Ein rotes Tuch für Büffel-Freunde

Püttlingen · Kritik des Walpershofer Kollegen Alban Alt an Püttlinger Beweidungsprojekten wollen die Püttlinger Umweltbeauftragten nicht länger hinnehmen. Auch Bürgermeister Speicher zeigte sich irritiert.

 Bitte recht freundlich: Ein „Köllertaler Steppenrind“ steht dem Fotografen Modell. Foto: Jenal

Bitte recht freundlich: Ein „Köllertaler Steppenrind“ steht dem Fotografen Modell. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Gäbe es eine Rangliste der Personen, die sich in Püttlingen unbeliebt gemacht haben, hätte sich der Walpershofer Alban Alt dieser Tage weit nach vorne gearbeitet. In seiner Eigenschaft als ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter der Gemeinde Riegelsberg für den Bereich Walpershofen hatte Alt immer wieder Kritik am Beweidungsprojekt "Naturnahes Köllertal" mit Rindviechern auf Püttlinger Bann geübt - die "SZ" berichtete. Das stößt den Püttlingern sauer auf, zeigte sich in der Sitzung des Werksausschusses.

Dort haben die vier ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten der Stadt Püttlingen turnusgemäß ihren Jahres-Rechenschaftsbericht vorgetragen. Unangemessen und überzogen sei die harsche Kritik ihres Walpershofer Kollegen, hieß es im Werksausschuss.

Christian Zeller, Naturschutzbeauftragter für Püttlingen-Ost, schreibt in seinem Bericht unter anderem: "Hier wurde aus den Reihen eines sehr kleinen Personenkreises aus Riegelsberg Kritik geübt. Mit Beharrlichkeit bemüht hier insbesondere eine Person die verschiedensten Behörden." Des Weiteren erklärte Zeller: "Nach den mir vorliegenden Informationen ist das Beweidungsprojekt Köllertalaue von den zuständigen Behörden genehmigt und wird von vielen Organisationen und freiwilligen Personen unterstützt. Das Projekt zielt auf eine extensive Beweidung ab, was durch die Einhaltung der vorgegebenen Parameter gewährleistet wird."

Diese Sachlage sei auch den Kritikern aus der Nachbargemeinde bekannt, so Zeller, und schreibt: "Daher erschließt es sich für mich nicht, aus welchem Grund hier derart unversöhnlich vorgegangen wird."

Drastische Worte fand der Sitzungsleiter, Püttlingens Bürgermeister Martin Speicher , er sagte: "Wir lassen uns von jemanden, der in der Stadt Püttlingen keine Zuständigkeit hat, nicht in unsere Angelegenheiten hinein reden."

Unterstützt wurde der Verwaltungschef vom CDU-Sprecher Peter Müller , der findet: "Die Riegelsberger sollten sich um ihre eigenen Probleme kümmern." Lediglich Gert Müller von der SPD-Fraktion verteidigte den Naturschützer aus der Nachbarkommune bei einem Anliegen; Müller: "Er handelt auch im Interesse von Grundstückseigentümern, deren Fläche widerrechtlich eingezäunt wurde." In dieser Hinsicht seien Verhandlungen zwischen der Stadt Püttlingen , dem Nabu als Pächter der Flächen und den betroffenen Landwirten am Laufen, erklärte daraufhin Klaus Nickels, zuständiger Sachbearbeiter der Püttlinger Stadtverwaltung, er sagte: "Das ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen aller Beteiligten. Wir streben eine Vereinbarung an, die Sinn macht." Dass der Walpershofer Naturschutzbeauftragte Alban Alt kein Freund von Beweidungsprojekten im Nachbarort Köllerbach ist, damit hält er nicht hinter den Berg - erst kürzlich ging er im Walpershofer Ortsrat darauf ein. Inzwischen hat das Ganze - seit etwa einem halben Jahr - eine weitere Eskalationsstufe erreicht: Wie unsere Zeitung erfuhr, hat Alban Alt auch Anzeige wegen verschiedener Aspekte des Projektes erstattet.

Die Pressestelle des Polizeipräsidiums bestätigte, dass das zuständige Fachreferat 214 Ermittlungen aufgenommen hat, weil die Anzeige "verschiedene umweltrechtliche Verstöße vermuten" lasse. Da die Untersuchungen laufen, könne man nicht ins Detail gehen. Je nach Ausgang der Untersuchungen passiert entweder nichts oder die Sache landet bei der Bußgeldstelle oder sogar bei der Staatsanwaltschaft.

Im Gespräch mit Alban Alt bestätigt er die Anzeige und betont, dass sich seine Kritik nicht gegen das Gesamtprojekt "Naturnahes Köllertal" richte, sondern nach wie vor gegen den Teilaspekt der Beweidungsprojekte, beziehungsweise die Beweidungspraxis am Köllerbach. Zu den Hauptkritikpunkten gehört der Elektrozaun, von dem Teile in ihrer jetzigen Form nicht zulässig seien: Er sei zu nahe am Bach, auch sei es nicht zulässig, dass er den Bach überspannt.

Der E-Zaun überspannt den Köllerbach, um so eine Furth für die Rinder zu schaffen, die dadurch die Seiten wechseln können. Auch dass die Rinder den Bereich des Übergangs als Suhle nutzen, sei nicht richtig, der Bach sei zu klein dafür. Zudem sei durch die Büffel die Mädesüß-Flora bedroht.

Des Weiteren sei auch die Beweidungsdichte "um ein Vielfaches" zu hoch - womit es sich dann um eine intensive statt eine extensive und somit naturverträglichere Viehhaltung handeln würde. Insgesamt grasen bei drei Beweidungsprojekten 14 Rinder und drei Pferde auf verschiedenen Flächen.

Einer der Gründe für die Beweidungsprojekte besteht darin, dass die Rinder der Verbuschung der Landschaft vorbeugen sollen. Nach Alts Auffassung sei eine Verbuschungs-Gefahr jedoch ohnehin nicht gegeben, "davor brauchen wir uns nicht zu schützen". Zudem sieht er die Büffel als Nahrungskonkurrenten des Biebers, der sich neuerdings im Köllerbach angesiedelt hat.

Ein weiterer Punkt bezieht sich nicht auf Naturschutzaspekte, sondern auf die genutzte Fläche: Drei der mit eingezäunten Parzellen gehörten Privatpersonen, die auch nicht gefragt worden seien.

Meinung:

Genug ist genug

Von Marco Reuther

Eines verstehe ich immer noch nicht: Warum wendet sich ein Naturschützer derart vehement gegen ein Projekt anderer Naturschützer ? Warum werden da so viel Kraft und Zeit investiert, etwas madig zu machen, statt echte Umweltprobleme anzupacken? Im Walpershofer Ortsrat nannte Alban Alt auch eine "andere Weltanschauung" als Grund seiner Kritik . Ich befürchte, dss ist der Knackpunkt: Dass da jemand mit aller Gewalt seine "Weltanschauung" durchdrücken möchte. Aber selbst wenn das Beweidungsprojekt kein Naturschutzprojekt wäre und einfach nur eine Angelegenheit, an der Menschen Freude haben - ja Himmel, warum denn nicht? Früher gab es dort Stacheldraht, Schafe und einen teils in Beton gezwängten Köllerbach, jetzt Rinder und einen (künstlich gemachten) natürlichen Köllerbach - und wo ist nun das echte Problem?

Vielleicht hat der Walpershofer Naturschutzbeauftragte sogar mit bestimmten Kritikpunkten recht - aber welches größere Projekt ist schon in jedem einzelnen Teilaspekt reibungsfrei? Und Kritik an einzelnen Punkten ist ja an sich auch kein Problem, aber problematisch ist, dass den vielen freiwilligen Mitstreitern durch das Kritik-Dauerfeuer ihr Engagement für ein unterm Strich natur- und auch menschenfreundliches Projekt vergällt wird und auch das übergeordnete und wirklich gute Projekt "Naturnahes Köllertal" in Mitleidenschaft gezogen wird. In diesem Sinne stellt sich fast die Frage, ob Alban Alt wirklich geeignet ist für das Ehrenamt eines Naturschutzbeauftragten - nur "fast", weil es dann doch einen ernsten Kritikpunkt am Beweidungsprojekt gibt: Dass auch Privatgrundstücke "einfach so" mit eingezäunt wurden, geht natürlich nicht.

Zum Thema:

HintergrundDer Runde Tisch Landschaft ist ursprünglicher Ideengeber zu den Püttlinger Weideprojekten. Zum offenen Runden Tisch wird seit über zehn Jahren seitens der Stadt eingeladen, regelmäßig dabei sind: Artenschutzgemeinschaft Köllertal, Nabu Köllertal, Natur- und Vogelschutzvereine Püttlingen und Köllerbach, Bienen- und Wildbienenverein, Obst- und Gartenbauverein Etzenhofen, Vertreter der Jäger und die vier Püttlinger Umweltbeauftragten, manchmal sind auch Landwirte dabei. In den drei Püttlinger Beweidungsprojekten gibt es derzeit ein Projekt mit acht Wasserbüffeln (dabei zwei Kälber) + drei Konik-Pferden, eines mit drei Schottischen Hochlandrindern und eins mit drei Ungarische Steppenrindern. mr

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