Radfahren Stadt will attraktiver für Radfahrer werden

Saarbrücken · Saarbrücken investiert in die Infrastruktur für den Radverkehr und will so vom Image der reinen Autostadt wegkommen.

 Mit der Aktion Stadtradeln wurde im vergangenen Jahr (hier auf dem St. Johanner Markt)  für mehr Radverkehr geworben. 

Mit der Aktion Stadtradeln wurde im vergangenen Jahr (hier auf dem St. Johanner Markt)  für mehr Radverkehr geworben. 

Foto: BeckerBredel

Die Landeshauptstadt will in puncto Fahrradfreundlichkeit aufholen. Doch geht es nach dem bundesweiten Stimmungsbild, tut sie sich damit schwer. Trotz Investitionen. Noch kommt Saarbrücken nicht aus dem Umfrage-Mittelfeld heraus. Obwohl die Stadt sich den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) ins Boot holte – genau jenen bundesweit aktiven Interessenverband für Radler, der durch regelmäßige Umfragen immer wieder auf Probleme, die aus seiner Sicht bestehen, aufmerksam macht. Mit ihm gemeinsam erarbeiteten Saarbrücker Experten ein Radverkehrsnetz als Zielvorgabe, das sich nun im Verkehrsentwicklungsplan 2030 wiederfindet.

Dafür beschäftigt die Stadtverwaltung eigens einen Radverkehrsbeauftragten. Unterdessen kritisierten Grünen-Politiker, dass Kommunen für den Radwegeausbau vorgesehenes Fördergeld nicht eingefordert haben sollen. Um dies künftig zu verhindern, soll eine Förderlotsin beim saarländischen Verkehrsministerium helfen. Ihre Stelle richtete Ministerin Anke Rehlinger (SPD) bei der Energieberatung Saar ein. Wird damit der Job  des Radverkehrsbeauftragten bei der Stadt überflüssig? Keineswegs, verteidigt Stadtpressesprecher Thomas Blug. Der Posten sei mit einem Verkehrsingenieur besetzt, der Projekte steuert und plant. „Sein Fokus liegt also weniger auf Verwaltungstätigkeiten in Zuge von Förderungen.“ In der Förderlotsin sieht der Stadtsprecher allerdings eine Bereicherung. Seine Verwaltung „nimmt dieses Beratungsangebot des Landes gerne an, um damit mehr Arbeitszeit zur Planung und Bau von Radinfrastruktur zur Verfügung zu haben.“

Bei deren Aufbau sieht er Saarbrücken auf der richtigen Spur. Blug hält sogleich mehrere Beispiele dafür parat. Als zuletzt fertiggestelltes Projekt führt er den Radweg in der Lebacher Straße in Malstatt an. Auf 1,4 Kilometern investierte die Stadt seinen Angaben zufolge 110 000 Euro, um einen so genannten Radschutzstreifen anzulegen. Hier haben Fahrradfahrer eine eigene Fahrbahn, die mit Markierungen vom Autoverkehr separiert ist. Geld habe die Kommune vom Bundesumweltministerium bekommen. Rund 62 Prozent der Gesamtsumme steuerte demnach die Behörde über das Förderprogramm Nationale Klimaschutzinitiative bei.

Zurzeit umfasse das gesamte Radwegenetz in der Landeshauptstadt rund 360 Kilometer. Dessen Ausbau stehe nach dem Entwicklungsplan an. Aktuell seien die Planer an folgender Verbindung dran: vom Ausgangspunkt Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) hin zur Innenstadt, weiter in den Meerwiesertalweg bis zur Universität. „Derzeit wird ein Finanzierungsmodell erarbeitet“, das auf das Förderprogramm des Bundes zugreifen soll, schreibt Blug in einer Stellungnahme.

Außerdem soll noch ein weiterer Fördertopf in Anspruch genommen werden: der des Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetzes. Dabei sei die Verwaltung sogar schon so weit, dass zumindest ein Teilstück realisiert werde. Da die neue Radstrecke über die gegenwärtig zu sanierende Wilhelm-Heinrich-Brücke führt, soll im Zusammenhang mit den Bauarbeiten dort ohnehin ein Radfahrstreifen angelegt werden.

Dies ist indes nicht das einzige Projekt, an dem Saarbrücken für Menschen auf dem Drahtesel arbeitet. In der Stengel- und Eisenbahnstraße sowie beim Umbau des Beethoven-/Synagogenvorplatzes gehe es voran. Ebenfalls noch in diesem Jahr geplant: 2,8 Kilometer Radschutzstreifen entlang der B 51 vom Burbacher Markt bis zur Stadtgrenze Richtung Völklingen sowie 300 Meter in der Scheidter Kaiserstraße. „Seit 2010 hat die Landeshauptstadt Saarbrücken auf rund 35 Kilometern gebaut, markiert, beschildert und Ampeln installiert“, ergänzt Thomas Blug. Zudem seien Busspuren und Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radfahrer freigegeben worden. Um Hindernisse bei der Fahrt aus dem Weg zu räumen, seien Bordsteine abgesenkt worden. Falschparkern, die Radwege für ihre Autos als illegale Abstellfläche nutzen, habe die Stadt Poller in die Quere gestellt.

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