Holzernte statt Kahlschlag

Saarbrücken. Nichts irritiert gelegentliche Waldspaziergänger so sehr wie die Holzernte. Schnell drängt sich der Eindruck auf, zumal wenn Ernte- und Rückemaschinen im Einsatz sind, hier werde ohne Rücksicht auf den Wald "Raubbau" betrieben, Kasse gemacht. In Wahrheit ist das Gegenteil richtig

 Der Baumtransport mit dem Pferd schont den Wald. Foto: Seeber

Der Baumtransport mit dem Pferd schont den Wald. Foto: Seeber

Saarbrücken. Nichts irritiert gelegentliche Waldspaziergänger so sehr wie die Holzernte. Schnell drängt sich der Eindruck auf, zumal wenn Ernte- und Rückemaschinen im Einsatz sind, hier werde ohne Rücksicht auf den Wald "Raubbau" betrieben, Kasse gemacht. In Wahrheit ist das Gegenteil richtig. Aus den Wäldern des Regionalverbandes (wie des ganzen Saarlandes) wird nur etwa halb so viel Holz herausgeholt wie nachwächst.

Bei uns wird Holz eigentlich immer geerntet. Das hängt mit dem Verzicht auf Kahlschläge zusammen. Die Förster legen in der hier praktizierten naturnahen Waldwirtschaft also nicht ganze Wälder nieder, sondern suchen jeden zu fällenden Baum einzeln heraus. Dies erweckt bisweilen den falschen Eindruck eines immer währenden "Ausschlachtens".

Manche Puristen hören es nicht gern, aber Wald besteht nicht nur aus Freizeitnutzung und ökologischem Schutz, sondern Wald muss Geld durch Holznutzung hereinbringen. Ein Drittel wird als Heizenergie gebraucht, und Holz wird als Biomasse und Ersatz für nicht nachwachsende Ressourcen wie Kohle, Erdöl und Erdgas immer wichtiger. Zwei Drittel gehen in die Industrie und kommen als Spanplatte oder Wohnzimmerschrank wieder zurück.

Im Gegensatz zum Wald, der weiter und weiter wächst, ist die Zahl der Saarforst-Mitarbeiter in den letzten drei Jahrzehnten um fast zwei Drittel gekürzt worden. Trotzdem ist es den Mitarbeitern inzwischen gelungen, die "grüne Industrie" mit einem leichten finanziellen Plus abzuschließen. Was umso bemerkenswerter ist, als sie, quasi als Hausgeister des Waldes, nebenher auch noch den illegalen Müll rausbringen sowie die Wege frei und begehbar halten.

Allein die Wälder des Regionalverbandes werden von fast 500 Kilometern Wegen durchzogen. Würde man sie nicht regelmäßig in Ordnung bringen, wären sie alsbald vom Grün überwachsen und für viele Nutzer unbrauchbar.

Nicht nur Profis machen im Wald Holz, sondern auch Privatleute, und zwar mit Verträgen und Motorsägen-Führerschein. Saarlandweit sind es 6000, im Regionalverband etwa 2500. Die privaten Brennholznutzer mögen hier und da im Detail nicht alles immer professionell richtig machen, sie gelten aber als Segen für den Wald, weil sie sich mit ihm identifizieren und Garanten für seine Zukunft sind.

Das ist überhaupt das Credo der Forstleute: Nur wer in den Wald geht, der versteht ihn auch und der wird ihn in Ordnung halten. Und wer ihn nutzt, versteht ihn umso besser. Deshalb ist es gern gesehen, wenn möglichst viele Leute in den Wald kommen und nicht bloß einige wenige. > Ende der Serie

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