Der Chemikalien-Champ

Saarbrücken · Der Saarbrücker Unternehmer Michael Bauer fällt auf: durch sein Aussehen und mit seiner Geschäftsidee. Zwar vertreibt er, wie andere auch, Chemikalien, aber er macht es anders. Dafür wurde er jetzt in Berlin als Gründer-Champion geehrt.

 Michael Bauer hat gut lachen: Seine Geschäftsidee kommt an, seine Firma läuft gut. Foto: Oliver Dietze

Michael Bauer hat gut lachen: Seine Geschäftsidee kommt an, seine Firma läuft gut. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Michael Bauer ist ein Champion. Das mag auf mehrere Bereiche zutreffen, ganz sicher trifft es aber auf ihn als Unternehmensgründer zu. Denn vergangene Woche wurde Bauer in Berlin mit dem von der KfW-Bankengruppe verliehenen Gründer-Champions-Award ausgezeichnet. Carbolution Chemicals heißt seine im Oktober 2010 gegründete Firma mit Sitz im Starterzentrum der Uni Saarbrücken . Sie vertreibt Chemikalien . Nichts bahnbrechend Neues, möchte man meinen, aber der 38-Jährige hatte eine besondere Idee.

"Wir vertreiben Forschungs chemikalien in kleinen Mengen. Also in Fläschchen, statt in Fässern", erklärt der promovierte Chemiker. Viele Anbieter, sagt Bauer, würden den Anforderungen nach den kleinen Mengen an Universitäten und Forschungslaboren nicht gerecht. "Die verkaufen lieber große Mengen, oder lassen sich kleine Mengen teuer bezahlen. Wir verkaufen lieber kleine Mengen zu kleinen Preisen. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal."

Mit seiner Idee hat der gebürtige Saarlouiser eine Nische entdeckt und bereits einen überregionalen Businessplanwettbewerb gewonnen. Jetzt kam der mit 1000 Euro dotierte Gründer-Champions-Award hinzu, den er auf Landesebene in der Tasche hat. "So eine Auszeichnung ist schon cool. Man bekommt qualifiziertes Feedback und wird in dem bestätigt, was man tut", sagt Bauer.

Dass Carbolution Chemicals mittlerweile 240 Kunden in Deutschland und Europa hat, darunter sämtliche der rund 70 Universitäten in Deutschland mit einer Fakultät für Chemie, war bei der Gründung nicht unbedingt abzusehen. Im Starterzentrum der Uni Saarbrücken wurden damals ein Büro und ein Labor angemietet. Dann galt es, Aufmerksamkeit zu erlangen. "Mein Ziel war es, jedes Labor in Deutschland mit einem Katalog von uns zu bestücken. Jeder Doktorand und jeder Bachelorand sollte auf seinem Schreibtisch einen Katalog von uns liegen haben", sagt der Firmenchef, der schon in den ersten beiden Jahren, als er noch keine Mitarbeiter hatte, immer von "wir" sprach. "Das hörte sich größer an", sagt er und lacht. Mittlerweile hat der ehrenamtliche Gründungsbotschafter des Saarlandes zwei feste Angestellte.

Von einem "Familienunternehmen in erster Generation" spricht Bauer. Weiterhin "kontinuierlich wachsen" soll sein Unternehmen. "Mein Ziel ist es, in fünf Jahren fünf Mitarbeiter zu haben, keine Schulden, und noch immer so viel Spaß bei der Arbeit wie heute." Zum erweiterten Mitarbeiterstamm zählt seine eineinhalbjährige Tochter Wilma, die auf der Internetseite der Firma als Praktikantin geführt wird und mit großer Begeisterung in den Verpackungsmaterialien spielt.

Überhaupt fällt die Internetseite durch die humorvolle Gestaltung auf, wie auch Bauer selbst auffällt, mit dem großen, gezwirbelten Schnurrbart. Man müsse sich eben was einfallen lassen, um beim Kunden aufzufallen, sagt er. "Die Firma ist ein Abbild von mir. Ich möchte anders sein, als andere und finde den Schnorres cool. Und ich finde auch meine Firma cool, und die soll auch anders sein, als andere Firmen."

Dazu passt es dann auch, dass Bauers Firmenwagen ein Fahrrad ist, und er nach einem 13-Stunden-Arbeitstag noch Zeit für sein Hobby findet: Gitarre und Bass spielen. Und er spielt nicht in einer, sondern in drei Bands. Aber er ist ja auch "anders".

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