisheim sei Schinkels Ideal einer evangelischen Dorfkirche. Ihr Werk dokumentiere, wie der aus einer Pfarrersfamilie stammende preußische Architekt seine Vorstellungen von Kirchenbauten perfektionierte, bis er fern von Berlin dieses architektonische Kleinod realisierte.

Das berühmte Achteck

Als Leiter der Oberbaudeputation war Schinkel dafür zuständig, fast alle staatlichen Bauvorhaben für das Königreich Preußen in ökonomischer, funktionaler und ästhetischer Hinsicht zu überprüfen. Als das Dorf Bischmisheim, damals preußisches Herrschaftsgebiet, in Berlin Zuschüsse für einen langschiffigen Kirchenbau beantragte, fand der eingereichte Plan bei Schinkel keine Zustimmung. Er entwarf stattdessen sein berühmtes Achteck. Bei den Dorfbewohnern löste diese Konstruktion laut Kegel allerdings "großes Entsetzen" aus. Ihnen wäre eine traditionelle Kirche weitaus lieber gewesen.

Schinkel habe aus ökonomischen, ästhetischen und religiösen Gründen für evangelische Kirchen Zentralbauten favorisiert, erläutert die Kunsthistorikerin. Zentrales Element von Schinkels religiösem Verständnis war die Predigt, und nach ihr richtete sich auch seine Architektur. Ein Zentralbau ermöglicht es, dass die Gottesdienstbesucher gleichmäßig nah an der Kanzel sitzen und dem Pfarrer zuhören. Kegel zufolge ließ sich Schinkel bei seinen Plänen von hugenottischen Kirchenbauten inspirieren, die von den französischen Glaubensflüchtlingen nach Preußen gebracht wurden. Formal ähnelt die Kirche in Glienicke im brandenburgischen Landkreis Ostprignitz-Ruppin dem Entwurf für Bischmisheim.

Schinkels "Idealbau"

Vom romantisierend-neugotischen Stil seiner Jugend war Schinkel schon abgekommen, nun dominierten klassizistische Konzepte. Allerdings kann die Bischmisheimer Kirche laut Kegel als Weiterentwicklung gelten, da sie zweigeschossig mit einer Empore im Innern geplant wurde und Gesimse als weiteres Gliederungs- und Strukturmerkmal hat.

"Ich habe Zitate aus Schinkels allgemeinen Lehrschriften und die konkreten Erläuterungen zur Kirche in Bischmisheim zusammengestellt", erklärt die Kunsthistorikerin. All dies ergebe, dass nach Schinkels eigenen Maßstäben diese Kirche ein Idealbau sei. "Der natürliche Trieb des Menschen ist der, den Himmel schon auf dieser Erde zu finden, und ewig Dauerndes zu verflößen in sein irdisches Tagewerk", notierte der Meister einmal. Er selbst hat seinen Idealbau übrigens nie gesehen, obwohl er im Jahr 1824, kurz nachdem die Bischmisheimer Kirche fertiggestellt wurde, durch die Region gereist war. Die Bischmisheimer Kirche war Schinkels letzter sakraler Zentralbau. Friedrich Wilhelm III., der Kanzel und Altar getrennt sehen wollte, ordnete an, dass in Preußen nur noch Langkirchen gebaut werden sollten. epd

Ute Kegels stellt ihr Buch: "Schinkels Idealbau einer evangelischen Dorfkirche - Das Oktogon von Bischmisheim" (Verlag arte factum, Karlsruhe) am Sonntag, 21. August, 11 Uhr, in der Evangelischen Schinkelkirche Bischmisheim, Kirchstraße 1, vor.

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