Herbstzeit!

Völklingen · Wenn die Tage kürzer werden, stellt sich auch die innere Uhr um. Freßattacken sorgen bei Mensch und Tier für eine Speckreserve. Die zunehmende Kälte lässt uns die Heizung aufdrehen und warme Kleidung rauskramen. Und die Mode ändert sich.

Jetzt ist er da, der Umschwung: Immer noch mild, aber feucht ist es geworden. Statt blau zu strahlen wie noch vergangene Woche, ist der Himmel von grauen Regenwolken verhangen. Herbst ist zwar nach dem Kalender schon seit dem 23. September, aber erst jetzt zeigt er sein wahres Gesicht. Immer mehr braun-gelbe Blätter fallen zu Boden. Nachts wird es richtig kalt. Eine tückische Wetter-Kombination: In der Apotheke unter den Arkaden sind jetzt zunehmend Mittel gegen Erkältung nachgefragt. "Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht macht den Menschen zu schaffen", erklärt ein Mitarbeiter. Der Zwiebelschaleneffekt mit der Winterjacke am Morgen und mittags dann das T-Shirt funktioniere nicht immer.

Tobias Noll und sein Team von 45 Leuten kümmern sich um die städtischen Grünanlagen. Für sie "hat der Herbst noch nicht angefangen". Erst in 14 Tagen, sagt Noll, werden über 10 000 Pflanzen, vor allem auf Friedhöfen und an Ehrenmalen der Stadt, versenkt. "Vergissmeinnicht und Veilchen von einer Gärtnerei in Lisdorf". Der Laubsauger kommt sowieso viel später zum Einsatz, "natürlich erst, wenn das Laub unten liegt," schmunzelt Noll, also Allerheiligen oder sogar noch später im Dezember.

Auch das Straßenbild ändert sich allmählich. Sommerliche Tops, Minis und nackte Männerbeine, umhüllt von Bermudashorts , sind verschwunden. Die ersten gefütterten Steppjacken bevölkern die Völklinger Innenstadt. Gedämpfte Töne lösen die bunten Farbtupfer des Sommers ab: Braun, Beige, Schwarz und Grau dominieren. Allenfalls aufgehellt durch das Blau der viel getragenen Jeans. In den Modeläden auf der Poststraße finden sich zusätzlich Bordeaux, Blau-Schwarz und Tannengrün, die neuen Farben der Saison.

"Ponchos sind ein großes Thema", erklären Gabi und Rosi Folz ebenso wie Christiane Theisen von Camion Blu/Mode Eggeling. Bei Friseurin Petra Westerkamp vervollständigen ein Make Up in warmen, aber auch kühlen Beeren-Tönen und ein Azur-Blau den herbstlichen Touch. Und die Frisuren legen Farbe zu: Knallrot, perlgraue Strähnen sind beim Glamour-Look im Einsatz. Und eine brandneue Farbe gibt es auch: "Wir nennen sie ‚brond', ein Mix aus blond und braun", erklärt die Fachfrau.

Wir treffen Stefanie Mörsdorf in der Karl-Janssen-Straße. Sie hat sich in einen dicken Schal nebst Mütze gemummelt. "Selbst gestrickt", wie sie sagt. Auch für Hündchen Jonny, eine Chiuwawa-Jack Russell-Mischung, wird sie bald das (ebenfalls selbst gefertigte) Cape herauskramen. "Dabei stehe ich mehr auf Sommer", sagt die 52-jährige Bürokauffrau.

Ein Gutes habe aber der Herbst , findet Kevin Fourate, der gerade mit seiner schwangeren Verlobten Dominique in eine neue Wohnung umzieht und extra einen Wischmob für die Endreinigung da und die Erstreinigung dort gekauft hat: "Es ist so gemütlich, die Heizung anzuwerfen", meint der 23-Jährige.

Bei Floristin Steffi Benzmüller vom Blumenhaus Eisenbarth ist jetzt herbstliche Dekoration angesagt, Türkränze, Gestecke, Tisch- oder Fensterbankdeko mit Kürbissen oder Ziergurken. "Ganz viele der Früchte und Zutaten kann man draußen sammeln, wie Blätter, Hagebutten, die Beere des Johannisbeerkrautes oder Fuchsschwanz, der getrocknet wird", erklärt die Expertin. Rot, Gelb, Orange sind aktuell die Farben: "Die Leute haben Lust auf Herbst , wollen die Geranien rauswerfen", sagt sie.

Melanie Wolstein wird von Fressattacken heimgesucht. Die Mitinhaberin der Tierhandlung Zooparadies in der Poststraße kriegt plötzlich Heißhunger auf "Gummibärchen, Salami und heiße Schokolade". Auch ihre Katzen fräßen wie ‚Berschtebinder', ebenso die Hasen im Geschäft, "weil es Richtung Winter geht. Sie legen sich eine Reserve zu". Und die Bergagam-Echsen wechseln ihre Farbe von Gelb auf Braun-Schwarz, hat sie beobachtet. "Sie bereiten ihren Winterschlaf vor, weil sich der Luftdruck verändert."

Und die Tage werden kürzer: Die 14-jährige Gymnasiastin Birgit findet "doof, dass es jetzt noch dunkel ist, wenn man morgens zur Schule muss". Alle Zeichen stehen also auf Herbst . Eine Irritation gibt es beim Discounter: Er bietet die ersten Schoko-Ostereier an. . . .

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