Das Müllrätsel von Korsika

So kann's gehen · Beruhigend, wenn man den Dingen auf den Grund gehen kann. Jetzt aber gibt es eine Sache, die SZ-Redakteurin Angelika Fertsch spanisch vorkommt oder besser gesagt, französisch.

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Foto: Robby Lorenz

Reisen bildet. Der Spruch hat sich auch jetzt wieder bewahrheitet. Ich konnte in meinem Urlaub tiefe Einblicke in die korsische Müll-Philosophie gewinnen. Mit Bruder und seiner Familie saßen wir abends in dem exotisch angelegten Garten des gemieteten Ferienhauses, als wir durch merkwürdig scheppernde Geräusche hochschreckten. Es muss gegen 22.30 Uhr gewesen sein, schon jenseits der Dämmerung. Umso ungewöhnlicher also. Schließlich donnerte ein riesiger Müllwagen am Grundstück vorbei. Und wir wussten Bescheid. Auf Koriska leeren die Müllwerker Container und Tonnen offensichtlich zu später Stunde. Wegen der Hitze? Wegen des geringeren Verkehrs? Am nächsten Abend wiederholte sich das Ritual, am übernächsten auch. Aber wieso kamen die im 24-Stunden-Turnus? In Lothringen, immerhin auch Departement von Frankreich, genauer: im grenznahen Städtchen Saargemünd kommt die Müllabfuhr einmal die Woche, am Dienstagmorgen.

Haben die korsischen Kollegen Sonderschichten eingelegt, wegen der drei Millionen Touristen, die jeden Sommer auf der Insel einfallen? Oder sind die Enwohner von Borgo, unserem Urlaubsort, als besonders abfallproduzierend verschrien? Und was machen die mit dem Müll, wenn sie ihn einsammeln? Wird der nachts heimlich ins Meer verkippt? Reisen bildet, aber diesmal bleibe ich ratlos ohne Antwort zurück.

Eins ist mir nach der Rückkehr aber aufgefallen: Die gelben Säcke, die alle 14 Tage in der Region kiloweise die Straßenränder säumen. Plötzlich wusste ich, an was die mich immer erinnern: an Neapel im Müllstreik. Mülltechnisch gesehen müsste ich also eigentlich gar nicht mehr verreisen. Das Lebensgefühl von Bella Italia finde ich damit schon vor der Haustüre.

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