Das Wortdreher-Genie

Wehrden · Amüsanter Wehrdener Heinz-Erhardt-Abend mit Hans Joachim Heist

 Von Gernot Hassknecht zu Heinz Erhardt: Hans Joachim Heist auf der Bühne. Foto: Seeber

Von Gernot Hassknecht zu Heinz Erhardt: Hans Joachim Heist auf der Bühne. Foto: Seeber

Foto: Seeber

"Ein begnadeter Schnawwler, hoher Unterhaltungswert": Hans Georg und Marlene Kiefer amüsieren sich köstlich am Samstagabend in der Wehrdener Kulturhalle. Ausverkauftes Haus, gelöste Stimmung. Vorne steht Heinz Erhardt mit Hornbrille, mickrig gescheitelter Kopfplatte, mit schelmischen Grinsen im kugelrunden Gesicht. Wenigen gelingt es wie ihm, deutsche Sprache genial gekonnt zu verdrehen, Vierzeiler mit Überraschungseffekt ("wie Ü-Eier") aus dem Ärmel zu schütteln oder nostalgisch, im Stil der 1950er Jahre, aus der Zeit des Schwarz-Weiß-Fernsehens zu singen.

Moment mal. Ist Heinz Erhardt nicht schon 1979 verstorben? Ja. Hier handelt es sich, auf Neudeutsch gesprochen, um ein Remake - also um "etwas nochmal Hergestellltes". Verantwortlich ist der Schauspieler Hans Joachim Heist, bekannt als cholerisch-bissige Figur des Gernot Hassknecht in der ZDF-Heute-Show.

Heist, nach eigenen Worten seit Kindesbeinen von Heinz Erhardt fasziniert, hat sich mittlerweile die passende Figur samt zugehöriger Halbglatze und ein riesiges Repertoire an lockeren Erhardt-Sprüchen zugelegt. Diese Wortdreher! "Eigentlich war ich ja heute am Hintern verkommen, äh, am Kommen verhindert." "Die Stirne fletschen und die Zähne zu runzeln" oder "Ich fuhr mit der Eisenbahn, obwohl ich keinen Zug vertrage." Mag banal klingen, hier wird es durch die Kunst des Vortrags urkomisch. "Zum Brüllen", urteilt Hans Wieczorek. "Astrein, ganz nah am Original", findet Alexa Albert. "Am besten hat mir gefallen, wie er über den Ort Aschbach schwadroniert hat", sagt Günther Wagner.

Aus dem ganzen Saarland kommen die Besucher, viele haben ihre Karten zu Weihnachten geschenkt bekommen. Sogar aus Sigmaringen ist einer da, "um Völklingen zu sehen", ruft er ins Publikum. "Als Sie den Urlaub geplant haben, hatten Sie wohl einen Totalausfall", lästert Heist über den Sigmaringer Touristen.

Was zeigt: Heist kann nicht nur Heinz Erhardt, sondern auch spontan. Reagiert auf Huster im Publikum, auf Whats-App-Nutzer, auf ferne Politiker wie Trump, Erdogan, Le Pen, immer fröhlich, nie verletzend, immer in Bewegung, immer für einen Lacher gut. "Die Made mit dem Kinde", hören wir. Und viel, viel mehr. Nie wird der Vortrag dröge oder langweilig - das Publikum klatscht sogar einige Zugaben heraus.

Um es mit Heinz Erhardt zu sagen: "Noch'n' Gedicht" ist das Top-As des Abends. Nehmen wir doch das Spontane: "Es weht ein Wind in Aschbach, der pustet kalt, wer da nicht einen Mantel hat, der hustet bald." Kleiner Nachschlag? "Eine Frau, die vor ihrem Mann keine Geheimnisse hat, hat entweder keine Geheimnisse oder keinen Mann." Noch eins? "Wenngleich die Nas', ob spitz, ob platt, zwei Flügel - Nasenflügel - hat, so hält sie doch nicht viel vom Fliegen, das Laufen scheint ihr mehr zu liegen."

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