Beißen sich Büffel und Biber?

Püttlingen · Ein Kritikpunkt zweier Umweltschützer an Püttlinger Beweidungsprojekten: Der Elektrozaun über den Köllerbach hinweg könnte Biber zum Rückzug bewegen. Die Stadt Püttlingen verweist dagegen auf umfangreiche Prüfungen und sehr große Zustimmung nicht zuletzt durch Naturschützer zum Projekt.

 Na, ihr kleinen Stromer? Bei den Beweidungsprojekten am Köllerbach werden Elektrozäune eingesetzt, um die Tiere am Ausbüchsen zu hindern. Foto: Jenal

Na, ihr kleinen Stromer? Bei den Beweidungsprojekten am Köllerbach werden Elektrozäune eingesetzt, um die Tiere am Ausbüchsen zu hindern. Foto: Jenal

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In Püttlingen wurde die Idee geboren für das umfassende Projekt "Naturnahes Köllertal". Dabei geht es unter anderem - wie berichtet - um eine Art Dach für Naturschutzprojekte im Köllertal, um Artenschutz, um Lehr-Projekte, um Naherholung im Zusammenhang mit dem Naturschutz als besonderes Markenzeichen für das Köllertal - und auch um Beweidungsprojekte.

Bestandteile dieser Beweidungsprojekte werden allerdings von zwei Naturschützern stark kritisiert - vom Naturschutzbeauftragten für Walpershofen, Alban Alt, und von Thomas Peter, Sprecher der BUND-Regionalgruppe Köllertal. Sie treten unter anderem (wie berichtet) für eine natürlichere Auenentwicklung am Köllerbach ein, zumindest für einen Streifen entlang des Bachs, und sie sehen durch die Beweidungsprojekte Mädesüß-Fluren gefährdet. Neuerdings befürchten sie auch eine Verdrängungs-Konkurrenz der Beweidungsprojekte zum Biber, der sich gerade wieder im Köllerbach ansiedelt. Hervorgehoben wird dabei, dass an zwei Stellen Furten für Büffel und Steppenrinder durch den Bach von Elektrozäunen begrenzt sind, was den Biber wieder verdrängen könne. Zudem geht Alban Alt davon aus, dass dies auch gar nicht zulässig sei, da das Wassergesetz (Paragraf 56) einen Mindestabstand von zehn Metern zwischen einem Zaun und einem Bachlauf fordere.

Der Püttlinger Umweltbeauftragte Klaus Nickels weist dagegen darauf hin, dass ein Zaun in bebauter Ortslage innerhalb von fünf Metern tatsächlich nicht zulässig sei, dass jedoch außerhalb der bebauten Lage, wo ein Mindestabstand von zehn Metern für "bauliche Anlagen" verlangt wird, im Gegensatz zur bebauten Lage nicht von Zäunen die Rede ist. Darüber hinaus sei alles bei langen Vor-Ort-Terminen auch von der Oberen Naturschutzbehörde abgesegnet worden.

Der erste Beigeordnete der Stadt Püttlingen , Christian Müller, erklärte als Vertreter des Bürgermeisters in einem Schreiben an Thomas Peter nach einer neuerlichen Überprüfung des Projektes, dass es sich bei den Beweidungsmaßnahmen in der Köllertalaue "um ein ökologisch sinnvolles und ausnahmslos von allen der in der Stadt Püttlingen im Naturschutz engagierten Verbände und Personen gefördertes, betreutes und mitgestaltetes Projekt handelt", zudem entspreche es den naturschutzrechtlichen Vorschriften "und nicht zuletzt der ökologischen Vernunft". Auch das Landesamt für Umweltschutz (die zuständige Genehmigungsbehörde) und die oberste Naturschutzbehörde des Saarlandes hätten das Projekt geprüft "und keine Anhaltspunkte gesehen, das Ziel oder die praktische Umsetzung der Weideprojekte auch nur im Ansatz zu beanstanden".

Viel Zuspruch bekommen

 An zwei Stellen können Wasserbüffel und Ungarische Steppenrinder den Köllerbach überqueren, dort führen die Elektrozäune über den Bach hinweg. Foto: Jenal

An zwei Stellen können Wasserbüffel und Ungarische Steppenrinder den Köllerbach überqueren, dort führen die Elektrozäune über den Bach hinweg. Foto: Jenal

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Müller weiter: "Vor diesem Hintergrund muss ich leider mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, mit welcher Energie Sie sich mit Ihrem Mitstreiter … engagieren, um Ansatzpunkte für ein Einschreiten der zuständigen Behörden zu finden." Sicher könne man streiten, ob und wo man die Natur sich selbst überlässt, doch Fakt sei, "dass nach zahlreichen Begehungen der Teilnehmer des Runden Tisches Landschaft der Stadt Püttlingen in den letzten Jahren es übereinstimmende Meinung aller beteiligten Naturschützer und Landnutzer war", der fortschreitenden Verbuschung der Köllertalaue entgegen zu treten. Auch weil der Verlust von Tierarten zu befürchten gewesen sei, die eine offene Landschaft benötigen. Eine gute Lösung des Problems seien Beweidungsprojekte, die kostengünstig, ohne Maschinen möglich und von den meisten Fachleuten anerkannt seien. Zudem würden nicht nur die Flächen frei gehalten, sondern auch die Artenvielfalt erhöht.

Müller betont auch, dass nicht nur die Naturschützer in Püttlingen hinter dem Projekt stehen: "Auch durch die Bevölkerung sowie Besucher, Radfahrer und Wanderer in der Köllertalaue erfährt die Stadt Püttlingen eine in diesem Ausmaß nicht erwartete positive Resonanz auf die Beweidung."

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