Hauptgewinn: Freude an der Musik

Saarbrücken. Manchmal, wenn Celine ihre Gitarre auspackt, um zu üben, setzt sich ihre Mutter zu ihr und singt mit. Dora Stephan ist stolz auf ihre zehnjährige Tochter. Und sie ist froh, dass ihrem Kind die Möglichkeit gegeben wurde, ein Instrument zu lernen

Saarbrücken. Manchmal, wenn Celine ihre Gitarre auspackt, um zu üben, setzt sich ihre Mutter zu ihr und singt mit. Dora Stephan ist stolz auf ihre zehnjährige Tochter. Und sie ist froh, dass ihrem Kind die Möglichkeit gegeben wurde, ein Instrument zu lernen. "Sozialer Friede durch aktives Musizieren", so heißt das Projekt, das am Montag mit einem beeindruckenden Konzert der jungen Instrumentalisten und einer durchweg positiven Projektbilanz im Kultusministerium seinen Abschluss fand. Vor vier Jahren war das Projekt an der Max-Ophüls-Grundschule (damals noch Rotenbergschule) gestartet worden. Der Rotary Club Saarbrücken hatte das rund 90 000 Euro teure Projekt aus Anlass seines 100-jährigen Bestehens finanziert. Im Rahmen dieses Projektes, das bundesweit Aufsehen erregte und inzwischen in verschiedenen Städten nachgeahmt wird, erhielten alle Schüler, die im Schuljahr 2004/2005 an der Max-Ophüls-Schule eingeschult wurden, bis zum Ende ihrer Grundschulzeit einen umfassenden Musikunterricht. Zusätzlich zum regulären Musikunterricht wurden die Kinder jede Woche 60 Minuten von Musiklehrern der Saarbrücker Musikschule unterrichtet. "Im ersten und zweiten Schuljahr ging es darum, die Kinder für elementare musikalische Dinge zu sensibilisieren. Im dritten Schuljahr begann der Instrumentalunterricht, im vierten Schuljahr das gemeinsame Musizieren in Ensembles", berichtet Thomas Kitzig, der Leiter der Saarbrücker Musikschule. Der Name des Projektes "Sozialer Friede durch gemeinsames Musizieren" bezieht sich auf die Ergebnisse einer Langzeitstudie des Frankfurter Musikpädagogen Hans Günter Bastian. Er wies nach, dass musizierende Kinder und Jugendliche ihr Sozialverhalten verbessern, ihren Intelligenzquotienten erhöhen und bessere Leistungen in der Schule erbringen. Würden sich diese Erkenntnisse durch das Saarbrücker Projekt bestätigen lassen? Dieser Frage ging Thomas Krämer nach. Der ehemalige Rektor der Hochschule für Musik Saar übernahm die wissenschaftliche Begleitung des Projektes. Er befragte die Eltern der 36 teilnehmenden Kinder, sowie deren Klassen- und Musiklehrerinnen. Eine Dokumentation mit sämtlichen Ergebnissen will Thomas Krämer im Herbst vorlegen. Doch bereits jetzt kristallisieren sich wesentliche Punkte heraus. So stellten die Klassenlehrerinnen etwa fest, dass Kinder, die am Projekt teilnahmen, "deutlich höflicher, rücksichtsvoller und selbstbewusster" waren als vergleichbare andere Jahrgänge. Insbesondere sozial benachteiligte und leistungsmäßig schwache Kinder hätten ihre Fortschritte auf dem Instrument als Erfolgserlebnis empfunden und seien so in ihrer Persönlichkeitsbildung gestärkt worden. Die Klassenlehrerinnen stellten nach Auskunft von Thomas Krämer außerdem fest, dass die am Musikunterricht teilnehmenden Kinder in Hauptfächern wie Lesen, Schreiben und Rechnen leistungsfähiger waren als Kinder vergleichbarer Jahrgänge. Gewonnen haben die Schüler neben positiven Impulsen für ihre schulische und persönliche Entwicklung vor allem die Freude an der Musik: "Ich will weitermachen mit Gitarre", sagt Celine. Michael (10) hat schon mit seinen Eltern und dem Trompetenlehrer gesprochen. Denn auch er will sein Instrument nicht mehr missen. rae

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