Von wegen Tisch und Wasserglas!

Saarbrücken. Mit der Tragikomödie "Eine Frage der Einstellung", dargeboten als Live-Hörspiel, beginnt heute Abend die dritte Ausgabe des Festivals "Primeurs"

Saarbrücken. Mit der Tragikomödie "Eine Frage der Einstellung", dargeboten als Live-Hörspiel, beginnt heute Abend die dritte Ausgabe des Festivals "Primeurs". Bis Samstag kann man in der Alten Feuerwache allabendlich in Form szenischer Lesungen zeitgenössische Theaterstücke aus dem französischsprachigen Raum kennenlernen, die bisher noch auf keiner deutschen Bühne zu sehen waren.

Was nicht an der Qualität der Stücke liegt, sondern eher ein Wahrnehmungsproblem der deutschen Stadt-, Landes- und Staatstheater ist. Nur selten haben sie Dramaturgen, die in der Lage sind, französischsprachige Stücke im Original zu lesen. Also hält man sich an die Erfolgsstücke, die auf jeden Fall in deutscher Übersetzung vorliegen.

"Man findet auf den deutschen Spielplänen so gut wie keine französische Autorin, die nicht Yasmina Reza heißt", stellt SR2-Hörspielchefin Annette Kührmeyer (Foto: Gundelwein) denn auch bedauernd fest. Das wollen Saarländischer Rundfunk, Saarländisches Staatstheater, Institut d'Etudes Françaises und die Forbacher Nationalbühne Le Carreau mit dem gemeinsamen Festival Primeurs ändern.

Sechs Stücke, zwei aus Kanada, vier aus Frankreich, stellen sie diesmal vor und haben sich dafür vorab durch sehr viel neuere Theaterliteratur aus allen Ländern der Frankophonie gelesen. "Für unsere Auswahl war nicht ausschlaggebend, ob ein Stück in seinem Land bei Kritik oder Publikum schon ein Erfolg war, sondern ob es für deutsche Zuschauer von Interesse ist", erklärt Kührmeyer.

Alle Stücke spielen im Heute, behandeln Gegenwartsthemen. Als satirischer Abgesang auf die moderne Mittelschichts-Kleinfamilie etwa präsentiert sich "Eine Frage der Einstellung" von Evelyne de la Chenelière und Daniel Brière, bei dem Schauspieler aus Berlin, Dresden, Basel und Wien, eine Pariser Geräuschemacherin und ein Musiker aus Neuseeland mitwirken.

Auch die szenischen Lesungen an den weiteren Abenden seien keineswegs trockene Vorlesestunden "mit Tisch und Wasserglas", räumt Kührmeyer etwaige Befürchtungen aus dem Weg. "Die Schauspieler haben zwar den Text in der Hand, doch sie sind geschminkt, im Kostüm und agieren, es gibt eine Regie und Ansätze von Bühnenbild." Bis auf den Freitag, an dem zwei miteinander korrespondierende Stücke eines Autors, verfasst im Abstand von 25 Jahren, vorgestellt werden - davon eins auf Französisch - sind alle Vorstellungen auf Deutsch und von jüngeren Autoren Mitte Dreißig.

Zum Finale am Samstag wird die Publikumsjury den Autorenpreis für das beste Stück vergeben, anschließend wird gefeiert zur Tanzmusik von LéOparleur. Alle Autoren werden diesmal in Saarbrücken zugegen sein, um sich dem Publikum zu stellen. Die letzte Chance, zu diskutieren und Festivalatmosphäre zu genießen, gibt es für Nimmermüde am Sonntag beim großen gemeinsamen Künstlerfrühstück.

Einzelkarten für die jeweiligen Abende kosten zwischen 6 und 10 Euro. Der Festivalpass kostet 20, ermäßigt 15 Euro. Karten gibt es an der Vorverkaufskasse des Staatstheaters, Tel. (0681) 3092-486, und an der Abendkasse.

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