Checkpoint Ein Checkpoint für Schwule und Lesben

Saarbrücken · Seit Beginn dieses Jahres ist der Treffpunkt in der Mainzer Straße auch Beratungsstelle. Viele Aktivitäten werden von dort koordiniert. Seit Kurzem gibt es auch eine spezielle juristische Beratung für geflüchtete Ausländer.

  Irene Portugall (links) und Lisa Rettig organisieren die Arbeit im Checkpoint in der Mainzer Straße 44 in Saarbrücken.

 Irene Portugall (links) und Lisa Rettig organisieren die Arbeit im Checkpoint in der Mainzer Straße 44 in Saarbrücken.

Foto: Iris Maria Maurer

Wer zum Checkpoint in der Mainzer Straße will, der muss nicht lange suchen. Eine große Leuchtreklame weist den Weg zum Informations-, Kommunikations- und Beratungszentrum des Lesben- und Schwulenverbandes, Landesverband Saar (LSVD Saar). Die großen Lettern der Leuchtreklame bedeuten aber auch: „Leute, hier sind wir“, sagt Irene Portugall vom Landesvorstand des LSVD. Sie kennt auch andere Zeiten, in der die Sichtbarkeit von queeren Menschen in der Öffentlichkeit nicht so selbstverständlich war. Sie ist stolz auf den Checkpoint, „mitten in der Stadt, ein kleines Licht. Jeder weiß was hier ist.“ Jeden Morgen freue sie sich aufs Neue, die Türe aufsperren zu dürfen.

Nur rund 80 Quadratmeter messen die Räume des Checkpoints. Kleine 80 Quadratmeter, von denen dennoch „alle Aktivitäten schwul-lesbischer Art in Saarbrücken“ ausgehen, sagt Irene Portugall. Die großen Regenbogenflaggen in den Schaufenstern sind neu, sie verhindern von außen einen Blick ins Innere des Checkpoints, schützen vor neugierigen Augen. Sie betonen aber auch die Funktion des Checkpoints als „Schutzraum“, so Portugall. Die Miete und ein Teil der Büromittel des Checkpoints werden zu maximal 80% vom Land getragen. Die meisten Projektunterstützungen werden ebenfalls vom Saarland getragen, teils unterstützt die Stadt einzelne Veranstaltungen über Bundesmittel des Projektes „Demokratie leben“.

Seit Beginn dieses Jahres ist der Checkpoint allerdings auch Beratungsstelle, die einzige dieser Art im Saarland. Und so konnte sogar eine zweite Kraft, Lisa Rettig, eingestellt werden. „So gut aufgestellt wie in diesem Jahr, waren wir noch nie“, betont Portugall. In der Beratungsstelle finden sich Menschen mit den verschiedensten Anliegen wieder: Die einen suchen Unterstützung beim Coming-Out, andere wollen ihre homosexuellen Kinder besser verstehen. Wie geht eine Familie mit der Transsexualität eines Kindes um, wo sind die richtigen Anlaufstellen? Auch dabei kann der Checkpoint mit seinem großen Netzwerk helfen.

Obwohl die meisten Menschen heutzutage durch Internetportale gut informiert sind, bietet der Checkpoint „psychosoziale und emotionale Unterstützung, die das  Internet nicht leisten kann“. Beratungen erfolgten dabei stets in einem geschützten Rahmen, unter vier Augen, außerhalb der Publikumsöffnungszeiten, betonen Portugall und Rettig.

Doch der Checkpoint ist nicht nur Beratungsstelle, sondern auch Treffpunkt: Schätzungsweise 300 Menschen sind in Gruppen organisiert, die im Checkpoint zusammenkommen, sich austauschen und untereinander stärken. Dazu zählen: „Buntes Leben im Alter“, „die schwulen Väter“, „Anpfiff – Homosexualität und Fußball“, „cinedames“, „Homosexualität und Kirche“, die Jugendgruppe „Familie Megalon“ und die Transgendergruppe. Besonders stolz ist man allerdings auch auf die Gruppe „Strangers are friends – Migration und Asyl“. „Überraschend gab es da riesigen Bedarf“, sagt Portugall. Heute hat die Gruppe rund 13 Mitglieder  – aus Syrien, Oman, dem Nordirak und Nigeria. Das bedeutet 13 Mal „Doppeldiskriminierung, tragische Geschichten, viel Arbeit und Einzelfallbetreuung“. Mit Erfolg. Teilweise konnte mit Hilfe des LSVD Saar und juristischem Beistand für die Betroffenen im zweiten Anlauf der Status des politischen Flüchtlings erstritten werden – aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und der damit einhergehenden Verfolgung im Heimatland.

Der Checkpoint ist aber auch Dreh- und Angelpunkt für das Schulprojekt des LSVD Saar, bei welchem junge, ausgebildete und homosexuelle „Teamer*innen“ wie Lisa Rettig in Schulen gehen und dort aus gesellschaftspolitischer Sicht zum Thema Homosexualität aufklären, für mehr Toleranz werben und die Klassen sensibilisieren. Man möge es glauben oder nicht, von den kleinen 80 Quadratmeter des Checkpoint geht auch die gesamte Planung und Organisation des Christopher Street Day SaarLorLux aus. Zudem ist der Checkpoint immer mal wieder Veranstaltungsort für Lesungen oder offene Gespräche. Dann werden die Möbel weggeräumt, der Checkpoint bestuhlt – „Wir lieben es eben warm“, lacht Portugall. Nicht zuletzt ist der Checkpoint aber auch ein Ort zum Ankommen, ein Ort, um sich und die Gesellschaft zu reflektieren.

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