Verein macht Tiere armer Menschen satt"Meine Tiere sind mein Leben"

Saarbrücken. Menschen mit wenig Geld leiden unter dem täglichen Mangel. Und sie haben Angst, dass ihre Tiere diese Armut zu spüren bekommen. Woher das Geld für das Futter nehmen? Ein Saarbrücker Verein will armen Tierbesitzern helfen. Die Tierfutterhilfe Saarland ist für Menschen da, die wegen niedriger Rente, Arbeitslosigkeit oder zu geringem Gehalt nicht genug Geld für ihre Tiere haben

 Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Melanie Alt sortiert die Tierfutterspenden. Foto: Becker&Bredel

Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Melanie Alt sortiert die Tierfutterspenden. Foto: Becker&Bredel

Saarbrücken. Menschen mit wenig Geld leiden unter dem täglichen Mangel. Und sie haben Angst, dass ihre Tiere diese Armut zu spüren bekommen. Woher das Geld für das Futter nehmen? Ein Saarbrücker Verein will armen Tierbesitzern helfen. Die Tierfutterhilfe Saarland ist für Menschen da, die wegen niedriger Rente, Arbeitslosigkeit oder zu geringem Gehalt nicht genug Geld für ihre Tiere haben. In dem kleinen Verkaufsraum in Burbach mit angeschlossenem Lager gibt es alles, was für die Tierpflege benötigt wird. Von Vogel-, Hunde- und Katzenfutter über Tierkörbchen und Hundejäckchen bis hin zu Leckerlis steht dort, wie es scheint, einfach alles. Die Idee, den Verein zu gründen, kam dem ersten Vorsitzenden Hans Jörg Hene voriges Jahr. "Die Organisation 'Tiere in Not' vermittelte mir einen Husky. Dem ging es sehr schlecht, weil sein Vorbesitzer kein Geld hatte und sich nicht genug um ihn kümmerte", sagt Tierfreund Hene. Der vernachlässigte, abgemagerte Hund habe nur von Kartoffelschalen gelebt, sei halb verdurstet gewesen und habe kaum noch Fell gehabt. "Nachdem ich ihn an mich gewöhnt, ihn gefüttert und gepflegt habe, ist aus ihm mittlerweile ein Prachthund geworden, den ich nicht mehr missen möchte." Dieses Hundeschicksal hat den 51-Jährigen sehr berührt. Also beschloss er im Oktober 2011, die Tiertafel zu gründen. In Burbach fand er dafür den passenden Verkaufsraum neben der Saarbrücker Tafel. Henes Idee fand schnell Zuspruch. Heute hat der Verein sieben Mitglieder, die helfen, wo sie nur können. "Mittlerweile kommen um die 400 hilfsbedürftige Leute, denen wir mit Spenden weiterhelfen können. Alle müssen sich aber vorher bei uns anmelden", sagt Hene. Wer Hilfe will, muss seine Bedürftigkeit mit entsprechenden Dokumenten, wie zum Beispiel einer Hartz-IV- oder Rentenbescheinigung, nachweisen. Die Anmeldung kostet fünf Euro für ein halbes Jahr. Wenn der Tierbesitzer den Nachweis vorgelegt hat, bekommt er das benötigte Futter gegen eine kleine Spende. "Hundefutter zum Beispiel kostet für eine Woche einen Euro", erklärt Hans Jörg Hene. Der Verein finanziert sich, wie Hene sagt, nur aus Spenden und Anmeldegebühren. "Man kann uns natürlich mit Geldspenden unterstützen, aber auch mit Futter- und anderen Sachspenden, wie Leinen, Tierkörbchen, Katzenklos und vielem mehr." Momentan hapere es genau an der Stelle. Der Verein suche händeringend Sponsoren. "Man kann Sachspenden entweder bei uns direkt abgeben oder in unseren aufgestellten Boxen einwerfen", sagt der Saarbrücker. Eine Box steht im Saarbrücker Futterhaus in der Dudweiler Landstraße. Demnächst soll eine im Völklinger Globus-Baumarkt folgen. Den Mitgliedern der Tiertafel liege im Moment ein Transporter am Herzen, um Futterspenden abzuholen oder zu liefern. "Wir fahren locker 1500 Kilometer im Monat, um Mensch und Tier zu helfen. Besonders, wenn Herrchen oder Frauchen geh- oder sehbehindert ist, ziehen wir los", sagt der Vereinsvorsitzende. Auch ehrenamtliche Helfer seien stets willkommen. Die hohe Zahl der Hilfsbedürftigen, die zur Tierfutterhilfe kommen, zeige, dass viele Menschen nicht auf ihr Tier verzichten wollen. Auch nicht, wenn sie kaum Geld für ihren eigenen Lebensunterhalt haben. "Ich kann das vollkommen verstehen", sagt Hene mit Nachdruck. "Oft ist ein Haustier der einzige soziale Kontakt. Menschen brauchen Halt, und da helfen sehr oft die Tiere." Besonders schlimm sei es, wenn jemand, der bereits ein Haustier hat, in Not gerät. "Der will dann doch nicht einfach sein Haustier aufgeben und ins Tierheim abschieben."

Kontakt: Die Tierfutterhilfe, Im Etzel 3, hat Telefon (06 81) 37 99 61 53, geöffnet ist sie montags bis samstags von 13 bis 17 Uhr.

Warum halten Sie sich Haustiere, obwohl doch Ihre Rente für Sie selbst kaum ausreicht?

Ursula S.: Tiere sind einfach etwas Liebes. Ich lebe für meine Tiere. Mein Mann ist vor einem Jahr gestorben, ich habe Probleme mit dem Herzen und hatte schon eine Operation. Hätte ich keine Tiere, um die ich mich kümmern könnte, gäbe es mich wahrscheinlich auch schon nicht mehr.

Also bedeuten Ihnen Tiere sehr viel?

Ursula S.: Ja. Ich habe meine zwei Kater und mein Kätzchen angefüttert, und nun wohnen sie bei mir. Außerdem füttere ich noch drei weitere Katzen draußen auf der Straße. Es kümmert sich ja keiner um die armen Tiere. Es leben so viele Katzen auf der Straße, und keiner weiß das. Außerdem unterstütze ich auch den Verein der Katzenfreunde mit Kuchen und Plätzchen, so gut ich kann.

Was bedeutet Ihnen die Tierfutterhilfe?

Ursula S.: Mir bedeutet die Unterstützung sehr viel. Mich macht es froh, dass ich hierherkommen kann und Futter bekomme. Ich bin wirklich sehr erleichtert, dass es diese Möglichkeit gibt.

Würden Sie sich jemals von Ihren Tieren trennen, nur damit Sie mehr Geld zur Verfügung haben?

Ursula S.: Nein, niemals. Meine Katzen bedeuten mir alles. Sie sind mein Leben.

 Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Melanie Alt sortiert die Tierfutterspenden. Foto: Becker&Bredel

Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Melanie Alt sortiert die Tierfutterspenden. Foto: Becker&Bredel

 Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Melanie Alt sortiert die Tierfutterspenden. Foto: Becker&Bredel

Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Melanie Alt sortiert die Tierfutterspenden. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

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