Verdacht auf Untreue und Unterschlagung Staatsanwalt hat Feuerwehrchef im Visier
Saarbrücken · Ein Skiurlaub mit Kollegen könnte Josef Schun zum Verhängnis werden. Er soll einen Dienstwagen genutzt haben.
Ein seit Jahren schwelender Konflikt bei der Saarbrücker Feuerwehr findet einen neuen Höhepunkt: Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit der vergangenen Woche gegen Josef Schun. Der Verdacht gegen den Chef der Berufswehr wiegt schwer.
Danach geht es unter anderem um Untreue und Unterschlagung.
Deshalb ließ ein Ermittlungsrichter das Dienstbüro des Beschuldigten am Dienstag der vorigen Woche bereits durchsuchen. Entsprechende Informationen der Saarbrücker Zeitung bestätigte am vergangenen Freitag Christoph Rebmann.
Unter anderem gehe es nach Angaben des Staatsanwaltssprechers um mögliche Unregelmäßigkeiten beim Einsatz eines Dienstwagens.
Demnach soll Schun das Fahrzeug der Berufsfeuerwehr genutzt haben, um zum Skiurlaub ins Pitztal/Österreich gefahren zu sein. An Bord der privaten Fahrt nach Tirol seien weitere Kollegen gewesen. Der Vorfall soll sich im März vergangenen Jahres ereignet haben.
Ein weiterer Verdacht bezieht sich laut Rebmann auf eine Versteigerung, die einige Jahre zurückliegt. 2012 soll Schun ein Dienstfahrzeug anderweitig genutzt haben, statt es für die Feuerwehr gewinnbringend zu verkaufen. Nach unbestätigten Informationen sei das Auto auf einem Flugplatz aufgetaucht, von wo aus Schun privat in die Luft geht.
Am Dienstagvormittag der vergangenen Woche waren Fahnder des Dezernats Besondere Ermittlungen und Korruption (BEK) des Landespolizeipräsidiums auf Beschluss eines Ermittlungsrichters im Dienstbüro aufgetaucht. Sie stellten Computer-Datenträger als Beweismaterial sicher.
Diese sollen nun ausgewertet werden, wie Rebmann berichtet. Weitere Details gab er allerdings mit Hinweis auf den Schutz der Persönlichkeitsrechte des Beschuldigten sowie die Ermittlungen nicht preis. Stadtpressesprecher Thomas Blug bestätigte die Durchsuchungen bei der Berufsfeuerwehr. Er wertete bereits vor Abschluss des Verfahrens: „Durch ein sehr kooperatives Vorgehen von beiden Seiten konnten die erhobenen Vorwürfe noch vor Ort weitgehend entkräftet werden.“ Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) äußerte sich nicht zu den Ermittlungen. Dafür ergänzte Blug, dass Schun weiterhin im Amt sei, eine zumindest vorläufige Beurlaubung zum jetzigen Zeitpunkt nicht drohe.
Wegen der Ermittlungen tritt der Feuerwehrausschuss des Stadtrates am kommenden Dienstag, 20. Juni, zu einer Sondersitzung zusammen. Bereits am Montag – einen Tag vor der Durchsuchung – hatte die FDP-Stadtratsfraktion einen Untersuchungsausschuss zur Berufsfeuerwehr gefordert. Auslöser seien Missstände beim respektvollen Umgang innerhalb der Wehr, wie Fraktionsvorsitzender Karsten Krämer mitteilte.
Detlef Schütz, Chef der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft an der Saar und Mitglied der Saarbrücker Wehr, beklagt ebenfalls Schuns Führungsstil. Deswegen sollen in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Kollegen ihren Dienst quittiert haben.
Josef Schun war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Lediglich der Saarbrücker Anwalt Rainer Link bestätigte das Verfahren gegen seinen Mandanten.