Diamant der Lüfte soll heimisch werden

Püttlingen/Lauterbach. Fliegender Edelstein, schillernde Persönlichkeit, pfeilschnell, am Wasser zu Hause, Vogel des Jahres: Der Eisvogel, eigentlich hier beheimatet, ist zum Exot in unseren Breiten geworden. 1973 war er schon einmal "Vogel des Jahres". Damals galt er bereits als vom Aussterben bedroht

Püttlingen/Lauterbach. Fliegender Edelstein, schillernde Persönlichkeit, pfeilschnell, am Wasser zu Hause, Vogel des Jahres: Der Eisvogel, eigentlich hier beheimatet, ist zum Exot in unseren Breiten geworden. 1973 war er schon einmal "Vogel des Jahres". Damals galt er bereits als vom Aussterben bedroht. Noch aber wird sein Bestand in Deutschland auf etwa 5600 bis 8000 Brutpaare geschätzt. Der Eisvogel steht für sauberes Wasser, für naturnahe Bäche, Flüsse und Seen sowie für artenreiche Tal-Auen. Der Natur- und Vogelschutzverein Püttlingen/Ritterstraße will ihn wieder am Köllerbach heimisch machen. Damit der Plan funktioniert, übergab Rainer Grün, Staatssekretär im saarländischen Umweltministerium, beim Richtfest "Betreutes Wohnen im Kloster Heilig Kreuz" (wir berichteten) auch zwei Eisvogel-Brutröhren an Michael Metzger, den Vorsitzenden des erwähnten Püttlinger Vereins. Denn hier, am Nordhang des Klosters, mäandert der Köllerbach noch schön naturbelassen, wirkt die Wasser-Umwelt intakt, kommen Menschen selten hin. Hier, stellen sich Experten vor, könne sich der "Vogel des Jahres 2009" wohl und heimisch fühlen. "Da es am Köllerbach an geeigneten Brutmöglichkeiten fehlt, wollen wir dem Eisvogel helfen", sagt Metzger. Staatssekretär Grün ergänzt: "Der Bitte des Vereins, den Eisvogel am Köllerbach zu unterstützen, sind wir gerne nachgekommen." Der Einsatz künstlicher Brutröhren sei im Saarland in geeigneten Uferbereichen von Gewässern bislang noch nicht erfolgt, schildert Grün, obwohl aus anderen Bundesländern positive Ergebnisse bekannt seien. So habe sich, trotz verbesserter Gewässergüte der saarländischen Bäche und Flüsse, mangels geeigneter Brutmöglichkeiten, der hiesige Eisvogel-Bestand noch nicht nachhaltig erholen können. Grün: "Der Eisvogel ist mit 80 bis 120 Brutpaaren im Saarland vertreten." Die "Rote Liste" des Saarlandes führe die Art somit auf der Vorwarnliste. Dies bedeute, dass sie innerhalb der nächsten zehn Jahre als vom Aussterben bedroht gelten könne, wenn weiterhin negative Faktoren auf sie einwirken. Das Vorhaben des Püttlinger Vereines könne somit als Modellversuch für das Saarland bezeichnet werden, so Grün: "Daher beabsichtigen wir auch, die Anschaffung und den Einbau von zwei weiteren Eisvogel-Röhren zu fördern."Unterdessen bemüht sich die Stadt Völklingen, eine neue Heimat für ein Neuntöter-Brutpaar zu schaffen. Die seltenen Vögel, die auf der Roten Liste geschützter Arten stehen, hatten im vergangenen Jahr auf einer Brache im Stadtteil Lauterbach genistet und waren dann zum Überwintern nach Afrika geflogen. Genau auf ihrer Brutfläche soll aber nun ein Neubaugebiet entstehen. Die Stadt Völklingen hat deshalb eine ökologische Ausgleichsmaßnahme eingeleitet, die wohl deutlich über 10 000 Euro kosten wird. In unmittelbarer Nachbarschaft des Neubaugebiets werden auf Brachland Hecken angepflanzt, die der Neuntöter als Brut- und Jagdrevier liebt. Anfang Mai dürfte sich das Ergebnis herausstellen. Dann kehren die Neuntöter nämlich normalerweise aus Afrika zurück.

 Der Natur- und Vogelschutzverein Püttlingen/Ritterstraße übergibt künstliche Bruthöhlen für Eisvögel; von links: Mia Jungmann (mit Vogel-Modell), Rainer Grün, Bürgermeister Martin Speicher und Nabu-Vorsitzender Michael Metzger. Fotos: Jenal(1)/dpa(1)

Der Natur- und Vogelschutzverein Püttlingen/Ritterstraße übergibt künstliche Bruthöhlen für Eisvögel; von links: Mia Jungmann (mit Vogel-Modell), Rainer Grün, Bürgermeister Martin Speicher und Nabu-Vorsitzender Michael Metzger. Fotos: Jenal(1)/dpa(1)

Auf einen BlickDer Eisvogel (Alcedo atthis) ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Art aus der Familie der Eisvögel (Alcedinidae). Man findet ihn in weiten Teilen Europas, Asiens und des westlichen Nordafrika an nicht allzu schnell fließenden oder stehenden, klaren Gewässern, in denen es Kleinfische gibt. Er frisst Fische, Wasserinsekten, Kleinkrebse und Kaulquappen. Auffällig ist, neben der kobald- bis türkisblauen, glänzenden Färbung, der große Kopf mit dem vier Zentimeter langen, spitzen Schnabel. Der Eisvogel ist etwa 16 bis 18 Zentimeter lang, wiegt 35 bis 40 Gramm und hat eine Flügelspannweite von etwa 25 Zentimetern. Die meisten Eisvögel haben nur einen Brutpartner, manchmal haben die Männchen - in getrennten Nestern - zwei Weibchen. Auf Partnersuche streifen Eisvögel zwischen Februar und März laut rufend an Gewässern entlang. Hat das Weibchen sechs bis acht Eier gelegt (selten mehr), brütet es im Wechsel mit dem Männchen. Die Brutzeit dauert 19 bis 21 Tage. red

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