"Glück auf" zum Abschied

St. Ingbert/ Saarbrücken. Auf ganz besondere Art und Weise nahm am 30. Juni, dem Tag, an dem nach 250 Jahren der Steinkohlenbergbau im Saarland endete, die Bergkapelle St. Ingbert Abschied von dieser Ära. Während um 20.15 Uhr aus diesem Anlass vielerorts, so auch in der Mittelstadt, die Kirchenglocken läuteten und in Ensdorf die "letzte Schicht" zelebriert wurde, hatten die St

St. Ingbert/ Saarbrücken. Auf ganz besondere Art und Weise nahm am 30. Juni, dem Tag, an dem nach 250 Jahren der Steinkohlenbergbau im Saarland endete, die Bergkapelle St. Ingbert Abschied von dieser Ära. Während um 20.15 Uhr aus diesem Anlass vielerorts, so auch in der Mittelstadt, die Kirchenglocken läuteten und in Ensdorf die "letzte Schicht" zelebriert wurde, hatten die St. Ingberter im Staatstheater Saarbrücken (SST) ihren großen Auftritt.Gleich zu Beginn des Konzerts, das unter dem Motto "Tales from the Center of the Earth" stand, hatte die Bergkapelle im festlichen Ornat mit dem Steigermarsch ihren ersten großen Auftritt dieses Abends. In wechselnder Formation marschierten die Blasmusiker festlich getragen über die Bühne und mittels einer schrägen Spiegelfläche konnten die Zuhörer die Perfektion sehen, mit welcher das Ensemble sich bewegte. Das "Glück auf" mutierte nach der klassischen Variante noch mit Keyboard und Percussion zum etwas "anderen Steiger", mal jazzig oder im Walzertakt.

Matthias Weißenauer zeichnete bei diesem Ereignis in doppelter Funktion verantwortlich. Er hatte als Chef der Schlagwerkformation des Staatstheaters "Percussion under construction" die musikalische Leitung und ist gleichzeitig der Dirigent der Bergkapelle St. Ingbert. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen in "Schaffkläädern" selbst Hand anzulegen und so schwebte er beispielsweise mit ein paar Kollegen samt umgeschnallter Drums zu Boden, um auf den Bühnenbrettern selbst zu musizieren. Danach ging es im wahrsten Sinne des Wortes "Schlag auf Schlag", denn dem Publikum wurde die ganze Bandbreite und Vielseitigkeit von Schlaginstrumenten präsentiert, vom klassischen Schlagzeug über die Marimba bis hin zu Alltagsgegenständen.

Mal meinte man eine Anfahrtsglocke zu hören, mal stampfende Maschinen oder das Quietschen der Grubenlok. Nachwuchsschlagzeuger brachten in ihren T-Shirts Farbe auf die Bühne und zeigten, mit welch einfachen Mitteln, Spaten beispielsweise, sich Musik machen lässt. Als szenische Aufführung angelegt, wurden nicht nur den Ohren kreative und einzigartige Klänge geboten, sondern auch die Augen kamen bei diesem besonderen Erlebnis nicht zu kurz. Vom Bühnenhimmel herabgelassene, leuchtende Streben suggerierten ein Stollenmundloch, in dem Musiker und Sängerin (Sopranistin Manuela Simmler) kurzerhand einen Untertage-Auftritt hatten. Nebelmaschinen, Grubenlampen, auf Großleinwand projizierte Fotos und Filme aus der Arbeitswelt unter der Erde, eine rasante, animierte Unterweltexkursion, auf die sich eine Grubenlore mit Passagier begab und viele andere Effekte und Animationen versprachen Spannung bis zuletzt.

Das Publikum, darunter viele St. Ingberter, zeigte, zum Teil auch während der Stücke, seine uneingeschränkte Begeisterung. Mit einem Arrangement von "Danny Boy", einem Lied, das ursprünglich aus Irland stammt und den Abschied wie auch die Wiederkehr zum Thema hat, beschloss Matthias Weißenauer mit der Bergkapelle das Konzert und entließ ein begeistertes Publikum mit leisen Tönen in eine bergbaufreie Zeit, in der das "Glück auf" im Saarland nur noch übertage zu hören ist.

Auf einen Blick

Wer das Konzert verpasste, kann es in diesem Jahr noch am Donnerstag, 29. September, oder am Samstag, 6. Oktober, im SST, jeweils um 19.30 Uhr, erleben. Eine Wiederholung gibt es auch im kommenden Jahr am 9. und 14. Juni in der Industriekathedrale auf der Alten Schmelz in St. Ingbert. con

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