Da swingt das Heusweiler Kino
Heusweiler/Riegelsberg. Bei den Auftritten von Jazzy Listening erfährt man alles über Jazz, was man schon immer wissen wollte, sich aber nie zu fragen traute. Die Band mit der charismatischen Sängerin Lisa Moersdorf aus Kaiserslautern und dem Riegelsberger Bandleader Klaus Huckert macht das abstrakte Ding Musik zur anschaulichen Sache. Das kommt an
Heusweiler/Riegelsberg. Bei den Auftritten von Jazzy Listening erfährt man alles über Jazz, was man schon immer wissen wollte, sich aber nie zu fragen traute. Die Band mit der charismatischen Sängerin Lisa Moersdorf aus Kaiserslautern und dem Riegelsberger Bandleader Klaus Huckert macht das abstrakte Ding Musik zur anschaulichen Sache. Das kommt an. Am Freitagabend gab es die dritte gelungene Kombination aus Film und Konzert im Heusweiler Lichtspielhaus. Das Kino war ausverkauft, das Publikum so beschwingt, wie man es sich nur wünschen kann. Gezeigt wurde die Benny-Goodman-Story. Großes Kino, Hollywood der 50er, hinreißende Musik im New-Orleans-Stil und als Krönung ein Konzert in der Carnegie Hall.
Zuvor und danach präsentierte die Band Jazzy Listening ihr neues Programm: Swing, Latin, Balladen. Feine alte Sachen frisch frisiert, neu arrangiert von Saxofonist Udo Lovisa.
Zum Entrée gab es Ausschnitte aus fünf wundervollen Musikfilmen. Darunter der Animationsfilm Chico & Rita von 2011 und ein Spielfilm aus den 50ern über Gene Krupa, den legendären Schlagzeuger. Am liebsten möchte man sie alle in voller Länge sehen. Natürlich hier im Heusweiler Kino und mit musikalischen Live-Rahmen. Das kann ja noch kommen. Hinter dem Konzept steckt schließlich Klaus Huckert, Informatikprofessor und Rhythmusgitarrist aus Riegelsberg.
Huckert hatte den Saal mit passenden Plakaten ausstaffiert. Alle aus eigener Sammlung. Neben Plakaten sammelt er seit zehn Jahren Filme. Übers Internet. Weltweit stöbert er Raritäten bei Auktionen auf. Um die 4000 Jazzfilme - Dokus und Kurzfilme mitgerechnet - soll es geben, sagt der Professor. In seinem Keller hat er vier Computer vernetzt, mit denen er alte Filme, die im Laufe der Jahre an Qualität eingebüßt haben, wieder auf Vordermann bringt: Hier wird digital remastert, Kratzer und Knackser kommen weg. Für den eigenen Hausgebrauch setzt er auch deutsche Untertitel drunter.
Ausgangspunkt der Kombi aus Konzerten, Filmen und Plakaten war der Gedanke: "Nur Musik ist zu wenig. Wie kann man Leute für Jazz interessieren?" Deshalb illustrierte Klaus Huckert vor vier Jahren beim Gershwin-Projekt ein Konzert im Riegelsberger Rathaus mit Bildmaterial. Im Jahr darauf überzeugte er den Heusweiler Kinochef Leo Schönhofen mit einer neuen Idee: Man kombinierte ein Jazzy-Listening-Konzert mit Woody Allens Manhattan. "Das ist eingeschlagen wie eine Bombe", sagt Huckert. Man steigerte sich von Jahr zu Jahr. Jazz, Film, Livemusik. Das flutscht.
"Beruf und Hobby gehen bei mir Hand in Hand. Sie sind zusammen gewachsen, denn Musik und Informatik hängen eng zusammen", erklärt Klaus Huckert. Man müsse beispielsweise Musik notieren, könne beim Üben eine ganze Band am Computer simulieren. Dann die ganze Aufnahmetechnik, Schallplatten, CDs - alles sei Information.
Über den Zusammenhang zwischen Musik und Computer hält Klaus Huckert Vorlesungen an der HTW. Darin geht es nicht nur um Informatikprogramme für Musikanwendungen. "Es macht mir Spaß. Das will ich den Studenten weitergeben", sagt der Professor, und: "Ich versuche den Studenten ein Gespür für Musik zu geben und zu zeigen, was man über Musik vermitteln kann." Genau das hat auch in Heusweiler funktioniert.
Foto: Huckert
Foto: Michael Schneider
Hintergrund
Infos Jazz & Film: Wer mehr über das Thema Jazz und Film erfahren will, kann im Internet unter www.jazzimfilm.de nachschauen, dort findet man Filmbesprechungen von Klaus Huckert. Inhaltsangabe, musikalische Bewertung, Erläuterungen zur Rolle der Musik. 40 Filme von 1930 bis heute, in denen Jazz eine Hauptrolle spielt, hat er bislang kommentiert. Alle vier, fünf Wochen kommt eine neue Besprechung hinzu. 100 sollen es werden. Lauter Lieblingsfilme. Vorigen Oktober organisierte Klaus Huckert zusammen mit der Saarbrücker Musikhochschule das erste Jazz-im-Film-Festival. Sieben Bands, sieben Filme, drei Spielorte (Filmhaus, Camera 2, Kino 8 1/2).
Beim Konzert in Heusweiler wirkten mit: Uli Heim (Sologitarre), Udo Lovisa (Saxofon), Lisa Moersdorf (Gesang), Peter Rothley (Schlagzeug), Edgar Huckert (Bass), Klaus Huckert (Rhythmusgitarre). hof
