Weit und breit kein Nachfolger in Sicht

Püttlingen · Die katholische Pfarreiengemeinschaft Püttlingen, der etwa 10 000 katholische Christen angehören, muss wohl auf unabsehbare Zeit ohne Geistlichen auskommen. Nachdem Pastor Hans Maria Thul vor einem Jahr überraschend gestorben war, hat das Bistum Trier die Stelle zwar ausgeschrieben. Bisher jedoch erfolglos.

 Eine große Kirche, aber ohne eigenen Pastor: St. Sebastian in Püttlingen. Archivfoto: Maurer

Eine große Kirche, aber ohne eigenen Pastor: St. Sebastian in Püttlingen. Archivfoto: Maurer

Die Püttlinger Pfarrkirche St. Sebastian, auch Köllertaler Dom genannt, hat für ihre Bänke neue Sitzkissen erhalten. Der Förderkreis Kirchenmusik hat sein Jahresprogramm vorgestellt. Diese beiden "Neuigkeiten" finden sich in der entsprechenden Rubrik auf der Webseite der Pfarreiengemeinschaft Püttlingen - jedoch nichts über einen neuen Pfarrer .

Rund 10 000 Katholiken gehören der Pfarreiengemeinschaft an. Drei Kirchen in den Püttlinger Stadtteilen plus eine Klosterkirche werden von der Pfarreiengemeinschaft verwaltet. Ihr geistliches Oberhaupt, Pastor Hans Maria Thul, ist vor fast genau einem Jahr, am 11. Januar, kurz nach seinem 60. Geburtstag nach kurzer, schwerer Krankheit überraschend gestorben. Seit dem Tod des beliebten Seelsorgers ist die Stelle vakant. Die Arbeit der Pfarreiengemeinschaft wird durch ein Seelsorgeteam mit Prälat Dr. Peter Prassel (Jahrgang 1950), einem Diakon und einem Pastoralreferenten sowie mit Unterstützung von Nachbarpfarreien aufrecht erhalten.

Die Saarbrücker Zeitung hat nachgefragt, was sich in Sachen Nachfolger tut. Offensichtlich wenig. Franz-Josef Werle, Dechant des Dekanats und Pfarrer der Nachbargemeinde Riegelsberg, teilte auf Anfrage ebenso freundlich wie kurz und bündig mit: "Es gibt keine Neuigkeiten in Sachen Vakanz in der Pfarreiengemeinschaft Püttlingen . Mehr ist dazu von meiner Seite auch nicht zu sagen."

Keine Bewerber

Wir baten auch die Saarbrücker Außenstelle der Pressestelle des Bistums Trier um Auskunft und wollten wissen: "Wie lange kann so ein Prozess der Wiederbesetzung einer Pfarrerstelle eigentlich dauern?" - "Unterschiedlich lange", lautet die Auskunft von Dominik Hell, dem Pressereferenten des Bistums Trier. Dessen Personalstelle habe die Funktion des Pfarrers in Püttlingen bereits im Mai 2016 im "Kirchlichen Amtsblatt" ausgeschrieben. Offensichtlich hat es bisher aber keine Bewerbungen von interessierten Priestern gegeben, so jedenfalls darf die Auskunft der Bischöflichen Pressestelle interpretiert werden (die sich ansonsten auf die Vertraulichkeit von Personalangelegenheiten bezieht). Ob und wann die Nachfolge von Pastor Thul geregelt wird, bleibt somit weiter ungewiss.

pfarreiengemeinschaft-

puettlingen.de

Die Schwierigkeit, einen Nachfolger für eine Pfarrstelle zu finden, ist sicher kein reines Püttlinger Problem. Legt man die Schriftenreihe "Katholische Kirche in Deutschland - Zahlen und Fakten" der Deutschen Bischofskonferenz zugrunde, dann gab es 1970 etwa 26 000 katholische Priester in Deutschland. 1990 waren es knapp 20 000, im Jahr 2000 noch etwas mehr als 17 000 und 2015 nur noch etwa 14 000 katholische Priester.

Und während es 1970 noch 557 "Neupriester" gab, die in den Priesterseminaren der 27 deutschen Bistümer ihre Ausbildung bekommen hatten, waren es 2015 gerade mal 58.

In Püttlingen mag hinzukommen, dass es in der Pfarreiengemeinschaft auch schwierige Zeiten mit internen Auseinandersetzungen gegeben hat, was angehenden Pfarrern - soweit sie selbstbestimmt nach einer Stelle suchen können - in Zeiten des Internets wohl nicht verborgen bleibt.

Auch die evangelische Kirche in Deutschland ist vom Nachwuchsmangel betroffen: Laut "Pfarrerverband.de" ist die Zahl evangelischer Theologie-Studenten zwischen 1982 und 2012 von 12 000 auf 2300 sehr drastisch zurückgegangen.

 Vor einem Jahr gestorben: der Püttlinger Pfarrer Hans Maria Thul. Archivfoto: Jenal

Vor einem Jahr gestorben: der Püttlinger Pfarrer Hans Maria Thul. Archivfoto: Jenal

Entsprechend dem "Reformpapier" der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) soll die Zahl der Pfarrer von etwa 22 000 im Jahr 2015 auf 16 500 im Jahr 2030 zurückgehen.

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