Auf ungewohnter Position

Saarlouis · Levke Brodersen von den Saarlouis Royals spielt mit den U20-Basketballerinnen bei der Europameisterschaft in der Türkei. Heute geht es im entscheidenden Spiel gegen die Ukraine um den Verbleib in der A-Gruppe.

Levke Brodersen ist längst nicht mehr das kleine Küken, das sie noch vor drei Jahren war, als sie zu den Bundesliga-Basketballerinnen nach Saarlouis wechselte. Immerhin: So klein, schüchtern und zurückhaltend sie damals mit 15 Jahren erschien - sie spielte schon mit 14 in der U16-Nationalmannschaft. "In ihrer Altersklasse war sie schon immer eine Führungsspielerin", sagt ihr Vereinstrainer René Spandauw.

Zur Zeit spielt die 18-Jährige im türkischen Samsun mit der deutschen U20-Mannschaft ihre vierte Europameisterschaft. Doch dieses Mal ist es für die Aufbauspielerin besonders hart. Denn für ihre Mannschaft geht es um den Verbleib in der A-Gruppe.

Überraschend wenig Spielzeit

Allerdings musste sich Brodersen in diesem Turnier mit bislang überraschend wenig Einsatzzeit begnügen. Im ersten Gruppenspiel gegen Litauen beim 86:85 stand sie gar nicht auf dem Parkett. Ebenso wenig gegen Schweden - 65:74. "Ich bin ein wenig enttäuscht", gibt sie zu. Darüber konnten auch die zehn Minuten beim 48:72 gegen die Türkei nicht hinwegtrösten.

Denn gerade der Sommer ist für Brodersen eigentlich die Zeit, die sie zu Hause bei ihrer Familie verbringt. "Da steht nur Entspannen auf dem Programm", sagt sie schmunzelnd. Doch für die Nationalmannschaft ist sie immer zu haben. "Es ist eine Ehre für mich, im Nationalteam zu spielen", sagt die Einser-Abiturientin, die der DBB-Mannschaft nur ein einziges Mal abgesagt hat: Im Jahr nach ihrer ersten Saison bei den Saarlouis Royals. "Da brauchte ich den Sommer zu Hause", erinnert sie sich. "Bei meinen Eltern und meinem Bruder."

Auf den Spuren von Stina

Schließlich war es ihr erstes Jahr im Saarland - knapp 900 Kilometer von ihrer Heimatinsel Föhr entfernt. "Föhr?", rattert es da schon bei allen Basketball-Kennern im Oberstübchen, "da war doch was." Richtig: Levke Brodersen schreitet quasi auf den Spuren von Stina Barnert, die hat die selben Insel-Wurzeln. Es ist ein Vergleich, mit dem die Aufbauspielerin schon immer leben muss - und auch kann. "Stina ist ja nicht die Schlechteste", sagt sie mit einem Augenzwinkern und muss lachen, "außerdem sind wir beste Freundinnen, seit ich in Saarlouis spiele."

Sie ist der Spur von Stina Barnert gefolgt. Die führte ins Saarland zum damaligen deutschen Meister, Pokalsieger und Halbfinalist im Europapokal. "Das war einfach nur aufregend", erinnert sich Brodersen. "Ich wusste, dass mein Schwerpunkt in der Nachwuchs-Mannschaft liegen würde. Aber allein schon mit Isabelle Comteße, Stina Barnert und Janine Wellers zu trainieren, war ein Riesenglück." Während sie in der weiblichen Nachwuchs-Bundesliga WNBL mit der U17 von Saarlouis direkt im ersten Jahr die Meisterschaft gewann, sammelte sie im Training mit Comteße, Wellers und Barnert wertvolle Erfahrungen, die sie schon ein Jahr später brauchen sollte. Doch die damals 17-Jährige konnte den Abstieg der Royals aus der ersten Liga auch nicht verhindern. Doch sie hat viel daraus gelernt. "Das eine Jahr in der zweiten Liga war sehr gut für mich, weil ich viel zum Einsatz kam", sagt sie rückblickend.

Bis zum Abstieg soll es bei der EM nicht kommen. Auch wenn es eng wird. Denn nach den Niederlagen in der Zwischenrunde gegen Frankreich (30:63), Russland (51:80) und Italien (64:77), Levke spielte je zwischen vier und 13 Minuten, trifft das Team heute um 15.30 Uhr in einem vorentscheidenden Spiel auf die Ukraine. Mit einem Sieg könnte sich die U20 den Verbleib in der A-Gruppe sichern.

u20women.fibaeurope.com

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