Der Mann mit der roten Mütze

Saarbrücken · Rund zehn Millionen Gäste nutzen jedes Jahr den Saarbrücker Hauptbahnhof. Für viele Menschen ist der Bahnhof aber auch Arbeitsort. Wir stellen einige vor. Heute: Julien Neuhöfer, den Mann mit der roten Mütze.

 Julien Neuhöfer ist Service-Mitarbeiter am Saarbrücker Hauptbahnhof. Foto: Oliver Dietze

Julien Neuhöfer ist Service-Mitarbeiter am Saarbrücker Hauptbahnhof. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Wenn Julien Neuhöfer (26) den Stand der "DB Information" am Eurobahnhof verlässt, greift er immer erst zu seiner Dienstmütze. Die knallrote Kopfbedeckung fällt auf: "Soll sie ja auch: Menschen, die Fragen haben, Hilfe brauchen, sollen mich ja schon von Weitem sehen", sagt der Service-Mitarbeiter der Deutschen Bahn, der vor zweieinhalb Jahren wegen des Jobs von Koblenz nach Saarbrücken zog. "Am Anfang", sagt er lachend, während er sich schnellen Schrittes seinen Weg durch den Hauptbahnhof bahnt, "war der Dialekt hier etwas gewöhnungsbedürftig. Heute weiß ich, die Saarländer sind ein nettes Volk."

Eine seiner Hauptaufgaben ist der Mobilitätsservice der Deutschen Bahn: "Ich helfe Menschen mit Behinderung, hauptsächlich Rollstuhlfahrern, aber auch Blinden und älteren Menschen mit Rollator in die Züge rein und raus, kümmere mich um ihre Weiterreise", erklärt er: "Der Saarbrücker Hauptbahnhof ist barrierefrei. Der Knackpunkt ist aber, dass es zahlreiche Züge gibt, wie viele ICEs, TGVs oder die Regional-Express-Züge nach Frankfurt oder Mainz, deren Einstieg eine Stufe hat und nicht ebenerdig zum Bahnsteig abschließt. Dann brauch' ich das hier: die Hebebühne." Das Gerät steht immer griffbereit auf den Bahnsteigen. "Damit gleiche ich den Höhenunterschied aus."

Knapp eine Minute braucht er mit der Stahlkonstruktion, um mobiliätseingeschränkte Reisende sicher und wohlbehalten auf den Boden zu setzen oder in den Zug zu heben. Rund 3000 Einsätze rund um den Mobilitätsservice absolvieren Neuhöfer und sein Kollege jährlich.

Wenn er nicht an den Gleisen unterwegs ist, sitzt der 26-Jährige am Infostand in der Eingangshalle des Bahnhofs und beantwortet die vielen Fragen der Reisenden: "Vornehmlich brauchen die Menschen Auskünfte zu Zügen, Uhrzeiten, Umsteigeverbindungen. Ich drucke Fahrpläne aus, gebe Auskünfte über die städtischen Busverbindungen oder Hotelangebote. Außerdem landen die Fundsachen bei uns. Am häufigsten vergessen Reisende Schirme, aber auch Laptops, Taschen und Koffer. Gerade jetzt bei den kälteren Temperaturen sind es häufig Schals, Handschuhe und Mützen." Dann schmunzelt Neuhöfer: "Das Skurrilste, was ich hier je gefragt wurde, war: ,Wo bin ich hier?' In Saarbrücken hab' ich geantwortet. Der Kunde hat kurz erstaunt geguckt und ist dann weitergezogen. Keine Ahnung, ob ihn meine Auskunft geschockt hat."

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