Eichenprozessionsspinner stark verbreitet Giftige Raupen auf dem Vormarsch

Saarbrücken · Der Eichenprozessionsspinner ist in diesem Jahr besonders stark verbreitet. Eine Begegnung kann schmerzhaft enden.

 In Püttlingen musste die Feuerwehr unter anderem am Amelsberg Nester des Eichenprozessionsspinners abflammen. Da dabei die giftigen Härchen der Raupe leicht aufwirbeln können, müssen die Einsatzkräfte Schutzanzüge tragen.

In Püttlingen musste die Feuerwehr unter anderem am Amelsberg Nester des Eichenprozessionsspinners abflammen. Da dabei die giftigen Härchen der Raupe leicht aufwirbeln können, müssen die Einsatzkräfte Schutzanzüge tragen.

Foto: BeckerBredel

Sie sehen harmlos aus, doch wer den Raupen des Eichenprozessionsspinners zu nahe kommt, kann sich einen juckenden Ausschlag zuziehen. Denn die Raupen, aus denen später ein eher unscheinbarer, graubrauner Nachtfalter wird, haben Brennhaare, die allergische Reaktionen auslösen können. Im Saarland sind die Tiere in diesem Jahr laut Umweltminister besonders stark verbreitet. Das milde Wetter kam ihnen zugute. Vor allem in warmen Gebieten um Saarbrücken sowie im Blies- und Saargau seien die Raupen zu finden, sagt eine Sprecherin. In den übrigen Landesteilen seien sie immer noch selten. „Erhöhte Gefahr herrscht insbesondere von Mitte Mai bis Ende Oktober.“

In einzelnen Kommunen musste die Feuerwehr wegen der Krabbler in den vergangenen Wochen mehrfach ausrücken. So waren die Rettungskräfte etwa in Püttlingen seit Ende Mai zehn Mal im Einsatz, um die Gespinste, die die Tiere bilden, abzuflammen. Da die Brennhaare, die ein giftiges Protein enthalten, leicht abbrechen und in der Luft aufwirbeln, sind dafür spezielle Schutzanzüge erforderlich. Laut Landesbrandinspekteur Timo Meyer kam es im Saarland aber nicht flächendeckend zu vermehrten Feuerwehr-Einsätzen.

Auch bei der Berufsfeuerwehr Saarbrücken ist es in dieser Hinsicht bislang „relativ ruhig“, wie Einsatzleiter Michael Schwindling sagt. Im vergangenen Jahr hätten seine Kollegen häufig zu solchen Einsätzen ausrücken müssen. Die Tiere seien dann vor Ort abgeflammt oder in eine Müllverbrennungsanlage gebracht worden. Inzwischen gebe es aber viele Firmen, die sich auf die Beseitigung spezialisiert hätten, deshalb werde die Feuerwehr nicht mehr so oft alarmiert. Er betont, dass sich in privaten Gärten grundsätzlich der Eigentümer um das Problem kümmern müsse. „Wir sind nur zuständig, wenn Gefahr im Verzug ist“, etwa wenn Kinder im betroffenen Bereich spielten.

Kommt man der Raupe zu nahe, sollte man die Stelle gründlich mit Wasser abspülen und seine Kleidung bei mindestens 60 Grad waschen. „Bei starken oder anhaltenden Beschwerden sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden“, erklärt die Sprecherin des Umweltministeriums. In seltenen Fällen kann der Kontakt mit den Härchen zu Atemwegsreizungen, Schwindel und Fieber oder sogar zu einem anaphylaktischen Schock führen.

Dr. Micha Meeth, Landesvorsitzender des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen, behandelt pro Woche fünf bis zehn Fälle in seiner Praxis in Saarbrücken, „nicht überdurchschnittlich mehr als sonst“. Ein anaphylaktischer Schock sei sehr selten. Je nachdem, wie stark die Haut mit den Härchen in Berührung komme, reiche es auch, sich in der Apotheke eine Creme gegen den Juckreiz zu besorgen. Nur wenn der Ausschlag „streuselkuchenartig“ auftrete, sollten Betroffene zum Arzt gehen, sagt der Dermatologe.

Die Raupen bilden weiße Gespinste, die wie Zuckerwatte aussehen. Meist hängen sie in Eichen, vorzugsweise im Wald, sie können aber auch an einzelnen Bäumen, etwa am Straßenrand, in Parks und Siedlungen auftauchen. Auf der Suche nach Nahrung wandern die Tiere in bis zu zehn Meter langen Reihen, einer Art Prozession, die Stämme entlang – daher auch der Name Eichenprozessionsspinner. Ganze Bäume werden von ihnen regelrecht kahl gefressen. In den Gespinsten hängen oft noch Haare, selbst wenn sie verlassen sind. Anfassen sollte man sie deshalb nicht.

Der Saarforst rät, Gespinste im eigenen Garten nicht selbst zu entfernen, sondern sich an eine Fachfirma für Baumpflege zu wenden. Wer an einem öffentlichen Platz ein Nest entdeckt, sollte die Stadt- oder Gemeindeverwaltung informieren, für Nester im Wald ist der jeweilige Revierleiter zuständig.

 Mögen es gern gesellig: Die Raupen des Eichenprozessionsspinners leben in Familienverbänden zusammen.

Mögen es gern gesellig: Die Raupen des Eichenprozessionsspinners leben in Familienverbänden zusammen.

Foto: dpa/A3591 Peter Roggenthin

Das Umweltministerium hat eine Broschüre über Gefahren, die vom Eichenprozessionsspinner ausgehen können, sowie über Schutzmaßnahmen herausgegeben. Sie kann unter
www.saarland.de/210395.htm
heruntergeladen werden.

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