Segeln statt SchneeballschlachtWie man Tomaten hassen lernt

Köllertal/Australien. Nach ihrem Volunteer-Projekt in Newcastle reisten Annalena und Anna ins 2640 Kilometer entfernte Cairns, im Norden Australiens. Dort trafen sie ihre erste "WWOOFING-Familie". "WWOOFING" steht für "willing working on organic farms", was man etwa mit "gerne auf dem Bio-Bauernhof arbeiten" übersetzen könnte. Annalena Groß erklärt das System: "Wir arbeiten auf ökologischen Farmen und bekommen dafür Unterkunft und Verpflegung frei."44 Stunden lang waren die Beiden im Zug unterwegs, ehe sie ihren neuen Arbeitsplatz erreichten. Aber das steckten sie locker weg: "Wir wollen ja das Land sehen, und da ist Zugfahren die beste Möglichkeit", sagt Anna Schorr. Untergebracht waren sie in Maryfarms, einem Fleckchen bestehend aus drei Farmen. "Hier gibt es keinen Internet- oder Mobilfunkempfang, was uns bei unserer weiteren Reiseplanung einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte, denn wir dachten uns, in dieser Woche können wir schön nach Jobs suchen", ärgert sich Annalena Groß ein wenig. Komfort war ein Fremdwort: "Wir mussten mit dem Wasser aus dem Bach duschen. Die Dusche und Toilette befanden sich draußen, in der Natur, und wurden des Öfteren von Schlangen, Fröschen, Kröten und Eidechsen besucht. Also hieß es vor dem Duschen Augen aufmachen. Oder wie es Annalena tat: Brille ausziehen, denn ohne Brille sieht sie gar nix mehr. - Und ganz wichtig: Vor dem Toilettengang zuerst mal spülen", berichtet Anna Schorr.

 Nikolaus-Foto-Shooting auf Whitehaven-Beach: Nikolaus Nadine (eine Freundin), Rentier Annalena und Weihnachtsmann Anna am Strand. Fotos: Groß/Schorr

Nikolaus-Foto-Shooting auf Whitehaven-Beach: Nikolaus Nadine (eine Freundin), Rentier Annalena und Weihnachtsmann Anna am Strand. Fotos: Groß/Schorr

Köllertal/Australien. Nach ihrem Volunteer-Projekt in Newcastle reisten Annalena und Anna ins 2640 Kilometer entfernte Cairns, im Norden Australiens. Dort trafen sie ihre erste "WWOOFING-Familie". "WWOOFING" steht für "willing working on organic farms", was man etwa mit "gerne auf dem Bio-Bauernhof arbeiten" übersetzen könnte. Annalena Groß erklärt das System: "Wir arbeiten auf ökologischen Farmen und bekommen dafür Unterkunft und Verpflegung frei."44 Stunden lang waren die Beiden im Zug unterwegs, ehe sie ihren neuen Arbeitsplatz erreichten. Aber das steckten sie locker weg: "Wir wollen ja das Land sehen, und da ist Zugfahren die beste Möglichkeit", sagt Anna Schorr. Untergebracht waren sie in Maryfarms, einem Fleckchen bestehend aus drei Farmen. "Hier gibt es keinen Internet- oder Mobilfunkempfang, was uns bei unserer weiteren Reiseplanung einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte, denn wir dachten uns, in dieser Woche können wir schön nach Jobs suchen", ärgert sich Annalena Groß ein wenig. Komfort war ein Fremdwort: "Wir mussten mit dem Wasser aus dem Bach duschen. Die Dusche und Toilette befanden sich draußen, in der Natur, und wurden des Öfteren von Schlangen, Fröschen, Kröten und Eidechsen besucht. Also hieß es vor dem Duschen Augen aufmachen. Oder wie es Annalena tat: Brille ausziehen, denn ohne Brille sieht sie gar nix mehr. - Und ganz wichtig: Vor dem Toilettengang zuerst mal spülen", berichtet Anna Schorr.

Ihre Arbeit bestand darin, die Zimmer zu reinigen, die Betten zu beziehen, den Zaun zu streichen, Unkraut zu rupfen, Rasen zu mähen und Laub zu rechen und es dann als Untergrund ins Gartenbeet einzuarbeiten.

Die Gastgeberfamilie staunte über die Arbeitsmoral der Köllertalerinnen: "Zum Abschied gab es eine sehr nette Karte. Auf der stand, dass wir uns positive und hilfreiche präsentiert hätten und auf der Liste der besten Arbeiterinnen ganz oben stünden", freut sich Annalena.

Zurück in Cairns gab's eine Woche Urlaub in der Zivilisation mit Hotel, Dusche und Internet. Sie schauten sich Cairns an - eine Touristenhochburg in Australien -, tauchten am Great Barrier Reef und machten eine Wasserfall-Tour mit den Josephin Falls als Höhepunkt. "Eine Natur, wie aus dem Bilderbuch. Das Wasser kommt in drei Etappen den Berg hinunter, es folgt ein Becken und dann eine natürliche Wasserrutsche, die wir auf unserem Weg nach unten benutzen mussten", erzählt Annalena.

Es folgten zwei harte Arbeitswochen, dann ein Besuch der Rum-Destillerie in Bundaberg mit Stadtbesichtigungen. "Alles ist so wie bei uns. Tannenbäume, Christbaumkugeln, Weihnachtsmänner. Der einzige, aber feine, Unterschied ist, dass es hier nicht kalt ist", erzählt Anna.

Statt Schneeballschlachten war Segeln auf den Whitesundays angesagt, die deutschen Volunteers waren dabei in deutlicher Überzahl. "Die Whitesundays bestehen aus 74 Inselgruppen. Eine Insel hat einen bezaubernden, wirklich richtig weißen Strand, Whitehaven Beach genannt. Der Sand ist so weiß wie Schnee und einfach super fein, fast wie ein Teppich", schwärmt Annalena. Auch Anna kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: "Das Wasser ist einfach unbeschreiblich. Ein wunderschönes blau und kristallklar." Anna und Annalena schossen unzählige Fotos und machten natürlich auch ein "Weihnachtsfotoshooting", obwohl sie auf Grund der sommerlichen Temperaturen gar nicht in Weihnachtsstimmung sind.

Die letzten Tage im Advent verbringen sie in einer Lagune von Airlie Beach mit sonnen, schwimmen und relaxen. "Aber wir müssen noch einmal nach Bundaberg, um unseren restlichen Lohn abzuholen. Danach reisen wir nach Brisbane weiter, wo wir Silvester feiern wollen."

Und zuletzt schicken Anna und Annalena noch einen Weihnachtsgruß von der anderen Seite der Erde: "Unseren Lesern, Freunden und Bekannten im Saarland wünschen wir Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Neue Jahr."

Infos zum Work&Travel-Projekte im Internet unter www.aifs.de

Bei ihrem "Arbeiten & Reisen"-Programm fanden Anna und Annalena auch zwei Wochen Arbeit als Erntehelferinnen: In der Arbeiterstadt Bundaberg waren sie in einem Hostel namens "Cellblock" untergebracht. Wie der Name schon vermuten lässt, handelte es sich um eine frühere Polizeistation. "Wir wohnten quasi in den alten Zellen, aber es war ganz lustig", schmunzelt Annalena. Weniger lustig war der erste Arbeitstag, der morgens um vier Uhr mit Tomaten pflücken begann. "Und zwar sieben Stunden lang. Bezahlt wurde nach Eimern. Ich habe am ersten Tag 16 Eimer voll gepflückt und bekam dafür 64 Dollar. Und am nächsten Tag hatte ich Kreuzschmerzen und Muskelkater in den Armen", schildert Anna. Annalena hatte es leichter, sie durfte Tomaten auslesen, denn nur die allerbesten wurden verpackt und verschickt.

 Letzte Schicht: Anna bei der Tomatenernte.

Letzte Schicht: Anna bei der Tomatenernte.

 Annalena (links) und Anna bei den Josephin Falls.

Annalena (links) und Anna bei den Josephin Falls.

 Annalena vor der Bundaberger Rum-Destillerie

Annalena vor der Bundaberger Rum-Destillerie

Zwei Wochen lang schufteten die beiden am Fließband oder auf den Feldern. Anna fasst zusammen: "Nach diesen zwei Wochen konnten wir keine Tomate mehr sehen. Zudem geht der Geruch von faulen Tomaten nicht mehr aus der Nase. Man bekommt richtig Wut auf die Tomaten."

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