Klick zu den Klassenkameraden

Homburg. "Ich beende jetzt", schreibt Annika auf ihrem Computer und erhält wenig später die Nachricht: "Viele Grüße von uns." Annika, die elfjährige Schülerin aus Schwalbach, hat gestern zum ersten Mal über das Internet am Unterricht ihrer Klasse teilgenommen und ihre Klassenkameraden über eine Web-Kamera wieder gesehen

 Online-Unterricht in der Kinderonkologie Foto: Bernhard Reichhart

Online-Unterricht in der Kinderonkologie Foto: Bernhard Reichhart

Homburg. "Ich beende jetzt", schreibt Annika auf ihrem Computer und erhält wenig später die Nachricht: "Viele Grüße von uns." Annika, die elfjährige Schülerin aus Schwalbach, hat gestern zum ersten Mal über das Internet am Unterricht ihrer Klasse teilgenommen und ihre Klassenkameraden über eine Web-Kamera wieder gesehen. Annika ist seit mehreren Monaten Patientin auf der Kinderkrebsstation des Universitätsklinikums in Homburg (UKS). Sie sitzt mit einem Laptop im Klassenzimmer der Klinikschule und sieht auf ihrem Bildschirm den Mitschülern im Unterrichtsraum der fünften Klasse des Robert-Schuman-Gymnasiums in Saarlouis beim Mathematikunterricht zu. "Die waren aufgeregter als ich", sagt sie, nachdem sie den online-Kontakt beendet hat. Von nun an kann sie sich täglich in den Unterricht ihrer Klasse einklicken - drei Stunden lang leuchtet dann unter dem Stichwort Klinikschule das grüne Häkchen auf, mit dem ihre Klassenkameraden ihr signalisieren: "Wir sind online und warten auf Dich." Diesen direkten Kontakt zwischen Krankenhausschule und Heimatschule ermöglicht eine Spende des Frauenserviceclubs Inner Wheel Saar aus Saarbrücken. Wie Club-Mitglied Irmgard Gnad gestern erklärte, hat Inner Wheel Saar, angeregt durch einen Vortrag von Professor Norbert Graf, Direktor der Kinderkrebsklinik, sich dazu entschlossen, das Projekt "Online-Unterricht im Krankenhaus" zu unterstützen. 2500 Euro spendete Inner Wheel für die schulische Vernetzung, nachdem der Club vor einiger Zeit bereits 6000 Euro für Stationscomputer zur Verfügung gestellt hatte. Was gestern zunächst als Pilotprojekt startete, soll weiter ausgebaut werden, denn, so erläuterte Peter Scheller, Schulleiter der Klinikschule: "Für kranke Kinder ist es wichtig, dass der Kontakt zu Gleichaltrigen und zu ihrer Klasse erhalten bleibt." Graf betonte: "Schwerkranke Kinder sehnen sich nach der Schule, weil sie sich nach Normalität sehnen." Für Annika bedeutet der Klick ins Internet zum Online-Unterricht mehr als Kontakt zu den Mitschülern. Denn außer gesund zu werden ist ihr größtes Ziel: "Ich will in die nächste Klasse versetzt werden. "

Auf einen BlickDer Krankenhaus- und Hausunterricht ist eine Einrichtung des Bildungsministeriums für kranke Schüler der Klassen eins bis 13, die nicht am regulären Unterricht teilnehmen können. An elf Kliniken unterrichten insgesamt 22 Lehrer in enger Abstimmung mit den Heimatschulen. Die Schulleitung hat ihren Sitz am Uniklinikum. Staatssekretärin Susanne Reichrath begrüßte das neue Unterrichtsprojekt. cros

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort