Musikerinnen und Musiker in der Region Ein Erweckungserlebnis mit Mark Knopfler und Dire Straits

Saarbrücken · Kris Schulte beschloss mit 15 Jahren: „Ich muss Gitarre lernen“. Heute ist er hauptberuflicher Musiker, als Lehrer und mit verschiedenen Projekten aktiv.

  Kris Schulte ist einer der bekanntesten hiesigen Bluesgitarristen.

Kris Schulte ist einer der bekanntesten hiesigen Bluesgitarristen.

Foto: sebastian dingler

Die musikalischen Wurzeln von Kris Schulte liegen in einem Erweckungserlebnis mit den Dire Straits. Im Alter von 15 Jahren erinnert sich der Jugendliche daran, dass seine Mutter fünf Jahre zuvor das Debut­album der britischen Band „rauf und runter“ gehört habe. Schulte denkt an den Hit „Sultans of Swing“ und legt zuhause den Song auf: Der Klang von Mark Knopflers Gitarre löst „das stärkste Gefühl aus, das ich je in meinem Leben hatte: Ich muss jetzt Gitarre lernen.“

Schulte wird 1970 geboren, „kurz bevor Jimi Hendrix starb“. Aufgewachsen ist er zunächst in München, dann in Kaiserslautern. Zu seinem Vater, einem japanischstämmigen US-Amerikaner, hat er keinen Kontakt mehr. Mit 16 Jahren bekommt er klassischen Gitarrenunterricht – seine Mutter verspricht ihm eine E-Gitarre, falls er ein halbes Jahr durchhält. „Das war aber eine Lüge, ich musste zwei Jahre lang darauf warten.“

Einen Motivationsschub bekommt der Gitarrenschüler, als er sich das Lied „The House of the Rising Sun“ selbst beibringt. An der Musikschule ist er auf einmal der Vorzeigeschüler und muss jede Woche vorspielen. Dann rutscht ihm der Satz heraus, dass er mal besser werden möchte als sein Gitarrenlehrer. Dieser mobbt ihn anschließend und Schulte wechselt die Musikschule.

Nach dem Zivildienst weiß er nicht so recht, was er machen könnte. Lehrer ist eine Idee, Psychologe eine andere. Aber eigentlich übt er lieber auf seinem Instrument. Sein Gitarrenspiel reicht dafür bereits aus, dass er in der Hausband des Lauterer Cotton Clubs spielt, später kommt noch die Fillmore Blues Band hinzu. Dort lernt er schon Schlagzeuger Jürgen Wagner kennen, mit dem er heute noch Musik macht.

Prägend ist für Schulte auch ein vom Fernsehen aufgezeichnetes Konzert in der Reihe „Ohne Filter extra“: Dort sieht er John Mayall’s Bluesbreakers mit Walter Trout und Coco Montoya an den Gitarren. 1995 zieht er nach Dudweiler und fasst mehr und mehr im Saarland Fuß. Eine glückliche Fügung ergibt, dass er gleichzeitig an Musikschulen in Kirkel und in Kaiserslautern als Gitarrenlehrer anfangen kann.

1999 gründet er seine Hauptband, die bis heute bestehende Blues-Formation Dizzy Thang. Besagter Jürgen Wagner ist dabei, aus den Blues-Sessions in der Gießkanne rekrutiert er Robert Bour an den Tasten und Klaus Blinde am Bass. Letzterer wird später von René Müller abgelöst. Mit Bour wechselt sich Schulte als Hauptsänger ab.

Die eigene Band musste einfach sein, denn: „Entweder war ich den Leuten zu gut, zu engagiert. Oder einfach zu eigen, deshalb konnte ich nicht wirklich Fuß in der Szene fassen.“ Schulte hat derzeit noch zwei weitere musikalische Projekte mit seiner Partnerin Natalie Kielbassa. Beide wirken bei der Hardrock-Band The New Wild Roses mit. Außergewöhnlicher ist die Band „Tiere auf der Fahrbahn“: Dort machen neben Schulte und Kielbassa noch Thomas Trittelvitz am Schlagzeug und Meike Degand am Theremin mit. „Natalie will damit unbedingt ins Radio kommen. Wir machen jetzt drei Songs fertig, damit wir direkt noch was nachlegen können, wenn einer davon erfolgreich ist.“

Das schönste Konzert seiner Karriere ist für Schulte ein völlig unvorhergesehenes mit Dizzy Thang: „Wir sind zu einem Gig gefahren, der ausgefallen ist, weil der Veranstalter das verpeilt hatte. Also sind wir in eine andere Musikkneipe in Neunkirchen gefahren, wo wir erst in zwei Wochen spielen sollten. Wir haben gesagt, wir spielen für dich heute kostenlos, sozusagen als Vorgeschmack.“ Vielleicht ist es diese Situation ohne jegliche Erwartungshaltung, die Schulte zu einem einmaligen Erlebnis verhilft: „Ich bekam dabei das Gefühl, dass ich mir selbst beim Spielen zuschauen kann.“

Heute lebt der Gitarrist hauptsächlich vom Unterricht, den er anderen gibt. Die Möglichkeit, auch Online-Unterricht zu geben, half ihm in der Corona-Zeit. Außerdem betreibt Schulte den Youtube-Kanal Dizzy Guitar, auf dem er Tutorien und Übungsvideos zu bekannten Gitarrenstücken veröffentlicht.

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