Feuerwehr-Ärger in Saarbrücken Alarm: Leitende Feuerwehrleute klagen ihr Leid

Saarbrücken · Sechs Führungskräfte der Saarbrücker Berufsfeuerwehr haben Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) kontaktiert. Auslöser ist der schlechte Draht zum Chef Josef Schun.

 Dicke Luft bei der Berufsfeuerwehr in Saarbrücken. Aber Stadtpressesprecher Thomas Blug versichert, dass die Einsatzbereitschaft trotz interner Spannungen nach wie vor gesichert sei.

Dicke Luft bei der Berufsfeuerwehr in Saarbrücken. Aber Stadtpressesprecher Thomas Blug versichert, dass die Einsatzbereitschaft trotz interner Spannungen nach wie vor gesichert sei.

Foto: dpa/Paul Zinken

Die miese Stimmung innerhalb der Truppe nimmt kein Ende. Das änderten bislang auch nicht die Versuche aus der Rathausverwaltung der Landeshauptstadt, mit Hilfe von Vermittlern, so genannten Mediatoren, die Wogen zu glätten. Das Verhältnis zwischen Feuerwehrspitze und vielen  Bediensteten bleibt trotz alledem nach wie vor nachhaltig gestört.

Oder spitzt sich die Lage sogar zu? Zumindest scheint sie prekär zu bleiben. Denn nach zumeist nur anonym geäußerten Angriffen gegen Feuerwehrchef Josef Schun stellen sich nun Mitglieder aus den eigenen Reihen auch ganz offiziell gegen ihn. Dabei soll es sich nach Informationen der Saarbrücker Zeitung um Personal aus der Führungsriege handeln. Demnach baten sechs von ihnen um ein Gespräch mit Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD). Inhaltlich untermauerten sie darin die bekannten Vorwürfe: Schun fehle es an fachlichen Fähigkeiten wie auch an Führungskompetenzen. Ein rüder Umgangston, ein übersteigerter Kontrollzwang, der den Kollegen den Eindruck vermittle, wenig Vertrauen ihnen gegenüber zu haben, sollen die Vertreter aus der Leitungsebene ins Feld geführt haben.

Und was sagt Rathauschefin Britz zu den neuerlichen Anschuldigungen? Sie schweigt. Sie lässt  über ihren städtischen Pressesprecher Thomas Blug ausrichten: „Während des Dialogs werden wir uns nicht öffentlich äußern.“ Bei den von ihm angesprochenen Gesprächen handle es sich um jene zwischen dem Feuerwehrchef und dem Personalrat als gewähltem Vertretergremium der Belegschaft. Dabei ginge es darum, „Konflikte aufzuarbeiten und zu deeskalieren“. Blug fordert dabei einen „besonnenen Umgang mit der Situation“ durch einen „sachlichen Dialog“.

Den hatte aber zuletzt Bernd Schumann als Vorsitzender des Personalrats nicht eingeschlagen. Ganz im Gegenteil: Er bekräftigte sogar die Vorwürfe, legte nach. „Von teilweise an Unvermögen grenzendem Verhalten des Amtsleiters“ berichtete Schumann. Das wirke sich seinen Angaben zufolge auf das Personaltableau der Berufsfeuerwehr aus. Die Querelen führten dazu, dass „uns zunehmend Führungskräfte und auch Mannschaftsgrade verlassen“, beklagte der Mitarbeitervertreter im Juni. Seit Schuns Amtsantritt  hätten sechs Führungskräfte den Dienst quittiert. Außerdem sollen an die zehn Kollegen des Einsatzdienstes die Berufswehr verlassen haben.

In diesem Zusammenhang meldete sich damals Charlotte Britz dann doch zu Wort und rügte Schumann für sein öffentliches Statement. Sie forderte wie jetzt ihr Behördensprecher Blug „eine Rückkehr zum sachlichen Dialog“.

Seit Wochen ist Josef Schun in Bezug auf den betriebsinternen Streit abgetaucht. Auch sein Anwalt Rainer Link hält sich bewusst zurück. Was die neuerlichen Attacken gegen seien Mandanten betrifft, teilt er auf Anfrage mit: „Ich kenne den Vorwurf so nicht.“ Im Übrigen  ist Link überzeugt, dass die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Schun „komplett eingestellt werden“.

Dabei bezieht sich der Verteidiger auf mindestens zwei Verfahren: Die  Saarbrücker Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue und Unterschlagung. Demnach soll Schun im März vergangenen Jahres mit einem Dienstwagen und Kollegen zum Privatvergnügen, zum Skiurlaub nach Tirol/Österreich gefahren sein (Untreue). Stadtsprecher Blug hatte bereits im Juni wissen lassen, dass nach der Durchsuchung von Schuns Dienstbüros „die Vorwürfe noch vor Ort weitgehend entkräftet“ worden seien.

Wie rasch tatsächlich die Ermittlungen abgeschlossen werden, „kann ich mit einiger Verlässlichkeit zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mitteilen“, informiert hingegen Staatsanwaltssprecher Christoph Rebmann. Zurzeit liefen die Ermittlungen noch, „insbesondere im Hinblick auf den im Wege der Schenkung überlassenen Pkw aus dem Feuerwehr-Fuhrpark“. Konkret geht es hierbei um den Verdacht der Unterschlagung. 2012 soll Schun ein Dienstfahrzeug anderweitig genutzt haben, statt es für die Feuerwehr gewinnbringend zu verkaufen. Nach unbestätigten Informationen sei das Auto auf einem Flugplatz aufgetaucht, von wo aus Schun privat  startet.

Der Zwist erstreckt sich schon über Jahre. Seit Schuns Amtsantritt 2012 beklagen sich immer wieder Feuerwehrleute über den mittlerweile 40-Jährigen. Und im Grunde bleibt es bei den gleichen Behauptungen, wonach es an Sozialkompetenz mangle. Zudem rückten im Ernstfall Einheiten unterbesetzt aus, was ihm seine Gegner ebenfalls anlasten. Dies liege an dessen Fehlmanagement.
Die Stadtverwaltung hält unterdessen an Schun fest, stärkt ihm sogar demonstrativ den Rücken. So erklärte Pressesprecher Blug abermals, dass viele der Angriffe entkräftet worden seien. Das betreffe eben auch die Ermittlungen des Staatsanwaltes.

 Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) hält am umstrittenen Feuerwehrchef Josef Schun fest.

Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) hält am umstrittenen Feuerwehrchef Josef Schun fest.

Foto: BeckerBredel

Um erneut – trotz des andauernden Ärgers – zu versichern: „Fakt ist, dass die Sicherheit der Bürger in Saarbrücken gewährleistet ist.“

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