Konsumenten erfahren, welche Macht sie haben

Saarbrücken · Jeden letzten Samstag im Monat organisiert die Bildungsinitiative „Weltbewusst Saar“ einen konsumkritischen Stadtrundgang. Dabei wird den Teilnehmern erklärt, wie sie als Verbraucher den Markt beeinflussen können.

 Beim konsumkritischen Stadtrundgang der Bildungsinitiative „Weltbewusst Saar“: Jean-Philippe Baum schreibt auf dem Pflaster der Bahnhofstraße. Foto: Nicole Burkhardt

Beim konsumkritischen Stadtrundgang der Bildungsinitiative „Weltbewusst Saar“: Jean-Philippe Baum schreibt auf dem Pflaster der Bahnhofstraße. Foto: Nicole Burkhardt

Foto: Nicole Burkhardt

Die Straßen sind am Samstagnachmittag voller Leute, die shoppen gehen. Bunte Tüten, Werbetafeln, gestresste Verkäufer und zwischendrin eine Gruppe Menschen mit einem gefüllten Einkaufswagen mitten in der Fußgängerzone - es sind die Teilnehmer am konsumkritischen Stadtrundgang der Bildungsinitiative "Weltbewusst Saar".

Bevor sie losgingen, reflektierten alle gemeinsam: Hat Konsum mit Glück zu tun? Was ist die Masche der Werbeleute? In welcher Welt will ich leben, und was kann ich tun, um etwas dazu beizutragen?

Danach durfte die Gruppe entscheiden, welches Thema im Mittelpunkt ihres Spazierganges stehen sollte. Banken , Reisen oder Handy? Die Gruppe entschied sich für Banken .

Vor einer Bank gibt es dann also ein kleines Rollenspiel. Die Rollen der Bänker, Investoren und Anleger werden verteilt. Ein Bauer, der Geld für seine Solaranlage braucht, ein gemeinnütziges Projekt, das bedürftige Frauen und Kinder unterstützt und ein Waffenhändler buhlen um das Geld der Bank. Am Schluss fällt die Entscheidung für den Waffenhändler - zu unschlagbaren Konditionen. Den Teilnehmern wird klar, wie viel Psychologie mit hineinspielt, wenn es um derartige Entscheidungen geht. Schlussendlich soll bei dieser Übung aber das Bewusstsein dafür gestärkt werden, wie wir als Verbraucher durch unser Handeln den Markt beeinflussen können. Genauso in der Textilbranche, die beim nächsten Stopp Thema ist. Jean-Philippe Baum, einer der Veranstalter, schreibt mit Kreide Begriffe auf den Boden vor einem Modegeschäft : Konsum, Mode, Design, Schnäppchen. "Ich muss etwas Abstand halten, das letzte Mal war es den Leuten dort nicht so recht, was wir da gemacht haben", erklärt er.

Jeder Deutsche konsumiert acht Kilo Kleidung im Jahr. Wenn man die Wege verfolgt, die es zur Produktion einer Jeans braucht, umkreist man einmal die Erde. Und wer hat noch nie Klamotten gekauft, die er dann nie angezogen hat?

Bei der Stadtführung geht es nicht darum, nur das negative aufzuzeigen. Den Konsumenten soll vielmehr bewusst gemacht werden, was sie tun können. Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind. "Oft sind die Leute überfordert. Wenn man versucht, alles richtig zu machen, stößt man schnell an seine Grenzen", erklärt Organisatorin Eva Maschino.

Zum Thema:

Auf einen Blick "Weltbewusst Saar" ist eine Bildungsinitiative von Attac Saar, BUND Jugend Saar, Geographie ohne Grenzen, Weltladen Kreuz des Südens und Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland (NES). Infos auf der Facebookseite "Weltbewusst Saar". nibuweltbewusst.org

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