Herbert Lind mustert den Bildschirm und runzelt die Stirn. "Was sucht er denn jetzt, wenn ich auf ,suchen' gehe?" Mit "er" meint der 80-Jährige das Programm auf seinem Tablet. Es ist Neuland für ihn und seine Frau Karin. Ein Smartphone besitzen sie bereits. Jetzt wollen sie sich auch ein Tablet zulegen, um mit dem Schwiegersohn im Ausland "skypen" zu können. Wörter wie "skypen" oder "App" gehen ihnen trotz der neuen Erfahrung schon locker über die Lippen, hier beim kostenlosen Einsteigerkurs "Kaffee-Kuchen-Tablet" im Bürgerzentrum in Saarbrücken-Brebach.

Onlinerland, die Initiative der Landesmedienanstalt Saar (LMS), bietet die Kurse seit Anfang März landesweit an. Bisher war nur die Bedienung von Computern und Laptops Teil des Kursangebots. Neuerdings gibt es die von der Landesregierung und der LMS finanzierten Kurse auch für Tabletnutzer. Zum achten Kurstermin sind 15 Teilnehmer gekommen. "Es gibt keine falschen oder dummen Fragen", macht Referent Wolf-Dieter Scheid gleich zu Beginn klar und geht dann direkt zu einer Definition über: "Ein Tablet ist ein Smartphone ohne Telefonfunktion." Scheid veranschaulicht: Der Router ist ein "Signalverteiler", das Play-Store-Logo die "weiße Einkaufstasche mit bunten Symbolen" und das Internetsymbol "die blaue Weltkugel". "Die meisten finden nach kurzer Zeit den Zugang zum Thema", sagt Scheid. Er ist einer von zehn Kursleitern, die das Angebot betreuen.

Das Besondere: Die dreistündigen Kurse finden nicht zentral an einem Ort statt, sondern in über das gesamte Saarland verteilten Einrichtungen wie dem Stadtteilbüro in Saarbrücken , dem Diakonischen Werk in Völklingen oder eben auch dem Brebacher Bürgerzentrum.

Wieso ist es sinnvoll, sich ein Tablet mit genügend Speicherplatz zuzulegen und warum sollte man das Gerät nicht jederzeit aufladen? Grundsätzliche Fragen, die Scheid zunächst klärt, bevor er sich den Apps widmet, die er als "kleine Programme" vorstellt. Und Achtung! Deinstallieren ist nicht gleich deaktivieren. "Deaktivieren ist wie das Fahrrad, das Sie im Keller stehen haben und nicht mehr benutzen", sagt Scheid.

Das ältere Ehepaar Ingrid und Karl-Heinz Laubach tastet sich an das neue Gerät heran. Plötzlich ertönt Musik. Ingrid Laubach erforscht mit den Fingern den Tastbildschirm. Vergeblich. Wie bekommt sie das Ding jetzt bloß wieder still? Kurs assistent Mario Ferrufino eilt zu Hilfe. "Sie haben da was geöffnet", sagt er und schmunzelt. Einige Teilnehmer bedienen zum ersten Mal ein Tablet, andere wiederum haben sich schon eins angeschafft und kommen, weil sie es noch nicht so gut zu bedienen wissen. Wichtig für alle Teilnehmer: Das Finanzielle. Welches Angebot lohnt sich und welches eher nicht? Wie erkenne ich, ob eine App kostenlos ist? Scheid gibt den Teilnehmern Tipps zum Thema Datenschutz und Anti-Viren-Programm. Wie der Kursname schon andeutet, gibt es für die Teilnehmer auch Treibstoff für die grauen Zellen: Kaffee und Kuchen sponsert die jeweilige Einrichtung, in der der Kurs stattfindet.

Ernst Schillo verzehrt in der Pause genüsslich ein Stück Streuselkuchen. Sein einziger Anreiz, den Kurs zu besuchen? Er lacht. "Nein!" Im stolzen Alter von 88 Jahren will er noch lernen, über das Tablet mit seinen Enkeltöchtern zu kommunizieren. Er ist einer der Ältesten in der Runde, die gebannt auf die Leinwand mit den vielen neuen Informationen schaut. Letzter Programmpunkt ist die App der Saarbrücker Zeitung. Schnell wird deutlich: Auch die älteren Leser interessieren sich für das digitale Angebot.

Karin Lind hat am Ende des Kurses einiges dazugelernt. "Das hat er richtig gut erklärt", lobt sie den Vortrag des Kursleiters. Ihr Ehemann Herbert fühlt sich in seiner Eingangsthese bestätigt: "Wenn Sie gar nichts machen, sind Sie von der Welt abgehängt."

Infos zu den Anfänger- und Aufbaukursen gibt es im Internet unter www.onlinerlandsaar.de .