Widerstand gegen Windpark wächst

Silwingen/Biringen · Auf dem Saargau, unmittelbar an der deutsch-französischen Grenze, sollen gleich zwei Windparks mit insgesamt 13 Windrädern entstehen. Vor allem der französische Windpark sorgt nicht nur bei den Vertretern der „Steine an der Grenze“, sondern auch bei Anwohnern der nahe gelegenen Orte auf deutscher Seite für Unmut.

In Biringen, einem Ortsteil von Rehlingen-Siersburg, rund drei Kilometer vom Merziger Stadtteil Silwingen gelegen, schlagen die Wogen der Empörung hoch: Dort geht nun eine Bürgerinitiative gegen den geplanten Windpark Waldwisse vor, der knapp einen Kilometer vom Ort entfernt entstehen soll. Schon jetzt drehen sich dort Windräder auf französischer Seite, rund 5000 Meter entfernt. Künftig, so befürchten die Anwohner, werden sie direkt vor den Turbinen sitzen. "Das ist eine bedrohliche Kulisse für unser Dörfchen!", warnt Karl Dickmann, einer der Wortführer des Protestes. Dieser Windpark mit neun Anlagen schlösse sich unmittelbar an den auf deutscher Seite von der Stadt Merzig geplanten Windpark Silwingen-Büdingen mit vier Windkraftanlagen an. Weil aber zwischen beiden eine Lücke von rund 1,3 Kilometern bleibe, gelte das Gebiet nicht als zusammenhängende Großanlage, die einer Sondergenehmigung bedürfe, sagt Dickmann. Das wohl gewichtigste Gegenargument der Windpark-Gegner: Bei Biringen/Oberesch liegt das Vogelschutzgebiet "Saar-Nied-Gau".

Laut Nabu kommen hier etliche geschützte Vogelarten vor, zum Beispiel Rotmilan und Schwarzstorch, außerdem die extrem seltene Fledermaus "Große Hufeisennase". Das Landesamt für Arbeits- und Umweltschutz hat inzwischen eine Stellungnahme bei der Präfektur Moselle eingereicht.

Auch die Gemeinde Rehlingen-Siersburg geht auf die Barrikaden. In Briefen ans Wirtschafts- und Umweltministerium des Saarlandes bezieht Bürgermeister Martin Silvanus Stellung: "Zu unterstützen ist ein moderater, angemessener und akzeptabler Einsatz von Windkraftanlagen dort, wo sie hingehören. Dabei erachte ich die Landschaftsstruktur des nördlichen Saargaus und des angrenzenden lothringischen Hügellandes nicht für beschaffen, mit großflächigen Windparks befrachtet zu werden!" Ein Windpark, wie er in Biringen an der Grenze entstehen soll, sei "einfach übertrieben".

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Auf einen BlickDie Repräsentanten des Bildhauer-Symposiums "Steine an der Grenze", die jüngst massive Kritik an den Windkraft-Vorhaben an der deutsch-französischen Grenze geäußert hatten, haben ihren Standpunkt gegenüber der SZ nochmals erläutert: "Damit kein Missverständnis entsteht: Die ‚Steine an der Grenze' sind auch Mahnmale gegen Cattenom. Beim ersten Symposion 1986 haben Künstler und Besucher gegen das Atomkraftwerk demonstriert", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Ex-Kulturminister Jürgen Schreier, Alfred Diwersy, Vorsitzender des Träger-Vereins "Steine an der Grenze", und Paul Schneider, künstlerischer Leiter des Symposiums. Und weiter: "Unser ‚Aufschrei' richtet sich keineswegs gegen Windenergie. Er fordert mehr Respekt vor der in einem Vierteljahrhundert entstandenen Skulpturenlandschaft des Saargaus, das heißt einen vertretbaren Abstand der Windradgiganten von den ‚Steinen' an dem vielbegangenen Grenzweg." cbe

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