Das große Leid im Dilsburger "Russenlager"

Heusweiler. "Arbeiten und Sterben für den totalen Krieg - Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen in Heusweiler 1942 bis 1945", heißt ein Buch, das jetzt im evangelischen Pfarrhaus vorgestellt wurde. Herausgeber ist der Verein für Industriekultur und Geschichte Heusweiler-Dilsburg, Autor ist Karl Heinz Janson

 Die stillgelegten Gebäude der ehemaligen Grube Dilsburg, die von 1942 bis 1945 als Ostarbeiterlager dienten. Foto: Verein

Die stillgelegten Gebäude der ehemaligen Grube Dilsburg, die von 1942 bis 1945 als Ostarbeiterlager dienten. Foto: Verein

Heusweiler. "Arbeiten und Sterben für den totalen Krieg - Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen in Heusweiler 1942 bis 1945", heißt ein Buch, das jetzt im evangelischen Pfarrhaus vorgestellt wurde. Herausgeber ist der Verein für Industriekultur und Geschichte Heusweiler-Dilsburg, Autor ist Karl Heinz Janson.

Auf 80 Seiten erinnert er an das Schicksal der etwa 1500 Zwangsarbeiter, die im Dilsburger "Russenlager", auf dem Gelände der damals stillgelegten Grube, interniert waren.

Auf Grund von Schikanen, Hunger sowie unmenschlicher Lebens- und Arbeitsbedingungen starben 137 von ihnen. Janson erzählt die Leidensgeschichte der Fremd- und Zwangsarbeiter im Dritten Reich, schildert ihren Einsatz im Saarbergbau, erzählt, wie das "Russenlager" in Dilsburg entstand, wie die Menschen dort lebten und litten, und wie es nach Kriegsende weiterging.

In seinem Buch lässt Janson viele Zeitzeugen zu Worte kommen. Ihre Berichte lösen auch noch 65 Jahre nach Ende des Dilsburger "Russenlagers" Grauen aus.

Bei seiner Buchvorstellung ging der Autor auch darauf ein, weshalb er sich diesem Thema gewidmet hat: "In den 1950er- und 60er-Jahren wurde noch sehr viel vom Krieg erzählt. Aber das Thema Russenlager in Dilsburg wurde verdrängt, es war lange Zeit ein Tabu, ein dunkler Punkt, dem wir uns nie so richtig getraut hatten, uns zu stellen. Aber man muss sich diesem Thema stellen, um zu erinnern und zu versöhnen."

Viel Lob gab es für Jansons Buch. So sagte Gottfried Schimanofski, Schulreferent und "Hausherr" im evangelischen Pfarrhaus: "Erinnern ist ganz wichtig. Die Erinnerung ist das Geheimnis der Erlösung und der Versöhnung. Nur wer sich erinnern kann, kann auch in der Gegenwart ankommen und sich für die Zukunft öffnen."

Bürgermeister Rainer Ziebold sagte: "Ich bin froh und dankbar, dass durch das Buch von Karl Heinz Janson Licht in ein dunkles Kapitel der Heusweiler Geschichte getragen wird und die vielen Gräber mit fremden Namen auf dem Heusweiler Friedhof ein Gesicht und Würde zurückbekommen."

Der promovierte Historiker und ehemalige Direktor des Landesarchivs, Hans-Walter Hermann aus Riegelsberg, sagte: "Karl Heinz Janson hat versucht, eine Detailfrage der Heusweiler Geschichte aufzuhellen. Ihm kommt der Verdienst zu, ein Stück negativ konnektierter Vergangenheit aufgedeckt zu haben." Hermann erinnerte aber auch daran, dass es im Köllertal weitere Internierungsstätten gab. So in Alt-Püttlingen, in der Püttlinger Erbach, in Engelfangen, Etzenhofen, Riegelsberg, Hilschbach, Holz, Kutzhof, Numborn, Berschweiler, Eiweiler und Niedersalbach. "Diese Liste zeigt, dass das Lager in Dilsburg kein Einzelfall war", so Hermann.

Das Buch ist für zehn Euro erhältlich bei der Buchhandlung Schmidt in Heusweiler, bei Schreibwaren Altmeyer in Holz, in der Riegelsberger Bücherstube sowie beim Verein für Industriekultur und Geschichte Heusweiler-Dilsburg.

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