Die Völklinger haben die Wahl

Verschiedener könnten die Kandidaten der großen Parteien zur Oberbürgermeisterwahl kaum sein: Die SPD setzt auf Christiane Blatt als Sympathieträgerin. Die CDU schickt Kevin Frank als jung-dynamischen Verwaltungsfachmann ins Rennen. Fragt sich, welche Vorzüge stechen.

Die Völklinger SPD ist um einen Verlegenheitskandidaten herumgekommen. Statt Männer wie Erik Roskothen oder gar Christof Schmidt ins Rennen zu schicken, die bisher im Schatten der alten Partei-Recken kaum auffielen, setzt sie nun auf Christiane Blatt als Oberbürgermeisterkandidatin. Ex-Kandidat Norbert Degen, einst gegen Klaus Lorig unterlegen, soll zuvor mit dem Hinweis auf den Tisch geschlagen haben, dass die SPD nur mit einer populären Persönlichkeit die Wahl gewinnen könne.

Christiane Blatt (51) musste offenbar erst überredet werden, ihren Sessel im Landtag, falls es der Wähler will, mit dem heißen Stuhl im Völklinger Rathaus zu tauschen. Mit der Verantwortung für rund 40 000 Bürger, über 400 Mitarbeiter und nicht zuletzt einen Haushalt mit rund 100 Millionen Schulden erwartet sie dort eine ganz andere Welt als in ihrem Ludweiler, wo sie seit 2009 unangefochten als Ortsvorsteherin amtiert. Dort engagiert sie sich auch persönlich für Flüchtlinge oder, obwohl selbst evangelisch, für die Rettung der (katholischen) Wendalinus-Kapelle. Andererseits hat sie aber auch eine Position in der Gesamtstadt aufgebaut: als Stadtratsmitglied, Vorsitzende des Vereins Kulturgut und vor allem als (seit 2015) als SPD-Parteichefin, die mittlerweile auch selbstsicher vor großen Publikum aufzutreten weiß. Blatt, gelernte Fremdsprachenkorrespondentin, fehlt allerdings etwas, was auch einige Jahre im Landtag nicht wettmachen können: die Verwaltungserfahrung, mit der Konkurrent Kevin Frank (CDU, 39) punkten will. Studium der Verwaltungswissenschaften, dann als Offizier auch bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei, heute tätig im Beteiligungsmanagement der Stadt Saarbrücken, steht auf seiner Bewerbungsliste. Wobei er, bisher ein persönlich eher zurückhaltender Teamplayer in den Reihen der Union, gegenüber Blatt einiges an Bekanntheitsgrad gutzumachen hat. Könnte man beide Kandidaten zu einer Person zusammenfügen, läge die Zustimmung wahrscheinlich bei 120 Prozent. So aber müssen die Völklinger wählen, wem sie den Vorzug geben.

Nach Stadtwerke-Krise und Fischzucht-Desaster wünschen die Wähler vor allem einen Neuanfang. Kevin Frank, erst seit 2014 im Stadtrat, ist von Affären unbelastet. Andererseits gilt Klaus Lorig als sein politischer Ziehvater im CDU-Ortsverband Röchlinghöhe. Man wird beobachten, wie weit Frank sich von ihm abnabeln kann. Und ebenso, ob Blatt verdeutlichen kann, dass künftig sie und nicht Fraktionschef Erik Kuhn als Mann im Hintergrund die Richtlinien der Politik im Rathaus bestimmt. Und dass die Stadt künftig nicht von einer Ludweiler-Connection, bestehend aus ihr und Kuhn, regiert wird.

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