Junger Mann liebt alte Frau

Saarbrücken · Zum zehnten Mal findet ab 22. November das Festival Primeurs statt, bei dem neue Texte französischsprachiger Theaterautoren aus aller Welt präsentiert werden. Ein Herzstück des Festivals ist jeweils das live aufgeführte Hörspiel, das die Hörspiel-Redaktion von SR2 Kulturradio präsentiert. Diesmal wird das „Schwanengesänge“ von Fabrice Melquiot sein. SZ-Redakteurin Susanne Brenner wollte von SR-Hörspielchefin Anette Kührmeyer Hintergründe wissen.

 Bei einem Live-Hörspiel werden auch die Geräusche live gemacht, wie unser Archivfoto vom Primeurs-Festival vor zwei Jahren mit Geräuschmacherin Elodie Fiat zeigt.

Bei einem Live-Hörspiel werden auch die Geräusche live gemacht, wie unser Archivfoto vom Primeurs-Festival vor zwei Jahren mit Geräuschmacherin Elodie Fiat zeigt.

Foto: oliver Dietze

Ein alter Mann und eine junge Frau - die Weltliteratur ist voll davon. Fabrice Melquiot dreht die Geschichte um und lässt eine alte Frau erotisch auf einen jungen Mann treffen. Was hat Sie daran künstlerisch fürs Hörspiel gereizt?

Anette Kührmeyer: Ob diese Beziehungskonstellation wahrscheinlich ist, wird oft über das Äußere beurteilt, also: Sieht diese Frau noch besonders gut aus "für ihr Alter"? Im Radio hört man dagegen nur die Stimmen, die zwar auch das Alter der Figuren vermitteln, aber viel intensiver und jenseits von Vorurteilen davon erzählen können, was diese beiden Menschen so stark aneinander anzieht, dass sie sich trotz Altersunterschied ineinander verlieben.

Ein solches Thema läuft leicht Gefahr, ein bisschen peinlich oder gewollt zu geraten. Wie entgeht Meliquiot in "Schwanengesang" dieser Falle?

Anette Kührmeyer: Fabrice Melquiot ist ein Meister darin, schwierige Themen mit leichter Hand anzugehen, und ganz wichtige Mittel sind - auch bei "Schwanengesänge" - seine glänzende, lebendige Dialogführung, sein feinfühliger Humor.

Sie haben als verantwortliche Hörspiel-Chefin schon mehrere Werke von Meliquiot ins Deutsche übertragen lassen. Was macht für Sie die Qualität dieses Autors aus, dass Sie ihm so die Treue halten?

Anette Kührmeyer: Viele Stücke Melquiots lassen sich eins zu eins ins Radio übertragen, weil die Sprache der Figuren sein herausragendes Ausdrucksmittel ist - so wie auch im Hörspiel vor allem das Wort Bedeutung überträgt. Mich überzeugt auch Melquiots humorvolle Art, relevante, auch schmerzhafte Themen aufzugreifen - so wird eine ernsthafte Auseinandersetzung damit möglich, ohne dass gleich Abwehr aufkommt. Anders als in Frankreich, wo Fabrice Melquiot ein Star ist, kennen ihn in Deutschland leider noch zu Wenige - beim SR-Hörspiel sehen wir uns auch als "Scouts" für die deutschen Hörer, und manchmal braucht es eben mehr als ein Stück, um einem Autor Gehör zu verschaffen.

Können Sie schon verraten, wie das Ganze umgesetzt wird? Sie bringen mit Tatja Seibt, Wolf-Dietrich Sprenger und Oliver Urbanski ja ein paar bekannte bis sehr bekannte Schauspiel-Größen auf die Bühne.

Anette Kührmeyer: Tatja Seibt und Oliver Urbanski, also Anna und Bogdan, haben bereits gemeinsam auf der Bühne gestanden und mögen sich, das ist ein Geschenk für unser Hörspiel, von Wolf-Dietrich Sprenger ganz zu schweigen. Auch auf die Musik von Thom Kubli (mit Valentin Butt) können sich die Zuhörer und Zuschauer freuen.

Zum Thema:

 Fabrice Melquiot Foto: J. Roualet

Fabrice Melquiot Foto: J. Roualet

Foto: J. Roualet
 Anette Kührmeyer Foto: t. Gundelwein

Anette Kührmeyer Foto: t. Gundelwein

Foto: t. Gundelwein

Hintergrund Das 10. Autorenfestival "Primeurs" für französischsprachige Gegenwartsdramatik findet vom 22. bis 26. November in Saarbrücken in der Alten Feuerwache und im Le Carreau in Forbach statt. Das Saarländische Staatstheater, das Nationaltheater Le Carreau in Forbach, SR2 Kulturradio und das Institut français Saarbrücken präsentieren in grenzüberschreitender Zusammenarbeit zeitgenössische Dramatik aus Frankreich, Belgien und Kanada. Stücke von Fabrice Melquiot, Olivier Sylvester, Ismaël Saidi, Steve Gagnon, Enzo Cormann und Fanny Britt werden in Werkstattinszenierungen und Lesungen vorgestellt. Das beste Stück des Festivals wird am Samstagabend mit dem mit 3000 Euro dotierten "Primeurs-Autorenpreis" ausgezeichnet, über dessen Vergabe das Publikum entscheidet. Fabrice Meliquiots Stück "Schwanengesänge" ist am Donnerstag 24. November, 20 Uhr, in der Alten Feuerwache zu sehen/hören. red

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