Tag der offenen Tür Zu Besuch in der Auffangstation für Wildvögel

Püttlingen · Ein Fischadler aus dem fernen Hiddensee erholt sich in Püttlingen. Er ist einer von vielen Patienten der Wildvogelauffangstation.

 Beim Tag der offenen Tür füttert Umweltminister Reinhold Jost einen Fischadler, der zurzeit in der Wildvogelauffangstation in Püttlingen aufgepäppelt wird. Silvia Vollrath (links) und Christoph Scherer (rechts) unterstützen den Minister. Das Tier aus Mecklenburg-Vorpommern wurde völlig geschwächt in Marpingen gefunden.

Beim Tag der offenen Tür füttert Umweltminister Reinhold Jost einen Fischadler, der zurzeit in der Wildvogelauffangstation in Püttlingen aufgepäppelt wird. Silvia Vollrath (links) und Christoph Scherer (rechts) unterstützen den Minister. Das Tier aus Mecklenburg-Vorpommern wurde völlig geschwächt in Marpingen gefunden.

Foto: BeckerBredel

„An der Kläranlage 1“ in Püttlingen liegt seit dem Jahr 2016 die Zentrale Wildvogelauffangstation des Saarlandes, kurz WiVo genannt. Normalerweise ist es dort ganz ruhig. Nicht so am vergangenen Wochenende – alles zugeparkt. Zum ersten Mal lud die Station Besucher zu einem Tag der offenen Tür ein. Ganze Familien kamen klugerweise mit dem Fahrrad: „Bei diesem schönen Wetter bietet sich ein Ausflug hierher an. Die Kinder probieren ihre neuen Räder aus, und wir informieren uns“, sagt Mama Susanne Speicher aus der Gemeinde Riegelsberg. Das Ziel erreicht – und erst mal überrascht.

In den vergangenen Monaten haben die Kooperationspartner mit ihrem Helferstamm von gut zwei Dutzend Mitarbeitern das marode Gewächshaus (der früheren Gärtnerei) mit Hilfe eines Schecks des Umweltministeriums über 150 000 Euro zu einem schmucken Vogel-Krankenhaus ausgebaut. Das heißt, richtig fertig ist die Station noch nicht: „Da müssen wir erst mal weitere Gelder sammeln“, sagt Ralf Bamberger vom Kooperationsrat der WiVo. Aber an diesem Tag der offenen Tür kann man die schon einmal umschlossene Halle prima nutzen.

Um Informationen an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen, etwa über die Bestrebungen, ein naturnahes Köllertal zu bilden, über Insektenschutz, über die Möglichkeit, Imker zu werden, und natürlich über die Behandlung kranker Vögel. 1817 Patienten zählte die Station allein im vorigen Jahr.

Aktuell sind es unter anderem acht Drosseln: „Sie leiden unter einem Katzenanflug-Trauma“, sagt Anke Scherer, Leiterin des Kooperationsrates. Wenn Katzen Vögel beißen, müssen diese innerhalb von zwei Stunden mit Antibiotika behandelt werden. „Denn Katzenspeichel ist so aggressiv, dass die Vögel sonst sterben.“

Eine Waldohreule lebt derzeit in Püttlingen – Diagnose: Anflugtrauma. Vier Krähen und einige Türkentauben laborieren an Gefiederschäden. Der Buntspecht hat sich den Flügel gebrochen.

Eigentlicher Star ist für die Besucher heute der Fischadler, der sich in einem Netz an einem Marpinger See verfangen hatte. Ein Blick auf seinen Ring beweist: Der Vogel ist bereits 18 Jahre alt, und er war zum Zeitpunkt seines Unfalls auf dem Rückfllug vom Winterquartier Afrika in seine Ostseeheimat Hiddensee in Mecklenburg-Vorpommern. Jetzt erholt er sich in der Wildvogelauffangstation. Fischadler wurden bis Mitte der 1950er-Jahre durch den Menschen fast ausgerottet. Seitdem hat sich der europäische Bestand aber erholt, sagen Experten.

Aber nicht nur der Fischadler aus dem fernen Norden, sondern auch verletzte, traumatisierte, aus dem Nest gefallene Küken, verstoßene Mauersegler, Turmfalken mit gebrochenen Flügeln und bei Baumfällarbeiten wohnungslos gewordene Waldkäuze aus dem ganzen Saarland werden in Püttlingen behandelt.

Die Einrichtung der WiVo hat sich also gelohnt. Das findet auch Besucherin Monika Marburger: „Tolles Engagement, sinnvolle Sache, hab’ in den Vorträgen viel gelernt.“ Hans Josef Werron ergänzt: „Muss man unterstützen, beispielsweise durch Spenden. Und die haben sich ja heute für den Tag der offenen Tür richtig Mühe gegeben, mit Infos und sogar mit Bewirtung.“

Geöffnet ist die WIVo „An der Kläranlage 1“ in Püttlingen werktags von 10 bis 12 und von 15 bis 17 Uhr sowie an Wochenenden und an Feiertagen zwischen 10 und 11 sowie zwischen 15 und 16 Uhr – ab dem 1. April sogar länger. Darüber hinaus ist eine Hotline geschaltet unter der Nummer (01 73) 9 42 20 01. Behandelt werden alle Vogelarten mit Ausnahme von Stadttauben.

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