Verbeugung vor einem Busfahrer

Saarbrücken · Es sind kleine Geschichten, die es zu erzählen lohnt, findet SZ-Redakteur Martin Rolshausen.

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Foto: Robby Lorenz

Die Welt ist schlecht. Manchmal so schlecht, dass es einem schlecht wird. Und manchmal liegen Gut und Böse ganz nah beieinander. Das zeigt diese kleine Geschichte . Es geht in ihr nicht um die große Welt, sondern nur um eine Busfahrt durch Saarbrücken.

Die Geschichte begann für mich, als sie schon lange gelaufen war - mit einem Anruf. Eine Frau war am Telefon, weil sie mir unbedingt mal "etwas Schönes für die Zeitung" erzählen wollte - wo doch immer so viel geschimpft werde. Ohne Schimpfen kommt diese Geschichte allerdings nicht ganz aus. Sie beginnt nämlich mit einem unangenehmen Erlebnis. Die Frau wollte nach einem schönen Abend in der Innenstadt mit dem Bus heim nach Altenkessel fahren. Sie sei das Busfahren nicht gewohnt, sagt sie. Und die Busfahrerin habe einen ziemlich hektischen Fahrstil gehabt. Ergebnis: Der Frau wurde vom Rumgeschockel so schlecht, dass sie in Burbach aus dem Bus ausstieg, um sich erstmal hinzusetzen und durchzuatmen.

Nun beginnt der schöne Teil der Geschichte : Kurz darauf hielt vor ihr der nächste Bus nach Altenkessel. Als sie dem Busfahrer sagte, dass ihr das Busfahren bisher nicht gut bekommen sei, setzte er sie ganz nach vorne - und zeigte dann, was mit einem Bus möglich ist.

Man habe kaum gemerkt, dass der Bus führ, so sachte habe er ihn gesteuert. "Es war, als würde er den Bus schieben", schwärmt die Frau. Sie würde dem Busfahrer gerne danken, aber der muss anonym bleiben, sein Arbeitgeber darf nicht wissen, wer er ist, denn am Ende der Fahrt hat er etwas getan, was er nicht darf: Er hat die Frau nicht ordnungsgemäß an der Haltstelle, sondern verbotenerweise vor ihrer Haustür rausgelassen.

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