Eine Stadt in Stein geschlagen Nur ein Umzug rettete Saarbrücken

Saarbrücken · Drei Figuren sind Stein gewordene Erinnerung an die Stadtgeschichte. Sie haben viel überstanden. Nicht zuletzt, weil Bürger für die Rettung kämpften.

 Das Relief am Stadtarchiv erinnert an die Entstehung der Großstadt Saarbrücken. Ulrike Donié setzte sich sehr für das Kunstwerk ein.

Das Relief am Stadtarchiv erinnert an die Entstehung der Großstadt Saarbrücken. Ulrike Donié setzte sich sehr für das Kunstwerk ein.

Foto: Bast Medien

Wie friedlich sie beisammenstehen, die drei allegorischen Figuren der Städte St. Johann, (Alt)Saarbrücken und Malstatt-Burbach. „Die rechte Figur symbolisiert St. Johann, sie trägt die St. Johanner Rose. Die linke Figur steht für Saarbrücken, heute Alt-Saarbrücken, mit dem Schild des Grafen von Nassau-Saarbrücken. Und die mittlere hat einen Hammer und steht für Malstatt-Burbach, die Industriestadt“, beschreibt die Vorsitzende des Bürgerforums, Ulrike Donié, die Bedeutung der Figuren auf dem Relief.

Die Figuren hatten zusammen mit zwei weiteren Zierelementen bis 2008 den der Viktoriastraße zugewandten Giebel des Hauses Nummer 23-25 geschmückt, genannt „Walters Eck“, ehemals Tanzcafé Kiefer. Sie wurden dann, nach dem Abriss des Gebäudes, 2012 vor dem Stadtarchiv aufgestellt.

Als das beliebte Café Kiefer Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet wurde, war der Eindruck des Zusammenschlusses der drei Städte noch ganz frisch: „Am 5. Dezember 1908 wurde vertraglich vereinbart, dass Saarbrücken, St. Johann und Malstatt-Burbach zum 1. April 1909 zur Stadt Saarbrücken vereint werden“, berichtet Ulrike Donié.

Rund 105 000 Einwohner lebten in dieser neuen Stadt. „Das war die fünftgrößte deutsche Großstadt links des Rheins“, verdeutlicht die Vorsitzende des Bürgerforums die Dimensionen. Mit der Vereinigung wurde Saarbrücken außerdem eine kreisfreie Stadt.

 Cover Saarbrücker Geheimnisse. Foto: Bast Medien

Cover Saarbrücker Geheimnisse. Foto: Bast Medien

Foto: Bast Medien

Die Figuren blieben an ihrem Platz hoch oben am Giebel des Café Kiefer, sahen die Franzosen einmarschieren und wieder abziehen, erlebten den Zweiten Weltkrieg, überstanden den Bombenhagel. Nur die Modernisierungswut der Saarbrücker überstanden sie nicht – zumindest nicht am Giebel. Doch das Dreiergespann hielt fest zusammen: Die Abrissbirne konnte es nicht auseinanderbringen. Dies vor allem, weil Saarbrücker wie Ulrike Donié da waren und sie liebevoll schützten, indem sie sich dafür einsetzten, dass die Zierelemente des Hauses erhalten blieben. Sie halten zusammen. Nur den Standort haben sie gewechselt. Saarbrücken ist umgezogen.

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