Kolumne So kann’s gehen Eine Zeit der Dürre – eine Zeit der Wunder

Manchmal ist es besser, die Katze zu bekommen als den Esel. Oder die Mühle. Besser, sich auf das zu verlassen, was man hat, als zu begehren, was schwer erreichbar scheint. Zumal sich – apropos Katze – so mancher Kater als äußerst versiert gezeigt hat, nicht nur, was das Fangen von Rebhühnern und Betören von Königen angeht.

 Ruth Rousselange

Ruth Rousselange

Foto: SZ/Robby Lorenz

Auch Zauberer geschickt aufs Kreuz legen beherrscht der Gestiefelte Kater ebenso gut, wie Gottfried Kellers „Spiegel, das Kätzchen“. Und von E.T.A. Hoffmanns „Kater Murr“, einem ausschweifenden Plauderer vor dem Herrn, kann man lernen, was zufriedene Selbstgewissheit vermag.

Den Geschichtenerzählern geht es momentan gerade nicht so gut. Der Kulturbetrieb liegt brach, keine Veranstaltungen, keine Lesungen, kein Theater, wenig bis kein Verdienst. Welche immense Bedeutung das Erzählen und Vermitteln von Geschichten und Kulturwissen hat, wird einem dieser Tage richtig bewusst. Selbstverständlich wird auch online erzählt und Theater gespielt, trotzdem ist die direkte Konfrontation Künstler/Publikum etwas Besonderes, ein nicht zu unterschätzender Wert an sich.

Doch auch in diesen Zeiten geschehen Wunder. Eine Autorin hat mir von einem Ereignis erzählt, das sie tief bewegt. Eine Frau, die sie lediglich einmal getroffen und mit der sie sich gut unterhalten habe, auch über ihre Schreibarbeit, habe ihr später einen mehrstelligen Betrag einfach so in den Briefkasten gesteckt. Sie sei immer noch völlig verdattert. Ich kenne diese Autorin, eine extrem nette, aufgeschlossene und hilfsbereite Person, die sich mit ihren Büchern in andere Menschen und Kulturen einfühlt. Es ist im Märchen wie im Leben: Den Besuch einer Fee muss man verdient haben.

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