Abschied auf Raten

Geislautern · Bernhard Hayo, Musiklehrer und Streicherprojekt-Gründer, Chor- und Orchesterleiter, verlässt zum Jahreswechsel den Warndt. Mit einem Konzert nimmt er schon jetzt Abschied von zwei Ensembles.

 Bernhard Hayo probt am Dienstag in der Schlossparkschule mit dem jungen Warndt-Kammerorchester.

Bernhard Hayo probt am Dienstag in der Schlossparkschule mit dem jungen Warndt-Kammerorchester.

Foto: Becker & Bredel

Dienstagabend, in der Bücherei der Geislauterner Schlossparkschule ist das Junge Philharmonische Kammerorchester Warndt bei der Arbeit. "Wisst ihr eigentlich, dass wir heute die letzte Probe zusammen haben?", fragt Dirigent Bernhard Hayo. Und hat dabei seine Stimme nicht restlos im Griff, man hört ein kleines, verräterisches Wackeln.

Hayo überspielt's erstmal. Ruft seine Nachfolgerin Victoria Psota ans Pult, damit sie mit dem Orchester nochmal ein weiteres Stück durchgehen kann. Streift durch den Raum, fährt hier einem Kind übers Haar, dort über die Schulter. Flitzt raus - "ich wollte doch noch ein kleines Video machen zur Erinnerung" -, kommt mit dem Tablet zurück, lässt dessen Kamera eine Runde drehen. Die Schüler packen die Instrumente ein, "bis Samstag!"

Seit Jahrzehnten ist Hayo Lehrer an der Geislauterner Schlossparkschule, hat dort 2004 das Projekt "Mit Geigen gegen Pisa" aus der Taufe gehoben. Dabei lernen Abc-Schützen mindestens einer Klasse ein Streichinstrument; es ist das erste und erfolgreichste Projekt seiner Art im Saarland. Als die ersten kleinen Streicher die Schule verließen, 2008, hat er sie eingeladen, im Orchester weiterzumachen. Einige sind noch immer dabei, Jüngere kamen hinzu; heute, sagt er, hat das Ensemble 25 bis 30 feste Mitglieder. Hayo hat mit ihnen viele Stücke erarbeitet, darunter sogar die Uraufführung einer modernen Messe. Er hat sich gefreut über die Disziplin, die die Kinder und Jugendlichen dabei an den Tag legten. Am Samstag steht nun das letzte gemeinsame Konzert bevor.

Für Hayo ist es zugleich der letzte Auftritt am Pult des Gemischten Chors Karlsbrunn. Den leitet er seit der Gründung vor 30 Jahren. 33 Sangeswillige kamen zur Gründungsversammlung, erinnert er sich. Heute sind es rund 50 Aktive. Und, ungewöhnlich, das Ensemble hat nicht über Männer-Mangel zu klagen, Tenor und Bass sind mit je neun Sängern besetzt. Er selber, anfangs noch unerfahren als Chorleiter, sei an und mit den Karlsbrunnern gewachsen, sagt Hayo. Und als er vor ein paar Jahren aus gesundheitlichen Gründen die Leitung anderer Chöre abgab, ist er den Karlsbrunnern treu geblieben. Externe Fachleute, Stimmbildner zum Beispiel, hat er immer wieder zur Unterstützung herangeholt und schaut zufrieden auf gute, freundschaftliche Zusammenarbeit zurück.

Jetzt aber ist Schluss - am Samstagabend ist Finale. Denn zum Jahreswechsel geht Hayo in Pension und zieht um nach Norddeutschland, näher zu seinen Kindern. Dann wird er auch das Streicherprojekt in andere Hände legen. Von Chor und Orchester nimmt er so früh Abschied, "weil ich sicher sein wollte, dass beide Ensembles in guten Händen sind", sagt er.

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Auf einen Blick Das Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen des Gemischten Chors Karlsbrunn ist am Samstag, 22. Oktober, 20 Uhr, im Dorfgemeinschaftshaus Geislautern . Mit dabei: das Junge Philharmonische Kammerorchester Warndt und der Jugendchor des Conservatoire du Nord Ettelbrück (Leitung Martin Folz). Auf dem Programm: ein Haydn-Klavierkonzert, Chorsätze von Brahms und Rossini, Songs von Konstantin Wecker und eine Auswahl aus Klassik, Musical, Pop. Karten kosten im Vorverkauf 8 Euro (bei Bernhard Hayo, Tel. (0 68 98) 4 15 50), an der Abendkasse 10 Euro. dd

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