Virtuelle Schultafel für kranke Kinder

Homburg. Schwerkranke Kinder sollen in Zukunft vom Krankenbett aus interaktiv direkt am Unterricht teilnehmen können, im optimalen Fall gleich in ihrer eigenen Schulklasse. Möglich macht das die Technik eines Smartboards - eine interaktive und multimediale Tafel - mit einer speziellen Software. Es ist zunächst als Pilotprojekt geplant, das derzeit einzigartig in Deutschland ist

 Krankenhauslehrerin Birgit Paul zeigt, wie kranke Kinder mit Hilfe des Smartboards unterrichtet werden können. Foto: Heike Theobald

Krankenhauslehrerin Birgit Paul zeigt, wie kranke Kinder mit Hilfe des Smartboards unterrichtet werden können. Foto: Heike Theobald

Homburg. Schwerkranke Kinder sollen in Zukunft vom Krankenbett aus interaktiv direkt am Unterricht teilnehmen können, im optimalen Fall gleich in ihrer eigenen Schulklasse. Möglich macht das die Technik eines Smartboards - eine interaktive und multimediale Tafel - mit einer speziellen Software. Es ist zunächst als Pilotprojekt geplant, das derzeit einzigartig in Deutschland ist. "Über Brücken - Integrieren", heißt es und läuft in Kooperation mit dem Saarländischen Krankenhaus- und Hausunterricht sowie der Firma Smart-Technologies.

Kathrin (Name von der Redaktion geändert) ist die erste Schülerin, die das Smartboard ausprobieren durfte. Sie leidet an Mukoviszidose und wird seit Wochen in der Uniklinik Homburg stationär behandelt. Da sie am normalen Unterricht nicht teilnehmen kann, wird sie von Lehrern der Krankenhausschule in Homburg am Krankenbett unterrichtet - täglich zwei bis drei Stunden.

Gestern saß Kathrin wieder in ihrem Bett, diesmal standen ihre Lehrer allerdings im großen Hörsaal der Klinik für allgemeine Pädiatrie. Dort stellte der Krankenhaus- und Hausunterricht - eine selbstständige Einrichtung des Bildungsministeriums - das Pilotprojekt vor. Das Smartboard wird wie ein Computer benutzt, zugleich kann darauf auch geschrieben werden wie auf einer klassischen Schultafel.

Kathrin sollte die Merkmale einer Kurzgeschichte erklären, baten die beiden Krankenhauslehrerinnen Christine Cayé und Birgit Paul. Die Neuntklässlerin war über ein Mikrofon zu hören. Sie wäre auch über eine kleine Kamera zu sehen gewesen, aber das wollte sie vor großem Publikum nicht. Die Aufgabe war für Kathrin nicht schwer zu lösen. Während sie erklärte, demonstrierten die Lehrerinnen die Aufgabenstellung am Smartboard. Alles, was im Hörsaal geschah, bekam auch Kathrin mit. Denn sie hatte einen Laptop vor sich, der mit einer speziellen Software ausgestattet war und ihr eine Dokumentenkonferenz ermöglichte - ihr also die Bilder und Programme anzeigte, die auf dem Board zu sehen waren. Zudem konnte sie alles über eine Kamera mitverfolgen.

So soll der Unterricht kranker Kinder in Zukunft aussehen. Ein Projekt, das lange gereift sei, wie Peter Scheller, der Landesbeauftragte des Krankenhaus- und Hausunterrichts, erklärte. Mit der Spende des ersten Boards von der Elterninitiative Mukoviszidose, Regionalgruppe Saar-Pfalz, sei ein Grundstein gelegt worden. Geplant ist zunächst, das Board im Krankenhausunterricht anzuwenden, außerdem Boards in drei weiteren Krankenhauseinrichtungen sowie bis zum Sommer an vier Partnerschulen außerhalb der Uniklinik zu installieren. Damit wird den kranken Kindern der Eintritt in den Klassenraum ermöglicht, wenn auch nur virtuell.

Das ist aber wichtig, wie Professor Alexander von Gontard, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, meinte. "Die Integration kranker Kinder in den Schulunterricht trägt entscheidend zur Heilung bei", sagte er. Das Pilotprojekt hat als Ziel, möglichst flächendeckend im Saarland das Angebot des interaktiven Unterrichts via Board zu schaffen. Im optimalen Fall könnte das Kind dann mit seiner eigenen Schulklasse verbunden werden.

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